Seehund |
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Systematik |
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Wissenschaftlicher Name |
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Phocidae |
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Gray 1821 |
Die Hundsrobben (Phocidae)
sind die größte der drei Familien der Robben. Sie umfassen mit dem Seehund und
der Kegelrobbe die beiden an deutschen Küsten heimischen Robbenarten. Am
artenreichsten sind sie in arktischen und antarktischen Meeren verbreitet; sie
kommen auch an gemäßigten Küsten vor, aber nur mit wenigen Arten in den Tropen.
Zu den Hundsrobben gehören sowohl
die größten als auch die kleinsten Robben. Im Durchschnitt sind sie allerdings
kleiner als die Vertreter der Ohrenrobben und Walrosse. Die kleinsten Arten
sind Baikalrobben und Ringelrobben mit Längen zwischen 110 und 140 cm und einem
Gewicht von etwas über 50 kg. Den Größenrekord hält der Südliche See-Elefant,
dessen Bullen sechseinhalb Meter lang und dreieinhalb Tonnen schwer werden
können.
Anders als bei den Ohrenrobben
sind Männchen und Weibchen meistens gleich groß oder die Weibchen sind
geringfügig größer als die Männchen. Ausnahmen bilden hier die See-Elefanten
und die Klappmützen, bei denen die Bullen erheblich größer sind.
Hundsrobben haben ein spärliches
Haarkleid. Während die Ohrenrobben ihr Fell kontinuierlich erneuern, gibt es
für Hundsrobben einmal jährlich eine Zeit, in der sie das gesamte Haarkleid
abstoßen und ersetzen. Die Blutgefäße versorgen dann die Haut, wo die neuen
Haare entstehen, was zu einem Wärmeverlust führt. Deshalb halten sich
Hundsrobben in dieser Zeit besonders oft an Land auf und gehen seltener als
sonst ins Wasser. Durch den Fellwechsel kommt es bei manchen Hundsrobben zu
jahreszeitlichen Farbänderungen; das neue Fell wirkt besonders kräftig und
glänzend, verblasst aber im Laufe der Monate deutlich.
See-Elefanten stoßen gleichzeitig
mit dem Haarkleid auch die oberste Schicht ihrer Haut ab, die sich dann in
großen Stücken löst.
Skelettbau einer
Hundsrobbe (unten) im Vergleich zu einer Ohrenrobbe (oben)
Wie unter Fortbewegung
geschildert, sind die Vorderflossen der Hundsrobben gegenüber denen der
Ohrenrobben erheblich verkleinert. Jede Zehe endet für gewöhnlich in einer
kräftigen Kralle - diese ist lediglich bei einigen antarktischen Arten
rückgebildet. Mit Hilfe dieser Krallen können sich Hundsrobben im Erdboden
verankern oder Höhlen in den Schnee graben.
Bei den Hinterflossen ist stets
die äußerste Zehe die längste. Auch diese enden oft in Krallen, die allerdings
weitgehend funktionslos sind. Zahlreiche Hundsrobben der Südhemisphäre haben an
den Hinterflossen überhaupt keine Krallen.
Die stärkste Muskelkonzentration
liegt bei den Hundsrobben, anders als bei den Ohrenrobben, nicht im
Schulterbereich, sondern in der Lendengegend. Der Musculus longissimus dorsi
und der Musculus iliocostalis sind hier die am kräftigsten entwickelten
Muskeln.
Hundsrobben scheinen keinen
sichtbaren Hals zu haben, der Kopf setzt direkt am Körper an. Sie haben aber
dennoch wie nahezu alle Säugetiere sieben Halswirbel. Der Halsbereich ist mit
kräftigen Muskeln durchsetzt. Beim Schwimmen wird der Kopf gewöhnlich abwärts
gerichtet, kann aber zum Ergreifen einer Beute blitzschnell gestreckt werden.
Von der anderen großen
Robbenfamilie, den Ohrenrobben, unterscheiden sich Hundsrobben vor allem durch
eine Verlagerung des Antriebs an das hintere Körperende. Während Ohrenrobben im
Wasser gleich einem Pinguin durch kräftige Schläge der muskulösen Vorderflossen
ihren Antrieb bekommen, werden die viel kleineren und schwächeren Vorderflossen
der Hundsrobben beim Schwimmen dicht an den Körper angelegt. Dagegen bilden die
Hinterflossen große Flächen, die durch die weite Spreizung der Zehen zustande
kommen. Mit Schlägen der Hinterflossen bewegen sich Hundsrobben im Wasser fort.
