Aufgrund der mehr oder minder
willkürlichen Grenzziehung durch die ehemaligen Kolonialmächte - quer durch
ehemalige Stammesgebiete hindurch sowie durch zahlreiche starke
Wanderungsbewegungen im 19. und 20. Jahrhundert - ist Namibia zu einem
typischen Vielvölkerstaat geworden. Es sind die verschiedensten ethnischen
Gruppen ansässig.
Obwohl die
nationale Amtssprache Englisch ist, ist Namibia ein mehrsprachiges Land, wie
diese Beispiele in englisch, afrikaans, deutsch und oshivambo verdeutlichen.
Die Deutsche
Höhere Privatschule Windhuk ist eine von vielen deutschsprachigen Schulen in
Namibia.
Die Vielfältigkeit der
Bevölkerung spiegelt sich auch in den gesprochenen Sprachen wieder. Es gibt mit
den Bantu-Sprachen, den Khoisan-Sprachen und den indogermanischen Sprachen drei
große Sprachgruppen mit über 30 Dialekten. Die Bantu- und Khoisan-Sprachen sind
die traditionellen Stammessprachen der Ovambo, Otjiherero, Herero, Himba, Nama,
San und der Damara. Die von den Weißen und Bastern eingeführten
indogermanischen Sprachen wie Afrikaans und Deutsch werden zwar nur von einem
kleinen Bevölkerungsteil als Muttersprache gesprochen, sind aber besonders
unter Farmarbeitern und anderssprachigen Weißen weiterhin sehr verbreitetete Verkehrssprachen.
Deutsch, Afrikaans und Englisch
waren bis zur Unabhängigkeit des Landes von Südafrika 1990 die offiziellen
Amtssprachen. Um endgültig mit der Apartheid und Fremdherrschafft
abzuschließen, aber vor allem um keine der bestehenden Bevölkerungsgruppen zu
bevorteilen und somit die Integrität des Landes zu gefährden, wurde die
"neutrale" Sprache Englisch zur alleinigen Amtssprache erhoben. Der
Großteil der Bevölkerung spricht als Zweitsprache Afrikaans, wobei Oshivambo
von der Hälfte der Bevölkerung als Muttersprache angegeben wird. Deutsch ist
die Muttersprache von 32 % der weißen Bevölkerung und Zweitsprache eines
Großteils der restl. weißen Einwohner sowie einem Teil der schwarzen
Bevölkerung. Englisch hingegen wird nur von etwa 7 % der Menschen in Namibia
beherrscht. [1]. Um die vormals nur wenig verbreitete
neue Amtssprache stärker durchzusetzen, muss jedes Kind nun neben seiner
Stammessprache auch Englisch lernen, was nicht zuletzt wegen des armutsbedingten
schlechten Bildungsstandes bei einem Großteil der Bevölkerungsgruppen nur
unzureichend bewältigt werden kann.
Siehe auch: Deutsche Sprache in
Namibia
Infolge der Missionierung während
der Kolonialzeit sind mehr als 80% der Namibier Christen, womit das Land
deutlich über dem afrikanischen Durchschnitt liegt. Von ihnen sind 50% Lutheraner,
20% Katholiken, 5% Mitglieder der Niederländischen Reformierten Kirche und 5% Anglikaner.
Die restlichen Christen verteilen sich auf andere kleinere Kirchen wie z.B. Baptisten,
Adventisten und die aus den USA stammende African Methodist Episcopal Church. Die
restlichen Einwohner insbesondere San, Himba und Caprivianer sind Anhänger
ihrer traditionellen Naturreligionen. Der Islam spielt in Namibia keine Rolle,
die Anzahl der Muslime in Namibia wird auf einige wenige Tausend geschätzt.
Die trockenen Landstriche
Südwestafrikas sind schon seit vielen tausend Jahren Lebensraum und Heimat für
die Völker der San (Buschmänner) und Damara. Europäer (portugiesische
Seefahrer) entdeckten das Land erstmals im 15. Jahrhundert. Eine nennenswerte
Besiedelung blieb jedoch wegen der unwirtlichen Verhältnisse in den
Küstenregionen lange Zeit aus. Im Zuge zahlreicher afrikanischer
Völkerwanderungen drangen, im 17. Jahrhundert beginnend, Herero-, Nama- (auch
als „Hottentotten” bekannt), Orlam- und Ovambo-Stämme ins Land ein. Erst im 19.
Jahrhundert setzte eine starke Zuwanderung europäischer Siedler ein. Diese
stammten vorwiegend aus Portugal, England und dem deutschen Sprachraum. Mit der
Gründung des Deutschen Reiches 1871 kam das Land mit Ausnahme der Walvis Bay,
welche unter britischem Einfluss blieb, unter die Herrschaft des Kaiserreiches
und wurde zur Kolonie Deutsch-Südwestafrika. Die
„Zivilisierungsbemühungen” der deutschen Kolonialherren waren nicht bei allen
Völkern sonderlich willkommen und so kam es 1904 zum geschichtsträchtigen Aufstand
der Herero und dem darauf folgenden Aufstand der Nama.
