Kriegselefant.
Bild der Illustrated London News, 1845.
Kriegselefanten waren eine starke, wenngleich auch nicht
weitverbreitete, Kriegswaffe in der Militärgeschichte. Es handelt sich in
erster Linie um indische Elefanten, seltener um afrikanische, die zu
Kriegszwecken bemannt und gerüstet wurden. Dabei wurden ausschließlich
männliche Tiere zu Kriegselefanten trainiert, da diese schneller und
aggressiver als die weiblichen Tiere sind. Kriegselefanten konnten
unterschiedlich ausgerüstete Soldaten wie zum Beispiel Bogenschützen,
Lanzenträger oder Speerwerfer tragen. Die Kriegselefanten hatten zudem auf
Heere, die sie nicht kannten, eine abschreckende und verunsichernde Wirkung.
Vor allem aber stellten sie durch ihr Gewicht auch selbst eine Waffe dar, indem
sie den Feind niedertrampelten. Letzteres war in der Armee Karthagos der
einzige Zweck der Kriegselefanten, da diese nur von einem einzigen Mann
geritten wurden, dessen Aufgabe es war, das Tier zu lenken (was natürlich nicht
ausschließt, dass dieser zusätzlich z.B. mit Wurfspeeren ausgerüstet wurde).
Das liegt wohl daran, dass die Karthager die vergleichsweise kleinen
afrikanischen Waldelefanten verwendeten. Die ursprünglichen Kriegselefanten im
alten Indien scheinen aber zumindest von einem zusätzlichen Krieger geritten
worden zu sein. Für die Elefanten, die in den Armeen der Diadochen, der
Nachfolger Alexanders des Großen kämpften, wurde ein kleiner "Turm"
aus Holz und Leder konzipiert, welcher auf dem Rücken des Tieres befestigt
wurde. Dieser sollte ursprünglich zwei, später bis zu vier Kämpfer aufnehmen.
Erste Elefantenzähmungen fanden
in der frühen Indus-Kultur vor etwa 4000 Jahren statt. Dabei werden Elefanten
bis auf wenige Ausnahmen nicht wirklich domestiziert, sondern stets in freier
Wildbahn eingefangen und gezähmt. Dies liegt vor allem im langsamen Wachstum
und dem großen Futterbedarf von Elefanten begründet. Aus diesem Grund hat auch
keine wirkliche Zucht von Elefantenrassen stattgefunden. Erste
Elefantenzähmungen wurden zum Einsatz in der Landwirtschaft in Indien getätigt.
Der erste Einsatz von Elefanten zu Kriegszwecken fand etwa um 1100 v. Chr.
statt und wird erstmals in alten Sanskrit-Hymnen erwähnt.
Von Indien aus wurden die
Elefanten ins Perserreich importiert und in mehreren Feldzügen eingesetzt. Es
gilt als wahrscheinlich, dass Europäer erstmalig in der Schlacht von Gaugamela
am 1. Oktober 331 v. Chr., in der Alexander der Große gegen die Perser kämpfte,
auf Kriegselefanten trafen. Es handelte sich um fünfzehn Tiere, die im Zentrum
der persischen Linien postiert waren. Die Elefanten machten einen so großen
Eindruck auf die makedonischen Truppen, dass Alexander sich genötigt sah, dem
Gott der Angst in der Nacht vor der Schlacht zu opfern. Die Schlacht wurde zu
Alexanders größtem Erfolg, die Kriegselefanten hingegen spielten hier keine
große Rolle. Im Fortlauf seines Perserzugs erkannte Alexander aber den Nutzen von
Kriegselefanten und integrierte solche auch in seine Armee. Fünf Jahre später
in der Schlacht am Hydaspes hatte Alexander bereits große Erfahrung im Umgang
mit Kriegselefanten und konnte die Schlacht, wenn hier auch ohne eigene
Elefanten, für sich entscheiden.
Das Wissen über den militärischen
Nutzen von Kriegselefanten verbreitete sich schnell über die damalige Welt. Die
Nachfolger Alexanders (Diadochen) verfügten in ihren Kriegen bereits über
hunderte von Elefanten: Seleukos I. schloss einen Vertrag mit dem Mauryakönig
Chandragupta ab, der ihm im Gegenzug für einige umstrittene Territorien 500
Kriegselefanten überließ. Überhaupt wurden die Elefanten zu einer beliebten
Waffe in der hellenistischen Welt. Die Ptolemäer in Ägypten verwendeten
afrikanische Elefanten.