Diese Merkmale stellen eine
bessere Anpassung an das Wasserleben dar als sie bei den Ohrenrobben gegeben
ist. Dies geht allerdings auf Kosten der Fortbewegung an Land, die bei den
Hundsrobben unbeholfen wirkt. Da die Vorderflossen nicht mehr tauglich sind,
den Körper zu stützen, und auch die Hinterflossen nicht unter den Körper
geschoben werden können, bewegen sich Hundsrobben auf dem Bauch kriechend
vorwärts. Sie krümmen dazu den Rücken, bewegen den Hinterkörper nach vorn und
schieben dann die Brustpartie vorwärts. Weil diese Fortbewegung sehr mühsam
ist, versuchen sie sich oft auch durch seitwärtiges Rollen zu bewegen. Weniger
nachteilig ist die Fortbewegungsweise der Hundsrobben in Eis und Schnee, wo
auch ein geringer Antrieb ausreicht, den Körper über die glatte Oberfläche
gleiten zu lassen.
Oft sah man in den Ohrenrobben
die „primitivere“ und in den Hundsrobben die „fortgeschrittenere“ Gruppe. Die
moderne Systematik vermeidet allerdings solche Einordnungen, und zudem sind
fossile Überreste beider Taxa etwa gleich alt.
In der Regel bilden Hundsrobben
keine großen Kolonien wie die Ohrenrobben. Allerdings haben die See-Elefanten
ein ganz ähnliches Verhalten mit kämpfenden Männchen, die über Harems wachen,
entwickelt. Die meisten Hundsrobben sind einzelgängerisch oder leben in kleinen
Verbänden.
Die meisten Hundsrobben ernähren
sich von Fischen und anderen Meerestieren, allerdings gibt es in dieser Gruppe
auch Nahrungsspezialisten. So ist der Krabbenfresser durch seine Lebensweise
und vor allem durch sein Gebiss auf den Antarktischen Krill als Ernährungsgrundlage
angepasst. Der Seeleopard stellt dagegen einen Räuber dar, der vor allem
Pinguine und andere Robbenarten jagt und neben dem Großen Schwertwal und den
Haien zu den effektivsten Raubtieren des Südpolarmeeres gehört.
Die Hundsrobben sind ohne Zweifel
monophyletisch. Fossil sind sie seit dem mittleren Miozän bekannt. Seitdem hat
sich ihr Verbreitungsgebiet beständig ausgedehnt.
Die Hundsrobben werden oft in
eine Anzahl von Unterfamilien unterteilt. Eine gängige Methode ist es, die
Hundsrobben der Südhalbkugel als Monachinae von den Hundsrobben der
Nordhalbkugel (Phocinae) abzutrennen. Die Monachinae sind dabei durch einen
verkürzten ersten Mittelhandknochen der Vorderflossen sowie verkümmerte Krallen
an den Hinterflossen gekennzeichnet.
Die nachstehende Unterteilung
richtet sich nach McKenna & Bell, allerdings wurden die Tribus in den Rang
von Unterfamilien und die Subtribus in den Rang von Tribus gehoben:
1996 unternahmen Bininda-Emonds
und Russell den Versuch einer kladistischen Analyse der Hundsrobben. Es handelte
sich um einen Vergleich morphologischer Merkmale wie zum Beispiel des Schädels,
des Kiefers und der Flossen. Hierbei gab es starke Indizien dafür, dass die
Monachinae und Phocinae tatsächlich zwei monophyletische Taxa sind. Allerdings
ist die Gattung Phoca höchstwahrscheinlich paraphyletisch, und auch eine
Unterteilung der Monachinae in die oben gezeigten Tribus scheint nicht haltbar
zu sein. Die Studie hatte mehrere mögliche Kladogramme zum Ergebnis und den
folgenden Ansatz als die wahrscheinlichste Näherung gekennzeichnet:
Phocinae
|-- Monachinae
| |-- See-Elefanten (Mirounga)
| `-- N.N.
| |-- Seeleopard (Hydrurga)
| `-- N.N.
| |-- Weddellrobbe (Leptonychotes)
| `-- N.N.
| |-- Rossrobbe (Ommatophoca)
| `-- N.N.
| |-- Krabbenfresser (Lobodon)
| `-- Mönchsrobben (Monachus)
`-- Phocinae
|-- Klappmütze (Cystophora)
`-- N.N.
|-- Kegelrobbe (Halichoerus)
`-- N.N.
|-- Largha-Robbe (Phoca largha)
`-- N.N.
|-- Phoca-Klade mit Kasp., Baikal-, Ringelrobbe und Seehund
`-- N.N.
|-- Bartrobbe (Erignathus)
`-- N.N.
|-- Bandrobbe (Phoca fasciata)
`-- Sattelrobbe (Phoca groenlandica)
Wikipedia
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