Kormorane sind auf allen
Kontinenten außer der Antarktika verbreitet. Die größte Artenvielfalt besteht
in den Tropen und in der südlichen gemäßigten Zone. Kormorane fehlen in
Zentral- und Nordasien, in weiten Teilen Kanadas und in kontinentalen, ariden
Großregionen.
Unter den Kormoranen gibt es
viele Endemiten, die ausschließlich auf kleinen Inseln vorkommen, darunter die Galapagosscharbe,
der Sokotrakormoran und die Chathamscharbe; auf vielen subantarktischen Inseln
gibt es weitere Beispiele. Andere Arten haben hingegen extrem große
Verbreitungsgebiete, so ist der Gemeine Kormoran beinahe ein Kosmopolit.
Man findet sie sowohl an
Meeresküsten als auch an Binnengewässern. Manche Arten leben ausschließlich im
Binnenland, andere ausschließlich an Küsten und weitere haben beide Lebensräume
gleichermaßen besiedelt. Die küstenbewohnenden Arten finden sich stets in der
Nähe des Festlands und niemals auf dem offenen Meer. Im Binnenland bevorzugen
die meisten Arten ebene Gegenden; eine bemerkenswerte Ausnahme ist hier die Olivenscharbe,
die in den Anden selbst noch an Seen in 5000 MEter Höhe lebt.
Die meisten Kormorane sind Standvögel,
manche sind Strichvögel und nur wenige Zugvögel. Vor allem die Kormorane der
kalt-gemäßigten Zonen der Nordhalbkugel ziehen im Winter oft südwärts; so ist
der Gemeine Kormoran ein Teilzieher.
Kräuselscharbe
mit ausgebreiteten Flügeln (Trocknen des Gefieders)
Alle Kormorane sind tagaktiv und
gehen nur zur Nahrungssuche ins Wasser; im Gegensatz zu vielen anderen
Wasservögeln ruhen sie nicht auf dem Wasser, sondern stets auf dem Land. Hier
suchen sie sich erhöhte Plätze wie Felsen, Äste oder Zaunpfähle, bei den
küstenbewohnenden Arten oft auch Vorsprünge in steilen Klippen; manche Arten
rasten auch auf Bäumen oder Hochspannungsleitungen.
Wenn Kormorane das Wasser
verlassen und einen Ruheplatz aufgesucht haben, schütteln sie zunächst ihr
Gefieder. Dann breiten sie die Flügel aus und bleiben regungslos sitzen. Während
einst zahlreiche Theorien entworfen wurden, welchen Zweck das Flügelspreizen
erfüllt, gehen die Experten heute überwiegend davon aus, dass es den alleinigen
Zweck hat, die nassen Gefiederteile schneller trocknen zu lassen[2].
Nur bei den in polaren Regionen lebenden Arten findet man dieses Verhalten
nicht, da es zu einem zu starken Verlust der Körperwärme führen würde.
Regelmäßig fetten Kormorane ihr
Gefieder mit dem Sekret der Bürzeldrüse ein, um es wasserdicht zu halten. Die
oft verbreitete Behauptung, dass Kormorane keine Bürzeldrüse hätten, ist
unwahr.
Die Vertreter dieser Familie sind
in erster Linie Fischfresser. Manche Arten ernähren sich zusätzlich von
weiteren Wassertieren wie Kopffüßern, Schnecken, Muscheln, Krebstieren und
Würmern sowie (selten) Amphibien und Reptilien. Nur bei der Heardscharbe machen
Wirbellose den Hauptanteil an der Nahrung aus, alle anderen Arten ernähren sich
zu mindestens 50 % von Fisch, viele sogar ausschließlich. Meistens werden
kleine Fische zwischen 5 und 25 cm Länge erbeutet, nur selten auch größere bis
zu 60 cm. Unverdaulichen Teile wie Gräten und Schuppen werden einmal täglich
als Gewölle ausgewürgt.
