Nutria in Mülheim
an der Ruhr
Die ursprüngliche Heimat der
Biberratte ist das subtropische und gemäßigte Südamerika. Dort kommt sie vom
südlichen Brasilien bis nach Feuerland vor und stand kurz vor der Ausrottung.
In den 1930er-Jahren wurden die ersten Tiere nach Louisiana exportiert. Dort
wurden sie wegen der Felle (diese zumeist gerupft oder geschoren und dann
gebügelt, das Fell des Wildnutrias ist ansonsten wegen des harten Oberhaars
nicht sehr attraktiv) in Pelztierfarmen gehalten. Von dort aus haben wieder so
genannte Gefangenschaftsflüchtlinge aufgrund der für Nutrias günstigen lokalen
Klimas und ihrer hohen Vermehrungsrate sehr schnell eine nach Millionen
zählende Population begründet. Daneben kam es Nordamerika wie auch in Europa
und Asien zu bewussten Auswilderungen.
Die an Flüssen, Seen, Teichen und
in Sümpfen lebende Nutria gilt heute als in weiten Teilen Nordamerikas und
Eurasiens eingebürgert. Der Bestand in Eurasien ist gleichfalls auf aus
Pelztierfarmen entflohene Tiere zurückzuführen. Insbesondere nach dem
Zusammenbruch des Pelzmarktes entkamen zahlreiche Tiere und konnten sich
aufgrund einer nicht mehr stattfindenden Bejagung stark vermehren. Vereinzelte
Vorkommen gibt es in Kenia (am Naivashasee), Japan (südlich der Stadt Okayama)
und West-Australien.
In Deutschland ist sie ebenfalls
an vielen Stellen zu finden, so zum Beispiel in den Parks von Neuss und
Cottbus, sowie im Park zum Schloss Schwetzingen. Relativ viele Nutrias haben
sich in den so genannten Dilborner Benden an der Schwalm zwischen
Brüggen und Overhetfeld angesiedelt. Auch findet sich ein großes Vorkommen an
den Flüssen Niers und Cloer in Mönchengladbach, Willich und Viersen. Vereinzelt
sind sie am Niederrhein im Bereich Alpen und an der Enz in Pforzheim zu finden.
Eine wirklich starke Verbreitung findet allerdings nicht statt, weil
Mitteleuropa den verwilderten Farmtieren kein günstiges Klima bietet.
Anscheinend brechen deshalb auch manche Populationen nach wenigen Jahren wieder
zusammen. Die Tiere leben sehr standorttreu und verteidigen sogar engagiert ihr
Revier.
Nutrias in
Schwetzingen
Im Landschaftsschutzgebiet in
Mülheim an der Ruhr ist eine ausgewilderte Population von Nutrias zu
beobachten, die sich an den Besuch von Spaziergängern gewöhnt haben und sich
sogar mit Möhren und Äpfeln füttern lassen. Weitere Nutrias findet man im
Abtskücher Teich in Heiligenhaus, dort leben zur Zeit (Oktober 2005) etwa 20
Tiere.
Junge Nutrias in
Schwetzingen
Zudem gibt es eine recht kleine
Population von nur vier Tieren in Neuwied an einem ehemaligen Kiesloch
(Silbersee) sowie in Leipzig ein geselliges Nutriapärchen im Johannapark und
eine kleine Population an der Elster, in Herxheim (Pfalz) und am Altrheiner See
bei Eich zwischen Mainz und Worms.
Ebenso ist eine Population von
3-5 sehr zutraulichen Nutrias am Mönchbruchweiher zwischen Mörfelden-Walldorf
und Rüsselsheim im Hessischen anzutreffen. Diese Tiere warten geradezu darauf,
daß man sie mit Rascheln, Rufen oder Pfeifen anlockt, worauf sie eilig
herbeigeschwommen kommen und sich die dargebotenen "Nutrialien"
sichtbar munden lassen.
Biberratten sind sowohl tag- als
auch nachtaktiv, insbesondere dämmerungsaktiv. Sie sind vorwiegend reine
Vegetarier und ernähren sich von Blättern, Stängeln, Wurzeln von Wasserpflanzen
und Hackfrüchten. Gebietsweise verspeisen einige Populationen auch Schnecken
und Süßwassermuscheln.
Die Tiere leben entweder
paarweise oder in Gemeinschaften von etwa 12 bis 15 Tieren. Diese umfassen dann
in der Regel die Eltern und eigene Nachkommen. In ihrer Heimat sind sie zumeist
sogar koloniebildend (= größere Gruppen). Sie leben monogam. Nach einer
Tragzeit von 19 Wochen bringt das Weibchen 6 bis 8 recht weit entwickelte,
sehende und voll behaarte Junge zur Welt, die nach 5 Monaten geschlechtsreif
sind. Zwei bis drei Würfe pro Jahr sind möglich.
Die (oder auch das) Nutria
ist ein Pelzlieferant. Die Pelze sind vor allem wegen ihrer dichten und äußerst
feinen Unterwolle begehrt, die Grannenhaare sind oft nicht erwünscht und werden
daher meistens entfernt.
Biberratte
(Farbvariante), Spreewald
Die Biberratten wurden vermutlich
bereits zu Beginn des 18. Jahrhunderts bewusst in Deutschland eingeführt und
zwecks Nutzung ausgewildert. Anfang des 19. Jahrhunderts waren die freilebenden
Bestände wegen der damals sehr hohen erzielten Preise für Nutriapelze durch
intensive Bejagung weitgehend ausgerottet. Anschließend trat eine gewisse
Bestandserholung ein. Diese Bestände stammten noch von gefangenen Wildtieren
aus Südamerika ab und hatten gegenüber den heutigen Beständen, die aus
Nachkommen von langjährigen Zuchtlinien bestehen, deutlich besser ausgeprägte
Überlebensfähigkeiten. Erst in den 1920er Jahren gelang es dann mit aus
Argentinien importierten Nutrias, diese in Gefangenschaft zu halten und zu
züchten. Zwischen 1930 und 1940 gab es in Deutschland insgesamt über 1.000
Nutria-Farmen, die jährlich fast 100.000 Felle lieferten. Wegen des Zweiten
Weltkrieges ging dieser noch junge Erwerbszweig stark zurück, erstarkte in der
1950er Jahren jedoch wieder, um dann bis heute - vor allem modebedingt - wieder
sehr zu schrumpfen. Mittlerweile gibt es in Deutschland auch reine
Albino-Zuchtfarmen.
Ferner gilt die Biberratte als
sehr schmackhaft. Vor dem Verzehr ist in Deutschland eine Trichinenschau wegen
möglicher Trichinen-Infektionen Pflicht.
Es wird gelegentlich von Schäden
an Feldfrüchten in der Landwirtschaft und in Kleingärten berichtet. In der
Regel sind in Deutschland die verursachten Schäden in Bezug auf den Wasserbau
durch Grabungen in Uferbereichen gering. An einigen Gewässern ist dies im Zuge
der Renaturierung auch unproblematisch.
Man hält den Tieren zugute, dass
Biberratten dort, wo sie auftreten, die ebenfalls eingebürgerten Bisamratten
zurückdrängen. Außerdem sind ihre Bestände gut kontrollierbar. Es gibt keinen
Grund, Biberratten grundsätzlich zu bekämpfen.
In Gewässern, in denen auch Biber
oder Fischotter vorkommen, ist darauf zu achten, dass es hier nicht zu
Konkurrenzsituationen kommt.
Wikipedia
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