Brillenpinguin,
Zoologisch-Botanischer Garten Wilhelma, Stuttgart
Aufgrund der meist isoliert
gelegenen Brutplätze haben erwachsene Pinguine an Land so gut wie keine Feinde;
vom Menschen eingeführte Säugetiere wie Hunde und Katzen stellen allerdings
regional eine ernste Bedrohung dar. Pinguine können zur Verteidigung sowohl
ihren Schnabel als auch ihre Flossen als wirksame Waffen einsetzen. Küken
werden unbeaufsichtigt dagegen schnell zur Beute der Antarktis-Skuas (Stercorarius
antarctica). Diese Art sowie einige Möwen nutzen jede sich bietende
Gelegenheit, um Eier zu stehlen.
Seeleoparden (Hydrurga
leptonyx), Südliche Seebären (Arctocephalus), Australische (Neophoca
cinerea) und Neuseeländische Seelöwen (Phocarctos hookeri) sowie Orcas
(Orcinus Orca) und Haie (Selachii) bejagen Pinguine im Meer, insbesondere
die angegebenen Robbenarten patrouillieren oft im flachen Wasser vor den
Brutkolonien, wo Pinguine ihre hohe Manövrierfähigkeit nicht gut ausspielen
können. Man schätzt, dass auf diese Weise etwa 5 % aller Adelie-Pinguine pro
Jahr getötet werden.
Daher rührt vermutlich die auf
den ersten Blick seltsam anmutende Angst der Vögel vor dem Gang ins Wasser, an
das sie doch so gut angepasst sind. Vor dem Losschwimmen nähern sich Pinguine
oft in kleineren Gruppen zögerlich dem Ufer, offensichtlich jeder mit dem
Wunsch, nicht der erste sein zu müssen, der das Meer betritt; oft dauert diese
Prozedur bis zu einer halben Stunde. Sobald ein einzelner schließlich genug Mut
gefasst hat und ins Wasser springt, folgen alle anderen nach.
Gelbaugenpinguin
(Megadyptes antipodes)
Drei Arten, der Kronenpinguin (Eudyptes
sclateri), der Gelbaugenpinguin (Megadyptes antipodes) und der Galápagos-Pinguin
(Spheniscus mendiculus) werden zu Beginn des 21. Jahrhunderts als vom
Aussterben bedroht eingestuft, sieben weitere gelten als gefährdet.
Früher wurden ganze Kolonien
durch Einsammeln der Eier für Nahrungszwecke und Abschlachten der erwachsenen
Tiere zur Ölgewinnung aus der reichen Fettschicht ausgelöscht, heute stehen
dagegen andere Gefahren im Vordergrund.
Dazu zählen der Verlust des
Lebensraums wie zum Beispiel beim Gelbaugenpinguin, dessen Bestände durch
zunehmende Landnutzung und menschliche Eingriffe in das Dünensystem Neuseelands
bedroht sind, die Gefahr durch ausgewilderte Säugetiere wie beim
Galápagos-Pinguin, dessen auf zwei Inseln beschränkte Brutkolonien durch
streunende Hunde dezimiert wurden, und klimatische Veränderungen: Die
Populationen der Galápagos-Pinguine wurden beispielsweise in den 1980er und
1990er Jahren durch einen Kollaps der Fischbestände dezimiert, der auf das mit
dem Klimawandel in Verbindung gebrachte El-Niño-Phänomen zurückgeführt werden
kann.
Felsenpinguine (Eudyptes
chrysochome), Magellan-Pinguine (Spheniscus magellanicus) oder
Humboldtpinguine (Spheniscus humboldti) geraten auf ihren ausgedehnten
Beutezügen nach Sardellen und Sardinen in subantarktischen Gewässern immer
wieder in Konflikt mit der kommerziellen Fischerei, die sich teilweise auf
dieselben Arten spezialisiert hat: Während von Seiten der Fischer Klagen über
Einkommenseinbußen erhoben werden, verlieren viele Pinguine ihre
Nahrungsgrundlage. Es gibt allerdings Bemühungen, diesen Konkurrenzkonflikt
unter Berücksichtigung der Interessen der Fischer zu entschärfen.