Zur Jagd tauchen Kormorane von
der Oberfläche geradlinig nach unten oder mit einem kleinen Kopfsprung
vorwärts. Die Beute wird dann aktiv verfolgt, mit dem Schnabel erbeutet und zur
Oberfläche gebracht. Gewöhnlich erfolgt die Fischjagd allein, doch manche Arten
(zum Beispiel die Schwarzgesichtscharbe) finden sich hierzu in Gruppen
zusammen, die die Fische zunächst einkreisen.
Junge Kormorane
Krähenscharbe
Kormorane nisten gewöhnlich in
Kolonien, deren Größe je nach Art von unter 10 bis zu Hunderttausenden Paaren
reichen kann. Oft sind die Kormorane vergesellschaftet mit anderen Wasservögeln
wie Tölpeln, Reihern oder Ibissen, oder mit weiteren Kormoranarten. Jährlich
findet eine Brut statt.
Der Nistplatz wird durch das
Männchen gewählt. Dies kann ein Vorsprung einer Klippe, ein Platz an der
Meeresküste, in einem Baum oder einem Strauch sein - die Ansprüche sind von Art
zu Art verschieden. Mit typischen Balzgebärden wie Flügelschlagen oder
Präsentieren der leuchtend gefärbten Kehle versucht das Männchen, ein Weibchen
anzulocken. Ein Weibchen, das sich zum balzenden Männchen gesellt, wird
entweder verscheucht oder als Partner akzeptiert. Gelegentlich ist dies
derselbe Partner wie im Vorjahr, meistens wird der Partner jedoch jährlich
gewechselt.
Das Nest wird gemeinsam gebaut. Bei
manchen Arten besteht es nur aus einer Kuhle im Sand, Kies oder Guano. Die
meisten Arten bauen aber ein komplexes Nest aus Ästen oder Algen, die mit
Schlamm oder Exkrementen zusammengehalten werden. Manchmal wird das Nest des
Vorjahres wieder genutzt und kann durch die jährliche Erweiterung eine
beträchtliche Größe erreichen. Die direkte Umgebung des Nests wird gegen
Eindringlinge verteidigt; da die Nester in den großen Kolonien oft sehr dicht
stehen, beginnt ein Vogel erst mit Drohgebärden, wenn ein anderer in Reichweite
gelangt, also mit vorgestrecktem Kopf vom Nest aus erreichbar ist. Ein
Schütteln des Kopfes mit gestrecktem Hals und offenem Schnabel ist die typische
Drohgebärde; lässt sich der Eindringling hiervon nicht abschrecken, wird er mit
Schnabelhieben attackiert.
Das Weibchen legt zwei bis drei
(selten vier) Eier, die 23 bis 35 Tage bebrütet werden. Die Jungen sind
zunächst nackt und hilflos und tragen erst nach einer Woche ein Dunenkleid. Sie
schlüpfen in größeren Abständen; das zuletzt geschlüpfte Junge ist meist nicht
kräftig genug, sich bei der Fütterung gegen die älteren Geschwister zu
behaupten und stirbt fast immer nach wenigen Tagen. Auch bei drei Jungen kommt
oft nur das älteste durch, obwohl es auch seltene Fälle geben kann, in denen
alle drei flügge werden. Gefüttert werden die Jungvögel zunächst mit
vorverdauter und ausgewürgter flüssiger Nahrung. Die Elternvögel sorgen
gemeinsam für die Fütterung, das weitere Bebrüten und den Schutz der Jungen.
Sind die Jungen älter, stecken
sie den Kopf selbst in den Kehlsack des Altvogels, um an dort verwahrte Beute
zu kommen. Die Jungen wachsen schnell und werden je nach Art nach 30 bis 80
Tagen flügge; der Durchschnittswert liegt bei 50 Tagen. Haben die Jungen das
Nest verlassen, sammeln sie sich meistens in "Kindergärten". Hier
werden sie weiterhin gefüttert, was zwei bis vier Monate währen kann, ehe sie
völlig selbständig sind.
Die Lebensdauer von Kormoranen
beträgt selten mehr als zehn bis fünfzehn Jahre, die großen Arten haben aber
ein potenzielles Höchstalter von dreißig Jahren.
