Im Gegensatz zu ihren
südamerikanischen Verwandten, den Neuweltkamelen sind die beiden Kamelarten der
alten Welt Bewohner der trockensten Gebiete der Erde. Sie sind
Überlebenskünstler der Wüste, wo nur wenige Großsäugetiere in der Lage sind, zu
überleben. Altweltkamele haben die Anpassung an diese lebensfeindliche Umgebung
perfektioniert (sie dazu auch oben Merkmale).
Altweltkamele sind tagaktiv und
leben in freier Wildbahn zumeist in Haremsgruppen, die aus einem Männchen,
mehreren Weibchen und dem gemeinsamen Nachwuchs bestehen. Heranwachsende
Männchen, die aus ihrer Geburtsgruppe vertrieben wurden, bilden oft
Junggesellengruppen. Um die Führerschaft in einer Haremsgruppe kann es zu
erbitterten Kämpfen zwischen zwei Männchen kommen.
Kamele sind Pflanzenfresser, die
sich hauptsächlich von Gräsern ernähren. Sie sind in der Lage, auch
dornenreiche und salzhaltige Pflanzen als Nahrung zu nutzen. In absoluten
Notsituationen fressen sie jedoch auch Knochen, Häute oder Fleisch sowie Zelte,
Sandalen oder Tücher ihrer Besitzer.
Dromedar mit
Jungtier
Nach einer relativ langen
Tragzeit von 360 bis 440 Tagen bringt das Weibchen in der Regel ein einzelnes
Jungtier zur Welt. Dieses ist Nestflüchter und kann innerhalb kürzester Zeit
selbständig gehen. Nach rund einem Jahr wird es entwöhnt, nach zwei bis drei
Jahren geschlechtsreif. Altweltkamele können 40 bis 50 Jahre alt werden.
Die Eigenschaften der Kamele sind
natürlich auch für die Menschen der Wüstenregionen von Vorteil, und so
verwundert es nicht, dass beide Altweltkamelarten bereits im dritten
vorchristlichen Jahrtausen (vor über 5.500 Jahren) domestiziert wurden und der
Mensch sie seitdem als Haustiere nutzt. In den Emiraten reicht die Nutzung von
Kamelen nachweislich bis 2600 v. Chr. zurück. Sie dienen als „Wüstenschiffe“,
also als Reit- und Lasttiere in den Trockengebieten. Daneben werden ihr
Fleisch, Fett, Milch, Wolle und Leder genutzt. Sogar ihr Mist dient,
getrocknet, in der rohstoffarmen Umgebung als Brennmaterial. Der Nutzung
entsprechend wurden so viele verschiedene Rassen gezüchtet. Vom Trampeltier
sind drei Rassen bekannt: das astrachanische, das burjat-mongolische und das
kasachische Trampeltier. Vom Dromedar gibt es unzählige Rassen. Darum wurden
die Tiere über fast alle Wüsten der Erde, sogar bis nach Australien, wo sie im
19. Jahrhundert eingeführt wurden, angesiedelt.
Als wichtige Last- und Nutztiere
spielen Altweltkamele (im allgemeinen Sprachgebrauch meist einfach als „Kamele“
bezeichnet) eine bedeutende Rolle. Im muslimischen Raum wird ihnen manchmal
Hochachtung entgegengebracht, was sich auch der Legende widerspiegelt, wonach
der Mensch zwar die 99 Namen Allahs kennt, der hundertste aber nur dem Kamel
bekannt sei. Bereits seit dem frühen Mittelalter tauchen sie in der Bildenden
Kunst der westlichen Welt auf. Dies ist vor allem auf die Erwähnungen der Kamele
in der Bibel zurückzuführen.
Wiener Genesis,
Rebekka begegnet Elisier, während sie die Kamele am Brunnen tränken lässt, 6. Jahrhundert
So wird beispielsweise die
biblische Person Rebekka häufig mit Kamelen dargestellt. Das Alte Testament
berichtet, dass sie gemeinsam mit den Dienern damit beschäftigt war, die Kamele
am Brunnen zu tränken, als ihr Elesier begegnet, der Brautwerber ihres späteren
Mannes Isaak. Diese Szene wird beispielsweise in der sogenannten "Wiener
Genesis" aus dem 6. Jahrhundert dargestellt. Auf dieser Darstellung
befinden sich auch Kamele.
Bekannt ist auch die biblische
Aussage vom Kamel im Nadelöhr: „Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als
dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt.“ (Mk 10,25). Diese Aussage dürfte
allerdings auf einen Übersetzungsfehler zurückzuführen sein, da das Wort kamilos
ein Schiffstau bezeichnet.
Im westlichen Verständnis haben
Kamele einen eher schlechtem Ruf und sind sogar in den Schimpfwortschatz
eingegangen. Eine humorvolle Aufarbeitung ist die Kamelopedia, eine Parodie der
Wikipedia.
Die Altweltkamele bilden eine Gattung
innerhalb der Familie der Kamele (Camelidae), wo sie das Schwestertaxon der
Neuweltkamele (Gattungen Lamas (Lama) und Vikunjas (Vicugna))
darstellen. Dromedare und Trampeltiere sind untereinander kreuzbar, Hybride
werden Tulus oder Bukhts genannt. Sie sind größer als jeder
Elternteil und haben entweder einen einzelnen, lang gezogenen oder einen
größeren und einen kleineren Höcker. Weibliche Tiere, die wiederum mit einem
Trampeltier gepaart werden, finden in Kasachstan Nutzung als Reitkamele.
Auch mit Lamas wurden
Altweltkamele durch Insemination gekreuzt. Die so entstandenen Hybride wurden
von den verantwortlichen Wissenschaftlern „Camas“ genannt.
Wikipedia
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