Giraffenkuh mit
Jungtier |
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Systematik
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Wissenschaftlicher
Name |
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Artiodactyla |
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Owen, 1848 |
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Unterordnungen |
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Die Paarhufer
(Artiodactyla) oder Paarzehigen Huftiere sind eine Ordnung der Höheren
Säugetiere (Placentalia). Sie umfassen etwa 220 Arten, von denen einige große
wirtschaftliche Bedeutung haben, insbesondere aus der Familie der Hornträger.
Paarhufer tragen ihren Namen,
weil sie eine gerade Anzahl von Zehen haben, nämlich zwei oder vier. Die
Verwandtschaft der einzelnen Gruppen erkannte als erster der Zoologe Richard
Owen im 19. Jahrhundert, der auch die Begriffe „Unpaarhufer“ und „Paarhufer“
prägte. Die Mittelachse eines Beins liegt bei Paarhufern zwischen der dritten
und vierten Zehe. Diese beiden Mittelzehen sind am besten ausgebildet. Die
ursprünglich vorhandene erste Zehe ist nur bei fossilen Vertretern belegt und
fehlt bei heutigen Paarhufern immer. Die zweite und fünfte Zehe sind unterschiedlich
ausgebildet: Bei den als ursprünglich angesehenen Flusspferden sind sie noch
groß und voll funktionsfähig. Bei der großen Mehrzahl der Paarhufer, zum
Beispiel bei Hirschen, Gazellen, Rindern und Ziegen, sind sie stark reduziert
und berühren den Grund nicht mehr; in diesem Fall werden sie „Afterzehen“
genannt. Bei manchen Paarhufer-Familien wie bei den Kamelen und den Giraffen
ist die Rückbildung so weit gegangen, dass die zweite und fünfte Zehe nicht
einmal mehr als Rudimente vorhanden sind.
Wie viele andere Säugetierordnungen
traten die Paarhufer zuerst vor etwa 54 Millionen Jahren im frühen Eozän auf. Diese
frühen Paarhufer waren eher kleine Tiere mit vier oder fünf gut ausgebildeten
Zehen, die sich von weichen Pflanzenteilen und Blättern ernährten; sie hatten
keine „Stirnwaffen“ (Hörner oder Geweihe) und ein einfaches Verdauungssystem. Im
späten Eozän vor etwa 46 Millionen Jahren hatten sich dann schon die drei heute
noch vorkommenden Unterordnungen herausgebildet: die Schweineartigen oder
Nichtwiederkäuer (Suina), die Schwielensohler (Tylopoda) und die Wiederkäuer
(Ruminantia).
Die Anatomie des
Verdauungssystems ist klassischerweise Grundlage für die Einteilung der
Paarhufer. Schweine, Pekaris und Flusspferde haben einen zwei- beziehungsweise
dreikammerigen Magen und verdauen direkt, ohne wiederzukäuen. Sie werden
deshalb als Schweineartige oder Nichtwiederkäuer zusammengefasst. Alle anderen
Paarhufer haben die Fähigkeit zum Wiederkäuen. Nach heutigen Erkenntnissen hat
sich diese Fähigkeit allerdings zweimal unabhängig voneinander entwickelt;
deshalb werden die Kamele nicht zu den eigentlichen Wiederkäuern (Ruminantia)
gezählt, sondern diesen als Schwestergruppe der Schwielensohler (Tylopoda)
gegenübergestellt.
Auch die Wale stammen von
paarzehigen Huftieren ab. Während sie in der klassischen Systematik - auf Grund
ihrer völlig anderen evolutiven Bauplanentwicklung - eine eigene Ordnung (in
Abstammung von den Paarhufern) bilden, müssen sie bei einem Kladogramm - das
stets nur den phylogenetischen Verzweigungspunkt, nicht aber den Körperbauplan
und die evolutiven Veränderungen berücksichtigt - in die Paarhufer einbezogen
werden. Es folgt eine vereinfachte Darstellung einer phylogenetischen
Systematik der Paarhufer.
Artiodactyla (Paarhufer)
|-- Suina (Schweineartige)
| |-- N.N.
| | |-- Hippopotamidae (Flusspferde)
| | `-? Cetacea (Wale)
| `-- Suoidea (Schweine und Pekaris)
`-- Selenodontia
|-- Tylopoda (Kamele, Schwielensohler)
`-- Ruminantia (Wiederkäuer)
|-- Tragulidae (Hirschferkel)
`-- Pecora (Stirnwaffenträger)
|-- Giraffidae (Giraffe und Okapi)
`-- N.N.
|-- Cervoidea
| |-- Moschidae (Moschushirsche)
| `-- N.N.
| |-- Antilocapridae (Gabelhornträger)
| `-- Cervidae (Hirsche)
`-- Bovidae (Hornträger)
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