Braunbär
Höhlenmalereien von Bären und
Hinweise auf einen möglichen „Bärenkult“ finden sich bereits im
Jungpaläolithikum, unklar ist aber, inwieweit es sich dabei eher um den
ausgestorbenen Höhlenbären und nicht um den Braunbären gehandelt hat.
Das Sternbild Ursa
major
In der griechischen Mythologie
wird die Nymphe Kallisto, eine Begleiterin von Artemis, mit der sie manchmal
gleichgesetzt wird, von Zeus verführt. Nach der Geburt ihres Sohnes Arkas wird
sie entweder von Zeus’ eifersüchtiger Gattin Hera oder von Artemis, die über
den Verlust von Kallistos Jungfräulichkeit entsetzt war, in einen Bären
verwandelt. Jahre später tötete Arkas seine Mutter beinahe, als er auf der Jagd
war und sie für einen gewöhnlichen Bären hielt. Doch Zeus hielt ihn davon ab,
verwandelte ihn auch in einen Bären und setzte beide als Großer Bär und Kleiner
Bär an den Sternenhimmel. Beide sind an ihrem Schwanz in den Himmel
geschleudert worden, wodurch sie ihren untypischen Schweif bekamen. Die
Bezeichnung Arktis leitet sich davon ab und bedeutet Land unter dem
(Sternbild des) Großen Bären.
Die Kelten kannten
Bärengottheiten. So wurde bei den Helvetiern die Bärengöttin Artio verehrt,
wobei diese möglicherweise die Herkunft des Wappentiers der Stadt Bern ist.
Andere keltische Bärengottheiten waren Artaios und Matunus. In keltischen
Erzählungen nimmt der Bär als „König der Tiere“ eine ähnliche Rolle ein wie
später der Löwe. In welcher Beziehung der Name des sagenhaften Königs Artus zum
keltischen Wort für Bär – art – steht, ist umstritten.
Aus der Nordischen Mythologie
stammt die Vorstellung, bestimmte Menschen können sich in Bären verwandeln oder
deren Eigenschaften annehmen. Bekannt sind die Berserker, die als Inbegriff des
entfesselten Kämpfers gelten. Der Name Beowulf aus dem bekannten
angelsächsischen Epos ist eine Kenning für Bär und steht möglicherweise in
dieser Tradition. Das Motiv von Menschen, die Bärengestalt annehmen können,
taucht beispielsweise auch in der Gestalt des Beorn in Tolkiens Der kleine
Hobbit auf.
Auch von anderen eurasischen
Völkern sind mythische oder kultische Vorstellungen überliefert. Im finnischen
Nationalepos Kalevala gibt es Hinweise auf eine Bärenverehrung. Es war verboten,
den eigentlichen Namen des Bären, karhu, auszusprechen, sodass
Umschreibungen wie otso oder metsän kuningas (König des Waldes)
gebraucht wurden. Nachdem ein Bär erlegt worden war, gab es Zeremonien, um den
Geist des Bären zu besänftigen. Auch die Samen kannten einen Bärenkult, eine
eigene Jagdzeremonie für Bären. Bei den Ainu ist bis ins 20. Jahrhundert ein
Bärenopfer bezeugt: Ein junger Bär wurde gefangen, über Monate hinweg ernährt
und in einem Ritual geopfert.
Manche tengristische Völker
Zentral- und Nordasiens wie zum Beispiel die Ewenken sehen den Bären als
heiligen Ahnen. Er gilt in Sibirien als der Herrscher der Wildnis. Seinen Namen
auszusprechen gilt als Tabu, daher wird er mit anderen Worten beschrieben.
In indianischen Mythen und im
Kult finden sich ebenfalls zahlreiche Bezüge zum Bären, es gab Bären-Klans,
Bärentänze, der Bär fand als Totemtier Verwendung und auch bei der
Namensgebung, zum Beispiel Big Bear oder Sun Bear. Anzumerken ist aber, dass es
in Nordamerika neben dem Braunbären auch noch den Schwarzbären gibt, die
äußerlich manchmal nur schwer zu unterscheiden sind und im mythisch-kultischen
Bereich meist auch nicht getrennt wurden.
Wappen Berlins
mit dem Berliner Bären
In der Heraldik ist der Bär ein
häufiges Motiv, das Macht und Stärke widerspiegelt. Oft kommt er in sogenannten
„redenden Wappen“ vor, in Wappen für Personen oder Orte, in denen das Wort
„Bär“ vorkommt, auch wenn der Name etymologisch nichts damit zu tun hat.
