http://www.photonette.net/

 

 

 

 

 

 Zwergflamingo

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

 

 

Sozialstruktur

Zwergflamingos bilden große Schwärme, die nomadisch umherziehen. Die Brutkolonien der Zwergflamingos umfassen zum Teil mehr als 1 Million Vögel und gehören somit zu den größten Vogelansammlungen der Welt. Flamingos, auch der Zwergflamingo, gehören zu den geselligsten Vögeln der Welt, und sogar die Balz (Werbung der Männchen um die Weibchen) findet in Gruppen statt, ein für Tiere eher untypisches Verhalten. Es gibt zwar bei der Balz überlegene Männchen, jedoch lässt sich in den riesigen Zwergflamingokolonien keine richtige Hackordnung oder Rangordnung ausbilden. Auch wechseln die Schwärme ständig, tun sich für kurze Zeit mit anderen zusammen, um sich dann wieder zu trennen. Dies ist eine der Folgen des nomadischen Zugverhaltens, welches aufgrund ständig wechselnder Beutetierpopulationen praktiziert wird.

Zwergflamingos in der Nähe von Ngorongoro.

Zwergflamingos in der Nähe von Ngorongoro.

 

Ernährung

Der Schnabel der Zwergflamingos hat sich in einen hochspezialisierten Filterapparat gewandelt, um aus dem Wasser kleine Wirbellose zu filtern, wobei das Beutespektrum sich fast ausschließlich auf das Cyanobakterium Spirulina platensis beschränkt.

Allgemeines

Da Zwergflamingos in den bereits genannten lebensfeindlichen Lebensräumen leben, gibt es nur wenige Organismen, welche von den carnivoren Flamingos gefressen werden können. Dies sind Blaubakterien, Kieselalgen und ein paar wenige Wirbellose wie das Salinenkrebschen Artemia salina. Doch von der Handvoll Möglichkeiten, die Zwergflamingos in ihrem Lebensraum nützen könnten, beschränken sie sich auf das blaugrüne Bakterium Spirulina platensis (früher auch als Blaualge bezeichnet). In dieser sind, obwohl diese Cyanobakterien eigentlich grün-blau sind, auch die Karotinide vorhanden, die Flamingos das rosafarbige Gefieder verleihen. Flamingos wie der Zwergflamingo haben eine im Vogelreich, aber nicht im Tierreich einzigartige Art, diese winzigen Lebensformen zu fressen: Sie "filtern" ähnlich wie die Wale ihre Nahrung aus dem Wasser. Ihr Schnabel ist ein Filterapparat. In ihm befinden sich große Borsten, an denen wiederum kleine Borsten sitzen. Der Zwergflamingo hält beim Filtrieren den Schnabel verkehrt herum ins Wasser und öffnet den Schnabel so weit, dass ein kleiner Spalt entsteht. Daraufhin ziehen die Zwergflamingos ihre große Zunge zurück, wodurch ein Unterdruck entsteht, der das Wasser mit den Kleinstlebewesen einsaugt. Das Wasser mit den Cyanobakterien wird nun in den Schnabel des Flamingos gezogen, da die kleinen Borsten angelegt sind und somit die kleinen Lebewesen durchlassen. Dann führt er die Zunge in das Wasser im Schnabel, wodurch es wieder herausgepresst wird. Doch diesmal sind die kleinen Borsten aufgestellt, woran die Kleinstlebewesen hängen bleiben und somit "herausgefiltert" werden. Wenn der Flamingo beim nächsten Filtervorgang die Zunge einzieht, zieht er den Fang des letzten Filterns, der noch an den Borsten hängt, mit der fleischigen Zunge ein. Auf diese Weise halten sich auch das Salz und die Chemikalien, die in den Körper aufgenommen werden, in Grenzen. Doch zum Trinken bevorzugt auch er schwach salzhaltiges Wasser oder Süßwasser von Quellen oder Regenwasser.

