Anmerkung: Obwohl auch der Mensch
zoologisch zu den Säugetieren gehört, wird er selbst im Folgenden nicht
behandelt. Stattdessen wird das Verhältnis des Menschen zu den übrigen
Säugetieren thematisiert.
Ohne Zweifel haben Säugetiere die
menschliche Geschichte entscheidend mitgeprägt. Schon seit jeher haben Menschen
ihr Fleisch gegessen und ihr Fell und ihre Knochen verarbeitet. Sie wurden als
Reit- und Arbeitstiere eingesetzt; bis heute werden sie als Milchlieferanten,
als Wach- und Labortiere verwendet. Umgekehrt haben auch die Menschen
maßgeblichen Einfluss auf die meisten Säugetierarten. Manche Gattungen haben im
Gefolge des Menschen ihr Verbreitungsgebiet drastisch vergrößert oder sind als
Neozoen in fremden Regionen eingebürgert worden. Vielfach jedoch sind durch
Bejagung und Zerstörung des Lebensraumes ihre Populationen eingeschränkt und
ihr Verbreitungsgebiet drastisch verringert worden. Eine ganze Reihe von
Säugern ist schließlich durch direkten oder indirekten menschlichen Einfluss
unwiederbringlich von der Erde verschwunden.
Hausschweine
zählen zu den wichtigsten Nutztieren
Eine Reihe von Säugetierarten
wird vom Menschen wegen ihres (wirtschaftlichen) Nutzens gehalten. Zu diesem
Zweck domestizierte Tiere werden als Nutztiere bezeichnet. Weiterhin werden
(Wild-)Tiere gejagt, oder halbdomestizierte Tiere im Freiland gehalten und
später regelrecht "geerntet" (Beispiele sind Hutewälder oder die
Rinder- und Pferdezucht in Amerika).
Arbeitselefanten
Der Degu ist ein
typischer Vertreter der Heimtiere
Aus vielen der oben genannten
Gründe beschränkte sich der Mensch nicht nur auf die Jagd, sondern versuchte
auch, gewisse Tierarten in seiner Nähe zu halten und nachzuzüchten. Die
Domestizierung von Nutztieren begann zumindest vor rund 10.000 bis 15.000
Jahren Jahren, beim Haushund deuten genetische Studien allerdings an, dass
dieser Prozess schon vor mehr als 100.000 Jahren begonnen haben könnte. Im
achten Jahrtausend v. Chr. dürften bereits Wildziege, Wildschaf und Wildrind,
etwas später auch das Wildschwein zu Hausziege, Hausschaf, Hausrind und
Hausschwein domestiziert worden sein. Nutztiere dienten zunächst vorwiegend als
Nahrungsmittellieferanten, später wurden dann auch Tiere zur Arbeitstätigkeit
eingesetzt, so seit rund 3000 v. Chr. das Hauspferd und das Lama. Der Prozess
der Domestizierung verlief vielschichtig, genetische Studien deuten an, dass
bei vielen Haustieren in unterschiedlichen Regionen dieser Schritt mehrmals
unabhängig voneinander vonstattenging.
Als Schädlinge werden Tierarten
bezeichnet, die dem Menschen gegenüber Schaden anrichten. Der Begriff ist
abhängig von Wertvorstellungen und vor allem der wirtschaftlichen Perspektive
und daher kein Begriff der Biologie.
Eine Reihe von Säugetieren gilt
als Landwirtschafts- oder Nahrungsmittelschädlinge, das heißt sie ernähren sich
entweder direkt in den zur Nahrungsmittelproduktion genutzten Gebieten oder an
Aufbewahrungsorten von den vom Menschen produzierten Nahrungsmitteln. Durch die
großflächige Einführung von Agrarflächen kommt es zu einem Überangebot an
Nahrung für manche Tierarten, das in deren starker Vermehrung und somit
weiterer Schädigung resultiert. Vor allem in Entwicklungsländern lässt sich
dieser Trend beobachten. Zu den hierzulande bekanntesten
Nahrungsmittelschädlingen zählen Mäuse, insbesondere die Hausmaus und Ratten
wie die Haus- oder Wanderratte, die sich als Kulturfolger dem Menschen
angeschlossen haben und eine weltweite Verbreitung erlangt haben. Einige Tiere
(darunter Flughunde und zahlreiche Nagetierarten) ernähren sich direkt von den
Feldfrüchten, andere sorgen durch ihre unterirdische Lebensweise für Schäden an
den Wurzeln. Die Viehwirtschaft sieht in fleischfressenden Tieren, vor allem
Raubtieren eine Nahrungskonkurrenz, zumindest zwei Arten, der Falklandfuchs und
der Beutelwolf sind durch Bejagung ausgestorben. In analoger Weise sieht die
Fischerei Robben und andere fischfressende Säuger als wirtschaftliche Gefahr
und verfolgt sie.
Das Ausmaß der tatsächlichen
Bedrohung, die als „Schädlinge“ bezeichnete Tiere anrichten, ist ungewiss und
dürfte oft übertrieben dargestellt werden. Häufig ist der Mensch die
Hauptursache dafür, indem er massiv in den natürlichen Lebensraum der Tiere
eingreift. Durch die Umwandlung der Habitate in landwirtschaftlich genutzte
Flächen und die Verringerung des Nahrungsangebotes werden viele Arten gezwungen,
sich neue Nahrungsquellen zu erschließen. Diese stehen dann in Konkurrenz zu
den wirtschaftlichen Interessen und leiten die Verfolgung ein. Nichtsdestotrotz
wird mit exzessiven Bejagungen, Vergiftungen und mit anderen Methoden Jagd auf
diese „Schädlinge“ gemacht, was sich oft fatal auf die Population auswirkt.