Bekanntestes Beispiel dafür ist wohl der „Berliner Bär“ im Wappen Berlins. Im
Alpenraum sind das Wappen der Schweizer Hauptstadt Bern sowie die der
österreichischen Ortschaften Petzenkirchen und den beiden Orten Berndorf in
Salzburg oder Berndorf in Niederösterreich weitere Beispiele.
Wappen von Papst
Benedikt XVI.
In verschiedenen Heiligenlegenden
der Spätantike bzw. des frühen Mittelalters – auch hier vor allem aus dem
Alpenraum – werden Begegnungen von christlichen Missionaren mit Bären
geschildert, in denen der Heilige zeigt, dass er Macht über das stärkste
Raubtier ausüben kann, was zur Demonstration der Macht Gottes verwendet wurde.
Diese Geschichten werden dem Hl. Gallus und dem Hl. Korbinian zugeschrieben. So
kommt es vor, dass Orte, die von diesen Heiligen gegründet oder nach ihnen
benannt wurden, später den Bären als Wappentier angenommen haben. Im Fall des
Hl. Gallus ist dies beispielsweise im Wappen der Abtei und der Stadt St. Gallen
der Fall. Der Korbiniansbär ist unter anderem im Wappen der Stadt Freising und
im Wappen des Erzbistums München-Freising zu sehen. Der heutige Papst Benedikt
XVI. war hier eine Zeit lang Erzbischof und hat das Motiv in sein Papstwappen
übernommen.
Allgemein gilt der Alpenraum als
Rückzugsgebiet der Bären, so dass hier auch zum Zeitpunkt der Wappenentstehung
noch häufig Bären anzutreffen waren, die dann als Wappentiere angenommen
wurden. Dies ist bei den beiden Halbkantonen Appenzell Ausserrhoden und
Innerrhoden sowie bei der Ortschaft Mannenbach der Fall.
Der Fürst Bernhard III. von
Anhalt-Bernburg führte im Jahre 1323 ein heraldisches Bärenmotiv in seinem
Reitersiegel. Dieses Bärenmotiv wurde zum Wappen der Linie Anhalt-Bernburg des
Fürstenhauses der Askanier, dessen berühmtester Vertreter der später so
genannte Albrecht der Bär war. In dieser Linie gab es von 1252 bis 1468 sechs
Herzöge mit Namen Bernhard. Das Wappen mit dem Bären wurde zum Wappen des
Herzogtums und späteren Freistaates Anhalt und ist heute im Wappen des
Bundeslandes Sachsen-Anhalt vertreten: Im weißen Feld ein schwarzer,
schreitender Bär auf einer schwarzgefugten, roten Zinnenmauer mit geöffnetem
Tor.
Wappen der
Samtgemeinde Grafschaft Hoya
Durch die Heirat einer Erbtochter
kam das Bärenwappen der westfälischen Grafen von Rietberg in das bis heute
verwendete Wappen von Ostfriesland.
Besonders originell ist das
Wappen der historischen Grafschaft Hoya, das bis heute von der Samtgemeinde
Grafschaft Hoya geführt wird; es zeigt zwei abgewendete, durch einen Hautfetzen
verbundene Bärentatzen. Einzelne abgehackte Bärentatzen bilden ein
vergleichsweise häufiges Motiv in den Wappen deutscher Adelsfamilien. Das rührt
vermutlich daher, dass die Tatzen als einzige Teile eines erlegten Bären
gelten, die für den menschlichen Genuss geeignet sind und deshalb als Jagdbeute
mit nach Hause gebracht wurden.
Bären weisen unter anderem auch
das Wappen der russischen Republik Karelien und die Flagge des US-Bundesstaates
Kalifornien auf. Letztere zeigt die ausgestorbene Unterart Kalifornischer
Braunbär (Ursus arctos californicus).
Meist sind die Braunbären nicht
in ihrer natürlichen Farbe abgebildet, sondern in schwarz, rot oder gold. Das
rührt daher, dass braun keine heraldische Farbe ist und daher oft auf die
nächstliegenden Farben zurückgegriffen wurde.