Im ersten Weltkrieg wurde das
Land von den britischen Truppen Südafrikas eingenommen und mit dem Ende des
Krieges vom Völkerbund 1920 als Mandatsgebiet der Südafrikanischen Union zur
Verwaltung übergeben. Diese hielt das Land bis zu seiner Unabhängigkeit am 21. März
1990 trotz intensiver internationaler Bemühungen und einem Jahrzehnte andauernden
bewaffneten Kampf gegen die 1960 gegründete SWAPO besetzt.
Seit 1990 ist Namibia nach mehr
als 100-jähriger Fremdbestimmung ein unabhängiger demokratischer Staat. Die
Regierung wird seit der Gründung der Republik von der SWAPO gestellt. Sie ist
die Partei der größten Bevölkerungsgruppe, den Ovambo. Nach dem SWAPO-Führer Sam
Nujoma, welcher bis zum 21. März 2005 regierte, ist Hifikepunye Pohamba der
zweite und derzeitige Präsident des Landes.
Hifikepunye
Pohamba, Präsident seit 2005
Namibia ist seit 1990 eine Republik
mit einem semipräsidentiellen Regierungssystem. Staatsoberhaupt ist der Staatspräsident,
der alle fünf Jahre neu gewählt wird. Die Regierung besteht aus einem
Premierminister, der zusammen mit dem Kabinett vom Präsidenten ernannt wird. Das
Parlament besteht aus zwei Kammern. Die eine Kammer ist der Nationalrat mit 26
Sitzen. Jede der dreizehn Verwaltungsregionen entsendet alle sechs Jahre zwei
Vertreter. Die andere Kammer ist die Nationalversammlung mit 78 Sitzen, von
denen 72 in allgemeiner Wahl gewählt und sechs vom Präsidenten bestimmt werden.
Die Amtszeit beträgt fünf Jahre.
Die Nationalversammlung ist das
Legislativorgan, das heißt Gesetze können nur von ihr erlassen werden. Der Rat
hat, dem Namen entsprechend, lediglich eine beratende Funktion, um den Belangen
der einzelnen Regionen ausreichendes Gehör zu schenken. Das höchste Gericht
Namibias ist der Oberste Gerichtshof, dessen Richter vom Präsidenten eingesetzt
werden.
Die Namibische Verfassung war
eine der ersten weltweit, die den Umweltschutz als ein vorrangiges Staatsziel
mit aufgenommen haben.
Obwohl Namibia zu den reicheren
Ländern Afrikas zählt, ist Namibias Wirtschaft auch gekennzeichnet durch eine
hohe Arbeitslosigkeit (etwa 30 bis 40 %) und niedrige Löhne: Das
monatliche Pro-Kopf-Einkommen liegt lediglich bei etwa 120 Euro – allerdings
mit einer beträchtlichen Schwankungsbreite. Aufgrund der niedrigen Löhne
einerseits und der sehr unvollkommenen steuerlichen Erfassung des Einkommens
andererseits zahlten 2004 nur ca. 64 000 Einwohner Namibias Steuern. Nach
dem Ginikoeffizient belegt Namibia weltweit den letzten Platz und weist demnach
die ungleichste Einkommensverteilung auf.
Insgesamt hat Namibia derzeit ca.
zwei Millionen Einwohner (Stand 2005) mit bisher stark wachsender Tendenz
(1961: ca. 600.000 Einwohner). Besonders in den Jahren zwischen 1970 und 1990
hat sich die Einwohnerzahl mehr als verdoppelt. Das derzeitige jährliche
Bevölkerungswachstum liegt bei 3%. Es bleibt allerdings abzuwarten, welchen
Einfluss die stark zunehmende AIDS-Seuche, von der bereits über 20 % der
Bevölkerung betroffen sind, auf die weitere Entwicklung haben wird. Schon jetzt
zeigt sich deren verhängnisvolle Wirkung bei der durchschnittlichen Lebenserwartung
der Namibier: Sie lag 1980 bei etwa 58 Jahren und ist im Jahre 2005 trotz
besserer medizinischer Grundversorgung auf etwa 38 Jahre gesunken. Die
hiergegen von der Völkergemeinschaft und der namibischen Regierung
eingeleiteten Maßnahmen scheitern häufig an kulturellen Gewohnheiten sowie an
den Schwierigkeiten bei der Erfassung und Erreichbarkeit der bereits
Infizierten.
Wikipedia
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