Nashörner leben als Einzelgänger,
die aber in Savannen auch in kleinen Herden auftauchen können. Ist ein Weibchen
brünstig, so kann es zu Kämpfen unter den Männchen kommen. Der Sieger wirbt in
auffallender Weise um das Weibchen: Zu diesem Verhalten gehört die Markierung
des Reviers mit Urin und Kot; zudem jagen sich beide Partner, kämpfen
gegeneinander und kopulieren schließlich. Nach einer Tragzeit von 15 bis 18
Monaten wird ein Junges geboren, das zweieinhalb Jahre bei der Mutter bleiben
kann. Kommt ein zweites Jungtier zur Welt, so wird das ältere zumindest
kurzzeitig von der Mutter verjagt.
Am Tage schlafen Nashörner, aktiv
sieht man sie in der Dämmerung und nachts. Sie sind scheue Tiere, die
menschliche Nähe meiden. Wenn sie sich bedrängt fühlen, greifen sie jedoch an;
obwohl diese Angriffe kaum zielgerichtet sind, können sie aufgrund der Kraft
des Tieres und der Gefährlichkeit des Horns doch zu schweren Verletzungen
führen. Beim Laufen kann ein Nashorn 45 km/h erreichen.
Nashörner werden oft von Vögeln
wie Madenhackern oder Kuhreihern begleitet, die auf der Haut sitzen und sie von
Parasiten reinigen. Junge Nashörner können in seltenen Fällen von Großkatzen
erbeutet werden; ausgewachsene Nashörner haben außer dem Menschen keine Feinde.
Paraceratherium
Die fünf lebenden Arten kann man
in drei Gruppen einteilen. Das hochgradig gefährdete Sumatra-Nashorn (Dicerorhinus
sumatrensis) ist die einzige überlebende Art der ursprünglichsten Gruppe,
der Dicerorhinini. Zwei weitere Arten, das gefährdete Panzernashorn (Rhinoceros
unicornis) und das hochgradig gefährdete Java-Nashorn (Rhinoceros
sondaicus) haben sich als Arten erst vor etwa 10 Millionen Jahren getrennt.
Die beiden afrikanischen Arten, das Breitmaulnashorn (Ceratotherium simum)
und das Spitzmaulnashorn (Diceros bicornis), trennten sich vor etwa 5
Millionen Jahren. Sie unterscheiden sich voneinander unter anderem durch ihre
Ernährungsweise. Während das Breitmaulnashorn ein Weidegänger ist, ist das
Spitzmaulnashorn ein Laubfresser. Es kann mit seiner vorstreckbaren Oberlippe
die Spitze von Zweigen in sein Maul ziehen.
In zurückliegenden Erdzeitaltern
sahen Nashörner ganz anders aus als die heutigen Vertreter. Die Riesennashörner
(Hyracodontidae) stellten mit Paraceratherium (auch unter inzwischen für
ungültig erklärten Namen wie Baluchitherium und Indricotherium
bekannt) das größte Landsäugetier aller Zeiten. Es war langhalsig und hornlos
und lebte im Oligozän. Die frühesten Nashornverwandten sind fossil aus dem
späten Eozän belegt. Diese Amynodontidae waren schon so groß wie heutige
Nashörner, hatten aber keine Hörner und weideten wahrscheinlich Wasserpflanzen
in Gewässern (darum auch "Wassernashörner").
Die eigentlichen Nashörner
(Rhinocerotidae) entwickelten zwei Linien: Die Elasmotheriinae, deren
bekannteste Gattung Elasmotherium noch in der letzten Eiszeit lebte und
sich durch ein überdimensionales, 2 m langes Horn auszeichnete, und die
Rhinocerotinae mit den oben erwähnten drei Gattungsgruppen. Das bekannte
eiszeitliche Wollnashorn wird dabei den Dicerorhinini zugeordnet, also der
Verwandtschaft des Sumatranashorns.
Teleoceras aus dem Miozän
Rhinocerotoidea
├-- Amynodontidae (†)
└-- Rhinocerotida
├-- Hyracodontidae (Riesennashörner †)
└-- Rhinocerotidae
├-- Elasmotheriinae (†)
└-- Rhinocerotinae
├-- Aceratheriini (Hornlose Nashörner †)
└-- N.N.
├-- N.N.
| ├-- Dicerorhinini (Sumatranashorn)
| └-- Rhinocerotini (Panzernashorn, Javanashorn)
└-- Dicerotini (Breitmaulnashorn, Spitzmaulnashorn)
Ein in der Nachmittagsonne
dösendes Breitmaulnashorn
In Asien besteht eine große
Nachfrage für die Hörner der Nashörner. Diese werden für kunsthandwerkliche
Schnitzereien verwendet, aber auch in der Traditionellen Chinesischen Medizin. Durch
diesen Markt sind Nashörner vom Aussterben bedroht. In neuerer Zeit gibt es
allerdings wieder eine leichte Bestandserholung. In Afrika leben nach Angaben
von 1998 wieder mehr als 11.000 Nashörner, davon 8.900 in Südafrika zumeist in
eingezäunten und bewachten Reservaten. Auch in Kenia finden sich verschiedene
private und öffentliche Schutzgebiete, z.B. auf der privaten Farm Ol ari Nyiro
von Kuki Gallmann oder der Lake Nakuru National Park. Auch Schutzbemühungen
Indiens und Nepals waren erfolgreich, so dass der Bestand an Panzernashörnern
nach Angaben von 1997 auf 2.100 gestiegen ist. Der Bestand der Sumatranashörner
ist dagegen von 900 Tieren Anfang der achtziger Jahre auf etwa 350 zurückgegangen
– Ursache ist offensichtlich, dass die Regierungen von Indonesien und Malaysia
nur wenige finanzielle Mittel für den Schutz dieser Tiere bereitstellen.
Siehe auch: Die Nashörner, Drama von Ionesco
Wikipedia
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