Weitere Wappenabbildungen: Bären in der Heraldik
In Märchen und Fabeln spielt der
Braunbär, als „Meister Petz“ oder „Braun“ bezeichnet, eine in der Regel
gutmütige, manchmal etwas tollpatschige Figur. In der Literatur, insbesondere
in der Kinderliteratur sowie im Zeichentrickfilm finden sich zahlreiche Ableger
dieses Motivs, darunter „Balou der Bär“ aus dem Dschungelbuch, Käpt’n Blaubär,
Pu der Bär, Petzi und viele andere. Bei Schneeweißchen und Rosenrot schließlich
erweist sich der hilfreiche Bär als ein verwandelter Mensch.
Der Spielfilm Der Bär (L’ours)
von Jean-Jacques Annaud beschreibt die Geschichte eines verwaisten Bärenjungen,
das in der kanadischen Wildnis von einem männlichen Bären „adoptiert“ wird. Der
Film ist aus Sicht der Bären erzählt und enthält kaum herkömmliche Dialoge.
In der Börse steht der Begriff
„Bärenmarkt“ im Gegensatz zum „Bullenmarkt“ für sinkende Kurse (Baisse). Diese
Bezeichnung geht auf Tierkämpfe zurück, die im 19. Jahrhundert in den USA
abgehalten wurden.
Eine Reihe von Vornamen leiten
sich vom Bären ab, darunter die deutschen Namen Bernhard und Bernward, das aus
dem Nordgermanischen stammende Björn, aus dem Keltischen Artur, oder die auf
die lateinische Bezeichnung Ursus zurückgehenden Namen Urs und Ursula. Auch
Sportmannschaften und andere Vereine tragen zu Bezeichnung „Bären“ oder
englisch „Bears“ in ihrem Namen, beispielsweise die Bergkamener Bären oder die
Chicago Bears. Erwähnt seien an dieser Stelle noch zahlreiche Markennamen, die
an den Bären angelehnt sind, wie der Likör Bärenfang, die Kaffeesahne
Bärenmarke und das Bärenpils von Berliner Kindl.
Auch für den Teddybären stand der
Braunbär Pate. Richard Steiff wurde durch die Braunbären im Stuttgarter Zoo
dazu inspiriert, auch wenn es sich bei der legendenhaften Erzählung der
Entstehung des Namens um ein Schwarzbärbaby gehandelt hat, das von Theodore
„Teddy“ Roosevelt verschont wurde.
Kampf mit einem
Bären, römisches Gefäß
Die Verwendung von Braunbären als
Objekten der Unterhaltung hat eine weitreichende Geschichte. Mit Netzen und
Fallgruben gefangene Bären – in den Legionen des Römischen Reiches gab es
speziell ausgebildete „ursarii“ – wurden ab etwa 169 v. Chr. in großer Zahl
nach Rom transportiert. Seit Caesars Regierungszeit wurden Bären zu Tausenden
in Zirkusspielen getötet.
Gaston Phébus, der Graf von Foix
verfasste in den 1380er Jahren sein vielfach kopiertes und zitiertes Livre de
Chasse (deutsch:„Jagdbuch“), in dem er auch Einzelheiten über die Lebensweise
der Bären mitteilte und Empfehlungen zur Jagd auf den Bären aussprach. So
sollte man zur Jagd auf den Bären Bogen- oder Armbrustschützen mitnehmen. Wenn
die Hunde den Bären gestellt hätten, seien mindesten zwei Männer zum Abfangen
des Bären mit Spießen (Bärenspieß oder Bärenfeder, ähnlich der Saufeder)
notwendig, wobei einer den Bären verletzen und auf sich lenken solle, der
zweite dann den Bären gezielt von hinten abfangen könne. Ein Schwert, wie bei
Wildschweinen häufig verwendet, eigne sich zum Abfangen des Bären nicht,
vermutlich weil der Jäger dann in die Reichweite der tödlichen Pranken des
Bären kommt. Das Fleisch sei nicht sehr schmackhaft, eine Delikatesse seien
dagegen die Bärentatzen.
Die Bärenhatz, also die
öffentliche Tötung von Bären, blieb bis in die frühe Neuzeit hinein eine
beliebte Vergnügungsveranstaltung.
Gefangene und abgerichtete Bären
waren in Europa als Tanzbären bis in das 20. Jahrhundert hinein eine
Jahrmarktsattraktion. Auch in der Zirkusdressur spielten Bären eine wichtige
Rolle. Durch das Erstarken des Tierschutzes im öffentlichen Bewusstsein sind
diese Erscheinungen seit etwa einem halben Jahrhundert rückläufig.