Fossile Kormorane sind seit dem Miozän
(23,03 bis 5,33 Mio. Jahre) überliefert. Die fossilen Arten sind den rezenten
sehr ähnlich. Aus dem Miozän sind beispielsweise Nectornis miocaenus und
Phalacrocorax littoralis überliefert, beide aus Europa. Aus dem Pliozän
(5,33 bis 1,8 Mio. Jahre) ist mit der Krähenscharbe bereits eine heute noch
lebende Art bekannt. Der Gemeine Kormoran ist fossil seit dem Pleistozän (1,8
Mio. bis 11.500 Jahre) bekannt[3].
Nahe Verwandte der Kormorane
waren die Plotopteridae, pinguinähnliche Vögel, die vom Eozän (55,8 bis 33,9
Mio. Jahre) bis zum Miozän an nordpazifischen Küsten lebten.
Die Kormorane bilden eine Familie
der Ruderfüßer, und innerhalb dieser formen sie zusammen mit Pelikanen, Tölpeln
und Schlangenhalsvögeln das Taxon der Pelecani. Das folgende Kladogramm zeigt
die mutmaßlichen Verwandtschaftsverhältnisse.
Männlicher
Indien-Schlangenhalsvogel
Pelecani
|
|-- Pelikane
|
`--+-- Tölpel
|
`--+-- Kormorane
|
`-- Schlangenhalsvögel
Die nächsten Verwandten der
Kormorane sind die Schlangenhalsvögel, die von manchen Zoologen als
Unterfamilie zu den Kormoranen gestellt werden. Diese sind gestaltlich und vor
allem in der Brutbiologie den Kormoranen sehr ähnlich, unterscheiden sich von
diesen aber durch einen extrem verlängerten Hals und Schnabel und eine lauernde
Fischfangtechnik, die eher an die der Reiher erinnert.
Je nach Lehrmeinung umfasst die
Familie der Kormorane zwischen 26 und 43 Arten. Vor allem bei vielen Arten der
Subantarktis ist oft umstritten, ob sie als Art oder als Unterart angesehen
werden sollten. Selbst nach der konservativen Sichtweise mit 26 Arten wären die
Kormorane die größte Familie der Ruderfüßer, mit mehr als der Hälfte aller
Arten der Ordnung. In der folgenden Aufstellung sind die 43 in der Avibase
aufgeführten Arten zusammengestellt[4].
Meistens werden alle Kormorane
wie oben dargestellt einer einzigen Gattung zugeordnet. Es gibt jedoch
alternative Modelle, bei denen die Arten auf bis zu neun verschiedene Gattungen
aufgeteilt werden. Siegel-Causey schlägt sogar die Teilung in zwei
Unterfamilien vor, die er Phalacrocoracinae und Leucocarboninae nennt und
informell als „Kormorane“ und „Scharben“ bezeichnet (allerdings ohne
Übereinstimmung mit der Verwendung dieses Namensteils in den Trivialnamen)[5]. Die am häufigsten abgetrennte Gattung ist Nannopterum,
der die flugunfähige Galapagosscharbe zugeordnet wird.
Die wichtigste Nutzung ist die
des Kormorankots, des Guanos, als natürlich gewonnenen Kunstdünger; der Guanokormoran
verdankt dieser Tatsache seinen Namen. Große Kolonien produzieren über die
Jahre Unmengen von Guano, der, da er aus den Resten der Fischmahlzeiten
besteht, reich an für das Pflanzenwachstum wichtigen Elementen wie Stickstoff
und Phosphor ist. Schon die Inka und andere südamerikanische Völker nutzten den
Guano zur Steigerung des Ertrags in der Landwirtschaft. Als die Spanier die
Herrschaft übernahmen, ging das Wissen der indianischen Völker um die
Naturschätze verloren, und erst im 18. Jahrhundert begann die Nutzung von
Vogelkot als Dünger von neuem. Vor allem von der Westküste Südamerikas wurden
in der Mitte des 19. Jahrhunderts mehrere Millionen Tonnen Guano nach Europa
abtransportiert. Nicht nur Kormorane, sondern auch Tölpel und Pelikane
produzierten den wertvollen Guano und wurden ebenfalls Opfer des intensiven
Abbaus. Da nicht nur der Guano geborgen wurde, sondern auch Eier und Vögel zur
Ernährung der Arbeiter herhielten, brachen die Bestände beinahe vollständig
zusammen. Ab 1909 wurde in Peru der unkontrollierte Guano-Abbau gestoppt. Die
Bestände konnten sich erholen, vor allem nachdem als Folge der Entwicklung der Ammoniaksynthese
durch Fritz Haber im Jahre 1908, wodurch die Voraussetzung zur industriellen
Herstellung von Kunstdünger geschaffen wurden, die Nachfrage nach Guano zurückging.