Der Afrikanische Elefant ist zwar
größer und kräftiger als der Indische, aber er ist auch schwieriger zu zähmen.
Sie wurden jedoch in der Schlacht von Raphia eingesetzt, wo Antiochos III. 102
indische Kriegselefanten und Ptolemaios IV. 73 afrikanische Kriegselefanten
einsetzte. Möglicherweise handelte es sich dabei aber auch um die kleineren
afrikanischen Waldelefanten. Letztere wurden auch von der Armee Karthagos in
den Punischen Kriegen eingesetzt.
In den nächsten Jahrhunderten
fanden Kriegselefanten auch im Krieg gegen das Römische Reich Verwendung. Die
erste Begegnung Roms mit Kriegselefanten fand in der Schlacht von Heraclea 280
v. Chr. statt. Der berühmteste Feldherr, der Kriegselefanten gegen Rom
einsetzte, war der Karthager Hannibal. Er konnte sich damit entscheidende
Vorteile verschaffen. Berühmt geworden ist in diesem Zusammenhang vor allem die
Überquerung der Alpen Hannibals mit den Elefanten im Jahre 218 v. Chr.. In
Hannibals letzter Schlacht, der Schlacht von Zama im Jahre 202 v. Chr. wurde
jedoch deutlich, dass die Elefanten der Karthager vor den Fanfaren der
römischen Kriegstrompeten scheuten. Zudem war ihr Einsatz ineffektiv, da die
Römer Gassen für die Elefanten bildeten und somit nur wenige Soldaten
niedergetrampelt wurden. 156 Jahre später, in der Schlacht bei Thapsus am 6.
Februar 46 v. Chr., bewaffnete Julius Caesar seine Legio V Alaudae mit Äxten
und gab Anweisung, auf die Beine der Tiere einzuschlagen. Die Legion war
siegreich und wählte fortan den Kriegselefanten zu ihrem Wappentier. Die
Schlacht bei Thapsus war der letzte große Einsatz von Kriegselefanten in
Europa.
Plinius der Ältere berichtet in
seinem achten Buch (VIII 1,27), dass Schweine eine effektive Waffe gegen
Kriegselefanten sind, da sich die Elefanten durch das Quieken erschrecken
lassen. Eine Belagerung der Stadt Megara wurde beendet, indem die Bewohner
Schweine mit Öl übergossen, diese in Brand steckten und die brennenden,
quiekenden Schweine in die gegnerischen Kriegselefanten jagten. Die Elefanten
gerieten dadurch in Panik.
In der Spätantike setzten, so
berichtet uns Ammianus Marcellinus, die Sassaniden teils Kriegselefanten ein.
Im Mittelalter wurden jedoch fast keine Kriegselefanten eingesetzt, da die
Europäer auch kaum mit diesbezüglich ausgerüsteten Truppen in Kontakt kamen.
Karl der Große ritt auf einem Kriegselefanten, Abul Abbas, ein Geschenk des
Kalifen von Bagdad, in seinem Feldzug gegen die Dänen im Jahre 804. Friedrich
II. konnte sich während der Kreuzzüge eines Kriegselefanten bemächtigen, der
später in der Stadt Cremona verblieb.
Der Einsatz von Kriegselefanten
stellte immer wieder eine herausragende Erinnerung in der Geschichte dar. So
wird die Geburt Mohammeds beispielsweise nach dem Jahr des Elefanten bemessen –
dem Jahr, als afrikanische (aksumitische) Kriegselefanten auf der arabischen
Halbinsel bis nach Mekka zogen.
Auf dem indischen Subkontinent
kamen Kriegselefanten über einen besonders langen Zeitraum zum Einsatz. Dabei
trugen die Elefanten einen hölzernen Aufbau, den Howdah, der
Bogenschützen und Speerwerfer schützte. Der Reiter, Mahut genannt,
lenkte seinen Elefanten direkt in die gegnerischen Truppen. Bis weit in die
Frühe Neuzeit hinein wurden indische Kriegselefanten durch Rüstungen geschützt,
bei denen es sich oft um eine Art Schuppenpanzer handelte.