Bärenkämpfe, bei denen man Bären
gegeneinander oder gegen Hunde kämpfen lässt, waren ebenfalls früher
verbreitet. Heute finden solche Darbietungen noch in Teilen Asiens statt,
allerdings mit Asiatischen Schwarzbären.
Heute noch immer verbreitet ist
die Jagd auf Braunbären, die im Gegensatz zur früheren wirtschaftlichen Nutzung
als reine Trophäenjagd durchgeführt und auch von heimischen Reiseveranstaltern
angeboten wird. Dabei wird ein Bär durch regelmäßige Fütterung an einen Platz
gebunden. Der Jagdgast wird eingeladen, sobald der Bär täglich oder fast
täglich am sogenannten Luder erscheint, und dann geschossen.
Vielerorts werden bis heute
Braunbären gehalten. Während sich Zoos heutzutage vermehrt um eine artgerechte
Haltung bemühen, ist die Situation für viele in Bärengräben oder Käfigen
gehaltene Tiere unter Aspekten des Tierschutzes katastrophal.
Neben dem Aspekt der Unterhaltung
wurden Braunbären vielfach auch gejagt, um ihre Körperteile zu nutzen. Diese
Bejagung ist von vielen Völkern Eurasiens und Nordamerikas bekannt und war oft
mit rituellen Zeremonien verbunden. Das Fleisch der Bären wurde gegessen, das Fell
für Kleidung oder Decken verwendet, Krallen und Zähne wurden zu Schmuckstücken
verarbeitet. Auch (vermeintlich) medizinische oder abergläubische Gründe waren
ausschlaggebend: In römischer Zeit wurden beispielsweise Fett, Galle, Blut und
Hoden teils gegen verschiedene Krankheiten, teils in der Landwirtschaft gegen
Raupen, Läuse und Frostschäden angewandt. In der traditionellen Chinesischen
Medizin spielt die Gallenflüssigkeit der Bären bis heute eine wichtige Rolle.
Zwar werden vorrangig Asiatische Schwarzbären dafür erlegt oder sogar gehalten,
diese Art wird aber immer seltener. Die Gewinnung der Galle ist einer der
Gründe, weswegen heute auch zahlreiche Braunbären, insbesondere in Asien,
gewildert werden.
Ein weiterer Grund für die
Bejagung der Braunbären war die Sicht als Nahrungskonkurrent, der Weidetiere
wie Schafe, Ziegen und Rinder reißt, Fischteiche plündert und Bienenstöcke
aufbricht. Während unbestritten ist, dass solche Vorfälle passieren, ist das
Ausmaß der tatsächlichen Schäden ungewiss und dürfte oft übertrieben
dargestellt werden. Häufig war auch der Mensch die Hauptursache dafür, indem er
massiv in den natürlichen Lebensraum der Bären eingriff und sie so zwang, sich
neue Nahrungsquellen zu erschließen.
Aufgrund seiner großen Kraft kann
ein einziger Biss oder Prankenhieb eines Bären beim Menschen schwere
Verletzungen oder sogar den Tod verursachen. Für gewöhnlich greifen sie
Menschen jedoch selten an; sie fliehen, wenn sie Menschen nahen hören. Es gibt
allerdings Situationen, in denen sie gefährlich werden können. Dazu zählen die
Begegnung mit verletzten Tieren, mit Müttern, die Jungtiere bei sich haben, mit
Tieren, die an Kadavern fressen oder wenn der Mensch einen Hund bei sich hat.
Es gibt eine Reihe von
Verhaltensregeln, die beispielsweise von den Nationalparkverwaltungen in
Nordamerika herausgegeben werden. Durch Lärm wie Sprechen, Singen oder ein
Glöckchen am Fußgelenk soll verhindert werden, dass der Bär überrascht und
erschreckt wird. Provokatives oder bedrohendes Verhalten sollte vermieden
werden, dazu zählen auch Versuche, das Tier zu verscheuchen. Im Fall eines
Angriffes soll man nicht weglaufen, sondern sich totstellen.
Trotzdem kommt es nahezu jedes
Jahr in Nordamerika und Asien, selten auch in Europa, zu vereinzelten
Todesfällen, die allerdings meist auf Provokationen oder unvorsichtiges
Verhalten der Menschen zurückzuführen sind.
Wikipedia
http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Braunb%C3%A4r&action=history
http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html