Heute wird Guano in Peru nur noch außerhalb der Brutzeit abgebaut.
In geringerem Umfang spielte und
spielt der Abbau von Guano auch an der Westküste Südafrikas eine wirtschaftliche
Rolle.
Der Mensch hat sich in der
Vergangenheit die Fischfangfähigkeiten des Kormorans zu Nutze gemacht. In
Europa, China und Japan wurde Fischfang mit Hilfe von Kormoranen betrieben. Diese
traditionelle Form des Fischfangs kann beispielsweise noch in Japan beobachtet
werden, wo sie aber fast nur noch als Touristenattraktion am Leben gehalten
wird. Dem Kormoran wird ein Ring oder ein Band um den Hals gelegt, damit er die
Fische nicht schlucken kann. Nach einigen Tauchgängen wird das Halsband entfernt,
um den Vögeln das Fressen wieder zu ermöglichen.
Fleisch und Eier wurden weltweit
vor allem von Fischern gegessen. Diese Nutzung stand vor allem in früheren
Jahrhunderten im Vordergrund. So wurden die Kolonien der Ohrenscharbe an den
Küsten Neuenglands und Neufundlands im 17. Jahrhundert von den dort ansässigen
Siedlern zu diesem Zweck genutzt. Die Inuit nutzen die Häute der Meerscharben
zur Herstellung von Kleidung.
Neben der direkten Nachstellung
durch den Menschen und der Ölverseuchung der Meere gibt es für die verschiedenen
Kormoranarten vor allem folgende Gefährdungsursachen: Verwilderte Haustiere,
die auf ehemals raubtierfreien Inseln eingeschleppt wurden und Eier und
Jungtiere fressen; Gewässervergiftung mit Quecksilber, DDT u. a.; Schwankungen
der Meeresströmungen, El-Niño-Phänomen; Überfischung von Meeren und
Binnengewässern und damit Entzug der Nahrungsgrundlage.
Eine Art ist bereits
ausgestorben: Der Brillenkormoran war auf der Beringinsel beheimatet,
vielleicht auch auf benachbarten Inseln und an der Küste Kamtschatkas. Nachdem
immer wieder Seefahrer die Vögel als Reiseproviant eingesammelt hatten, war der
Vogel 1850 ausgestorben.
Viele Kormoranarten werden von
der IUCN in einem Gefährdungsstatus gelistet[6]. Dies
sind:
Die als gefährdet gelisteten
Arten hatten wahrscheinlich nie höhere Populationszahlen, leben jedoch in
extrem kleinen Verbreitungsgebieten, so dass ein einziges lokales Ereignis wie
eine Ölpest ihren Untergang bedeuten könnte.
Der Gemeine Kormoran ist nicht
gefährdet - seine weltweite Population wird auf 1 bis 1,6 Millionen Exemplare
geschätzt[7]. Nachdem er in der Mitte des 20. Jahrhunderts
durch menschliche Nachstellungen in Mitteleuropa relativ selten geworden war,
haben sich seine Bestandszahlen seither wieder erholt. Vor allem Fischer
fordern heute immer wieder einen Abschuss der ihrer Meinung nach überhand
nehmenden Kormorane, da sie die Fischbestände plündern würden. Dies ist kein rein
europäischen Phänomen - in Nordamerika werden ähnliche Forderungen für die dort
vorkommenden Arten gestellt. Tatsächliche wirtschaftliche Schäden durch
Kormorane konnten zumindest in Europa ausserhalb von Intensivteichwirtschaften
bisher nicht nachgewiesen werden.
Wikipedia
http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Kormorane&action=history
http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html