Ein Zwergflamingo (Phoenicopterus minor) in einbeiniger Ruhestellung

Ein Zwergflamingo (Phoenicopterus minor) in einbeiniger Ruhestellung

 

Nahrungsverbrauch

Momentan sind über den Nahrungsverbrauch des Zwergflamingos nur Schätzungen vorhanden. Eine bekanntere Schätzung des österreichischen Zoologen Ekkehard Vareschi bezieht sich auf die Zwergflamingokolonie am Nakurusee, welche laut ihm täglich etwa 36 Tonnen Spirulina platensis aus dem Wasser filtert. Ekkehard Vareschis Schätzungen, wie viele Spirulina platensis insgesamt im See leben, belaufen sich auf 180.000 Tonnen. Die Verluste durch die Flamingos weiß das Bakterium Spirulina platensis nur durch seine hohe Vermehrungsrate auszugleichen.[1]

Zusammenleben mit dem Rosaflamingo

An einem Großteil der Orte, wo Zwergflamingos leben, finden sich auch Rosaflamingos. Die verschiedenen Arten leben dicht nebeneinander, machen sich jedoch keine Konkurrenz um Nahrung. Die Ursache hierfür sind zwei Gründe: Einerseits suchen Rosaflamingos ihre Nahrung in den schlammigen Gründen der Salzseen, anders als Zwergflamingos, die ihre Nahrung aus den Oberflächengewässern filtern. Außerdem sind die Filterschnäbel anders gebaut: Die des Zwergflamingos sind extrem fein, um das Cyanobakterium Spirulina platensis überhaupt aus dem Wasser filtern zu können. Artemia salina kommt hingegen selbst durch die "groben" Borsten, die anfangs aufgestellt sind, nicht durch. Zwergflamingos haben sich aber auf solch "große" Beutetiere spezialisiert, Spirulina platensis kommt selbst durch die feinen Lamellen, die später aufgestellt werden, durch, wogegen Artemia salina in diesen Lamellen hängen bleibt. So machen sich der Zwergflamingo und der Rosaflamingo keine Konkurrenz, obwohl sie direkt nebeneinander nach Nahrung suchen.

Konkurrenz mit Fischen

Ein besonderer Aspekt der Ernährung der Zwergflamingos ist die Konkurrenz um Nahrung, die von Fischen ausgeht. In fischreichen Gewässern gibt es keine Zwergflamingos, denn die Fische sind in der Lage, den Wettbewerb um die wirbellose Nahrung zu gewinnen. Daher leben Zwergflamingos auch fast ausschließlich in den Salzseen, wo nur wenige Fische leben können. Im Nakurusee wurde der Bestand der Zwergflamingos und das Ökosystem gestört, als der Mensch dort in den 1960er Jahren kleine Buntbarsche der Art Tilapia grahami aussetzte. Diese stammten aus dem Natronsee, wo die Fische schon seit langem lebten, und das Ökosystem dieses Sees daran angepasst war. Doch im Nakurusee vermehrten sich die kleinen Fische massenhaft, wodurch auch Fischfresser wie Kormorane, Scharben, Schlangenhalsvögel, Tauchervögel und Pelikane angezogen wurden. Dadurch wurde das Ökosystem am Nakurusee gestört, ein typischer Fall von Faunenverfälschung.

Zugverhalten

Das nomadische Zugverhalten der Zwergflamingos ist unberechenbar und bis heute nicht geklärt. Die Tiere ziehen wohl wegen stark variierender Bestände von Spirulina platensis nachts zwischen den Seen umher, denn meist haben die Organismen, von denen sich die Zwergflamingos ernähren, eine kurze Blütezeit, in der sie in Massen auftreten, um dann wieder stark abzunehmen. Dann sind die Zwergflamingos gezwungen, zu einem anderen See mit Organismenblüte zu ziehen. Einmal aufgesuchte Seen werden oft jahrelang nicht mehr besucht. Wichtige Faktoren in diesem Zugverhalten sind vielleicht auch noch die Tektonik, Trockenzeiten, Regenzeiten, Hochwasser, Dürren und wohl weitere andere Faktoren.

Zeichnung eines Flamingokopfes

Zeichnung eines Flamingokopfes

 

Fortpflanzung

Paarungsperiodik und Brutkolonien

Ebenso unberechenbar wie das Zugverhalten ist das Fortpflanzungsverhalten. Auch hier herrscht Unklarheit, welche Faktoren die Zwergflamingos wann zur Brut bewegen. Meist pflanzt sich ein Individuum alle 2 Jahre fort, in günstigen Zeiten jedoch auch jährlich, in schlechten Zeiten manchmal jahrelang nicht. Hieraus ergeben sich pro Flamingo 15-30 Bruten im Leben. Lange Zeit war unbekannt, wo der Zwergflamingo brütet, doch inzwischen ist bekannt, dass die Flamingos am Rift Valley und in der Umgebung am Natronsee, dem Hauptbrutgebiet der Zwergflamingos, brüten. Die anderen, separaten Vorkommen brüten an anderen Salzseen. Wie dies bekannt wurde, ist in Zwergflamingoforschung zu lesen. Insgesamt sind in Afrika nur drei Seen bekannt. an denen die Flamingos brüten