Kriegszug der
Khmer, Angkor, spätes 12. Jh.
Der Einsatz von Kriegselefanten
durch indische Sultanate beendete fast die Serie von Timur Lenks Eroberungen.
Im Jahr 1398 stand Timur einer Armee von über einhundert Kriegselefanten
gegenüber und verlor fast wegen der bloßen Angst seiner Truppen. Timur konnte
nur durch einen Trick gewinnen: er band brennendes Stroh auf den Rücken seiner
Kamele, die in die Linien der Inder preschten und die Elefanten in Panik
versetzten, die ihre eigenen Herren niedertrampelten. Später verwendete Timur
Lenk auch übergroße Krähenfüße zur Verteidigung gegen Kriegselefanten. Er
begann aber auch eigene Kriegselefanten in seine Armee zu integrieren und
setzte diese im Krieg gegen das Osmanische Reich ein.
Auch in Südostasien wurden
Kriegselefanten in den Armeen der historischen Reiche der Khmer (Angkor), der
Thai (Sukhothai und Ayutthaya) und der Cham (heute Vietnam) eingesetzt.
Es gibt eine ganze Reihe von
Zwecken, zu denen Kriegselefanten eingesetzt werden können. Durch ihre Größe
und Kraft sind sie in der Lage, schwere Lasten zu transportieren. In der
Schlacht bildeten sie oft das Zentrum der eigenen Linie, wo sie effektiv ebenso
offensiv wie auch defensiv eingesetzt werden konnten.
Ein Angriff durch Kriegselefanten
konnte eine Geschwindigkeit von 30 km/h erreichen, und ließ sich – im Gegensatz
zu einem Angriff mit aus Pferden bestehender Kavallerie – nur sehr schwer durch
Infanterie mit Lanzen stoppen. Selbst die Makedonische Phalanx konnte in große
Schwierigkeiten kommen. Elefantenangriffe basierten auf purem Krafteinsatz: die
Tiere sprengten in die gegnerischen Linien, trampelten die Soldaten nieder und
schlugen mit ihrem Rüssel um sich. Die Männer, die nicht niedergetrampelt oder
zur Seite geworfen wurden, waren zumindest zurückgedrängt, und die
Schlachtordnung des Gegners wurde empfindlich gestört. Zudem war der
psychologische Aspekt eines auf Menschen loslaufenden Elefanten nicht zu
unterschätzen. Oft brach Panik unter den Soldaten aus. Pferde scheuten oft
allein schon wegen des ungewohnten Geruchs von Elefanten. Die dicke Haut der
Kriegselefanten machte sie schwer verletzbar, während die Reiter durch die
Masse und Höhe der Tiere gut geschützt waren. Hautwunden, die dennoch
entstanden, heilen jedoch nach der Schlacht schlechter aus. Unglücklicherweise
neigen Elefanten aber auch zu Panik und liefen Amok, wenn sie verletzt waren
oder ihr Reiter getötet war. Dann verletzten sie oft auch die eigenen Reihen.
Erfahrene römische Infanterie versuchte oft die Rüssel der Elefanten
abzutrennen, was eine sofortige Panik bei den Tieren verursachte. Oft wurde
auch versucht, die Tiere durch Geplänkel im Vorfeld der Schlacht zu töten bzw.
in Panik zu versetzen.
In den Kriegen der Diadochen
waren die Kriegselefanten gepanzert und trugen Holzaufbauten, den sogenannten Howdah,
auf ihrem Rücken. Sie waren mit zwei bis vier Soldaten besetzt, häufig
Bogenschützen und/oder Soldaten, die mit Sarissen, fünf bis sechs Meter
langen Piken, bewaffnet waren. Die kleineren Waldelefanten der Karthager waren
jedoch zu schwach, um Aufbauten zu tragen.
Zusätzlich zu den Soldaten wurde
jeder Elefant von einem Mann mittels eines mit einem Haken versehenen Stabes
gelenkt. Er soll aber nicht nur für das Lenken des Tieres verantwortlich gewesen
sein, sondern trug auch ein Stemmeisen und einen Hammer bei sich. Das Eisen
konnte, falls der Elefant in gefährliche Panik geriet, in das Rückenmark des
Tieres geschlagen werden, um es auf diese Weise schnell zu töten.