Menschen sind manchmal auch
direkten Bedrohungen durch die Säugetiere ausgesetzt. Im Bewusstsein verankert
sind dabei vorwiegend die Fälle der großen menschenfressenden Raubtiere, wobei
insbesondere der Tiger einen Ruf als „Menschenfresser“ genießt. Tötungen durch
Raubtierbisse beschränken sich jedoch auf wenige Einzelfälle im Jahr. Ungleich
gefährlicher sind Säugetiere jedoch als Krankheitsüberträger. So sterben jedes
Jahr 40.000 bis 70.000 Menschen an der Tollwut, die meisten davon in
unterentwickelten Ländern. Hauptübertragungsursache ist der Biss durch
infizierte Tiere wie Hunde, Katzen, Dachse, Waschbären und Fledermäuse. Eine
weitere berüchtigte Krankheit ist die Pest, die durch auf Hausratten und
anderen Nagetieren parasitierende Flöhe, in seltenen Fällen auch direkt
übertragen wird. Pest-Epidemien und -Pandemien kosteten Millionen Menschen das
Leben, bei der als Schwarzer Tod bekannten Pandemie Mitte des 14. Jahrhunderts
starben schätzungsweise ein Drittel der Menschen in Europa.
Heilige Kuh in
Indien
Viele Säugetiere spielen in der
Kulturgeschichte eine bedeutende Rolle. Auffallend große, starke oder
gefährliche Tiere dienen als Wappentiere, als Totem- oder Clansymbole. Als
„Heilige Tiere“ gelten manche Arten als Manifestationen von Göttern und
genossen besonderen Schutz, so heilige Kühe und Hanuman-Languren in Indien oder
Katzen und Schakale im alten Ägypten. Auf der anderen Seite wurden manche
Säugetiere als Vertreter dämonischer Mächte gesehen, so Fledermäuse oder
Katzen. Stereotype Vorstellungen von Eigenschaften bestimmter Tierarten, wie
der sture Esel oder der schlaue Fuchs finden sich in zahllosen Erzählungen und
Märchen und prägen zum Teil bis heute den Schimpfwortschatz.
Durch vielfältige Eingriffe in
die Natur ist der Mensch für den Populationsrückgang oder das Aussterben vieler
Säugetierarten verantwortlich. Inwieweit die Bejagung für das Aussterben
zahlreicher Großsäuger am Ende des Pleistozäns (vor 50.000 bis 10.000 Jahren)
schuld ist, ist umstritten, dieses Aussterben korreliert zumindest teilweise
mit der weltweiten Ausbreitung des Menschen (siehe dazu auch den Punkt unter
Entwicklungsgeschichte). Aus Berichten und Darstellungen lässt sich zumindest
ein deutlicher Schwund des Verbreitungsgebietes für zahlreiche Spezies seit der
Antike ableiten. Auch die heutige Situation ist für viele Säugetierarten
besorgniserregend. Die International Union for Conservation of Nature (IUCN)
listet 514 Arten, also rund 10 %, als stark bedroht (critically endangered)
oder bedroht (endangered). Vier Arten, das Przewalski-Pferd, die
Saudi-Gazelle, die Säbelantilope und der Schwarzfußiltis, gelten als in freier
Wildbahn ausgestorben (extinct in the wild), das heißt es gibt nur mehr
die Bestände in menschlichen Zuchtprogrammen. Die Gründe für die Gefährdung
zahlreicher Arten liegen hauptsächlich im zunehmenden Verlust des Lebensraumes
durch Umwandlung in landwirtschaftlich genutzte Gebiete und Siedlungen und in
der Bejagung, da man viele Arten als nützlich oder schädlich ansieht. Ein
weiterer Faktor ist die Schädigung des natürlichen Gleichgewichts durch die
freiwillige oder unbewusste Einschleppung von Neozoen. Die Verfolgung durch
verwilderte Hauskatzen und Haushunde sowie die Nahrungskonkurrenz durch Mäuse,
Ratten, Hasen und andere stellen insbesondere in Regionen, wo diese Arten
natürlicherweise nicht heimisch waren (wie zum Beispiel Australien oder viele
Inseln), ein großes Problem dar.
Der letzte
bekannte Beutelwolf starb 1936 in einem Zoo in Tasmanien
Die oben genannten Gründe haben
dazu geführt, dass laut IUCN 73 Säugetierarten in den letzten Jahrhunderten
ausgestorben sind, dazu zählen der Schweinsfuß-Nasenbeutler, vier Känguruarten,
der Beutelwolf, der Falklandfuchs, drei Gazellenarten, der Blaubock, die
Stellersche Seekuh, zwölf Fledertierarten und zahlreiche Nagetiere wie etliche
Baumratten und Riesenhutias. Es steht zu befürchten, dass diese Liste in den
nächsten Jahren noch länger werden wird.
Wikipedia
http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=S%C3%A4ugetiere&action=history
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