Die Balz

Die Männchen balzen in großen Verbänden zusammen, ein sehr ungewöhnliches Verhalten im Reich der Tiere. Die Balzrituale sind streng ritualisiert und mit einem ballettartigen "Tanz" zu vergleichen. Vollkommen synchron schlagen die Flamingos mit den Flügeln, nicken rhythmisch mit dem Kopf, marschieren in der Gruppe durch den See und geben Laute von sich. Wenn ein Weibchen sich ein Männchen ausgesucht hat, ist diese Partnerschaft monogam und hält über viele Jahre bis lebenslang.

Ein naher Verwandter des Zwergflamingos (Phoenicopterus minor), der Rosaflamingo (Phoenicopterus roseus), sitzt in einem Tierpark auf seinem Schlammnest.

Ein naher Verwandter des Zwergflamingos (Phoenicopterus minor), der Rosaflamingo (Phoenicopterus roseus), sitzt in einem Tierpark auf seinem Schlammnest.

 

Eier und Nester

Wenn der Wasserpegel des Natronsees sinkt, entstehen schlammige Inseln, auf denen die Zwergflamingos brüten. Dort legen sie auch ihre Nester an. Die Nester der Zwergflamingos sind 40 cm hohe, aus Schlamm bestehende Kegelstümpfe mit einer Mulde an der Spitze. In diese Mulde legt das Flamingoweibchen ihr einziges, längliches Ei. Die turmartige Bauweise hat mehrere Vorteile: steigt infolge starker Regenfälle das ätzende Wasser des Natronsees, sind die Nester nicht gleich überflutet und die gesamte Brut verloren. Der andere Grund sind die Temperaturen. Wäre das Nest des Zwergflamingos ein Bodennest, müssten die Eier mittags Temperaturen von zum Teil über 50°C standhalten. Oben auf dem Nistkegel steigt die Temperatur jedoch selten über 35°C. Männchen und Weibchen teilen sich das Brutgeschäft, bis nach 27 bis 31 Tagen ein Flamingoküken mit graubraunem Dunenkleid und grauen Beinen schlüpft.

Aufzucht der Jungen

Nach dem Schlupf werden die jungen Zwergflamingos mit einer Art Kropfmilch gefüttert, die in der Speiseröhre der Eltern gebildet wird, was der Jungtierfütterung von Tauben und Pinguinen ähnelt. Die Milch wird zusätzlich mit Karotin und Blut der Elterntiere vermischt, wodurch diese Kropfmilch dem Nährwert der Säugetiermilch in nichts nachsteht. Die Jungtiere verlassen nach einer Woche im Nest das Nest selbstständig, aber in Begleitung der Eltern. Das Flamingoküken, schließt sich einer Großgruppe von Küken an, den sogenannten "Krippen". Eine Krippe umfasst zum Teil mehr als 300.000 Zwergflamingoküken, die von einigen Elterntieren bewacht werden. Die Jungen werden immer noch von ihren Eltern gefüttert, und trotz der vielen Küken erkennen die Eltern an dessen Geschrei ihr eigenes Küken und füttern nur dieses mit ihrer nahrhaften Kropfmilch. Nach etwa einer Woche in der Krippe beginnt der Schnabel, der bei dem Schlupf gerade war, die typische Krümmung der adulten Zwergflamingos anzunehmen. Mit einem Alter von 4 bis 6 Wochen beginnen die Küken mit der Nahrungssuche, doch sie werden noch immer gefüttert, da ihr Filterapparat noch nicht hinreichend ausgebildet ist, um genug Spirulina platensis zu fangen. Erst mit 10 Wochen sind sie dazu befähigt. Mit 11 Wochen können sie fliegen. Ihr Jugendkleid nach der graubraunen Phase ist rosabraun gescheckt, mit 3 bis 4 Jahren haben sie das prächtige Gefieder der Erwachsenen entwickelt, und mit 6 Jahren werden sie zum ersten mal selber brüten.

 

 

Wikipedia

http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Zwergflamingo&action=history

http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html