Kriegselefanten werden oft mit den
Panzern des Zweiten Weltkriegs verglichen. Ihre taktischen Verwendungen
unterscheiden sich aber so grundsätzlich, dass dieser Vergleich nicht Bestand
haben sollte.
Vor allem zoologisch bedingte
Nachteile der Elefanten führten dazu, dass sie in moderneren Kriegen nicht mehr
effektiv einsetzbar waren. Ihre Unfähigkeit, zwischen eigenen und fremden
Kriegern zu unterscheiden, machten sie für Schlachten der ausgehenden Antike
und des beginnenden Mittelalters, in denen es seltener klare Phalanx-Ordnungen
und mehr bewegliche Kleingruppen gab, ungeeignet, da man sie nicht mehr in eine
große Ansammlung von Gegnern lenken und toben lassen konnte. Auch ein schneller
Ortswechsel ist mit ihnen nicht möglich, denn ihre Ausdauer ist bei hoher
Aktivität sehr viel geringer als die der Pferde. Ein Elefant kann etwa nur zwei
Minuten lang rennen und ist dabei langsamer als ein Pferd.
Außerdem sind Elefanten allgemein
keine aggressiven Tiere und können nur durch große Hektik und auch Misshandlungen
zu destruktiven Verhaltensweisen gebracht werden. Elefantenkühe sind überhaupt
nicht dazu zu bewegen, Menschen zu zertrampeln oder mit dem Rüssel zu
erschlagen und auch Elefantenbullen beruhigen sich nach einem Wutanfall schnell
wieder und stellen dann den Kampf ein, verlassen das Kampfgewühl oder laufen
davon.
Kriegselefanten bringen auch
logistische Nachteile mit sich, denn sie müssen täglich viele Stunden ungestört
mit Fressen verbringen können, während denen sie 150 bis 300 kg Blattwerk und Zweige
zu sich nehmen, um ihren Energiebedarf zu decken. Die Nahrung musste vor Ort
verfügbar sein. Die Verwendung von Kraftfutter wie Getreideschrot oder
Zuckerfrüchte ist, anders als bei Pferden, bei Elefanten aufgrund ihres auf
Zellulose eingestellten Verdauungsystems nur bedingt möglich. Es ist deshalb
schwer, die Ruhe- und Freßzeiten bei Elefanten wesentlich zu verkürzen. Auch
hierin wird eine Parallele zu den Panzern der Neuzeit gesehen, denn auf eine
Kampfstunde kommen oft viele Wartungsstunden.
Elefanten sind zudem sehr
anfällig gegenüber Wundinfektionen, die sich nach der Schlacht in gemäßigtem
Klima einstellen. Schutzumhänge und Panzerungen mussten deshalb zunehmend
aufwendiger hergestellt werden und konnten trotzdem nicht mit der Entwicklung
von leistungsstärkeren Fernwaffen mithalten. Der Einsatz von Kriegselefanten
wurde mit der Verwendung von Schwarzpulver zu militärischen Zwecken im späten
15. Jahrhundert völlig unmöglich, da sie sich durch einen Schuss einer Arkebuse
oder Kanone einfach bezwingen ließen.
Als wesentlichster Punkt für
das Verschwinden der Kriegselefanten kann ihre geringe Verfügbarkeit
angesehen werden. Aufzucht und Ausbildung dauert Jahre und ausgefallene Tiere
konnten, anders als Pferde, nur geringfügig ersetzt werden. Historische Quellen
lassen darauf schließen, dass die Elefanten bei der Zusammenstellung der Heere
im Ursprungsland zusammen gesucht wurden, sich ihre Zahl aber im Laufe der
Schlachten stets verringerte. Dem Elefant blieb deshalb das Schicksal der
Pferde erspart, die millionenfach in den Kriegen der Neuzeit
"verbraucht" wurden. Er stellt heute ein Symbol für Kraft,
Intelligenz und vor allem Friedfertigkeit dar.
Eine unvollständige Liste von
bedeutenden Schlachten, in denen Kriegselefanten zum Einsatz kamen:
Wikipedia
http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Kriegselefant&action=history
http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html