Brillenpinguine und
Magellan-Pinguine, deren Kolonien sich am Kap der guten Hoffnung in Südafrika
oder an der Magellanstraße vor Südamerika befinden, leiden besonders unter der Ölverschmutzung,
die durch die dort verlaufenden Schifffahrts- und insbesondere Tankerrouten bedingt
ist. Verölte Pinguine können zwar eingefangen, gesäubert und wieder in die
Freiheit entlassen werden; dies ist jedoch ein sehr zeitraubender und
kostenträchtiger Prozess.
Auf der anderen Seite hat die
intensive Bejagung der Bartenwale (Mysticeti) und die dadurch ausgelöste Krill-Vermehrung
zu einer erheblichen Zunahme bei Zügel- und auch Königspinguinen geführt; die
meisten antarktischen Arten gelten wegen der Abgelegenheit ihres Lebensraums
als stabil.
Pinguinmarsch
Die erste Begegnung zwischen
Menschen und Pinguinen ist aus Australien bezeugt: Archäologische Knochenfunde
in Lagerstätten der Aborigines zeigen, dass Pinguine in vorgeschichtlicher Zeit
einen Bestandteil der Nahrung dieser australischen Ureinwohner bildeten.
In Europa wurden Pinguine erst
gegen Ende des 15. und mit Beginn des 16. Jahrhunderts durch die Erkundungsfahrten
der portugiesischen Seefahrer unter Vasco da Gama und Ferdinand Magellan
bekannt. Der erste bekannte Hinweis auf die Vögel entstammt dem Tagebuch Vasco
da Gamas vom 25. November 1497, als dieser in der Mossel Bay an der Küste
Südafrikas vor Anker lag. Er begegnete dort den heute als Brillenpinguin (Spheniscus
demersus) und Magellan-Pinguin (Spheniscus magellanicus)
bezeichneten Vögeln. Der Brillenpinguin ist auch die erste wissenschaftlich
beschriebene Art, von der sich der lateinische Familien- und Ordnungsname
ableitet – er wurde bereits 1758 von dem schwedischen Systematiker Carl von
Linné in seinem Werk Systema Naturae behandelt. Fast alle anderen Arten wurden
dagegen erst mit der Erforschung des südlichen Ozeans im späten 18. Jahrhundert
und 19. Jahrhundert entdeckt.
Der deutsche Name Pinguin stammt
direkt von dem englischen Wort penguin ab und leitet sich vermutlich von
dem Walisischen pen gwyn, „weißer Kopf“ her. Pinguine haben allerdings
keine weißen Köpfe; die Bezeichnung penguin bezog sich ursprünglich auf
den auf der Nordhalbkugel im Atlantik beheimateten, heute ausgestorbenen
flugunfähigen Riesenalk (ehemals Pinguinus impennis), bei dem die Flügel
ebenfalls zu Flossen umgebildet waren. Obwohl mit diesem nicht näher verwandt,
wurde der Name von Seeleuten auf die oberflächlich ähnlich aussehenden Pinguine
übertragen.
Pinguine sind sehr neugierige
Vögel und an Land weitgehend furchtlos. Anders als gezähmte Tiere, die erst
durch ihren häufigen Kontakt mit Menschen ihre Furcht verloren haben, sind die
meisten von Natur aus ohne Angst gegenüber Menschen. Obwohl die Auffassung
naturgemäß nicht wissenschaftlich bestätigt werden kann, ist von
Antarktis-Reisenden oft die Vermutung geäußert worden, sie seien von den Vögeln
selbst für lediglich etwas seltsam gebaute Pinguine gehalten worden.
In Mitteleuropa lassen sich
Pinguine nur in zoologischen Gärten betrachten. Manche bieten zu diesem Zweck
so genannte Pinguinmärsche an, bei denen die Vögel zumeist am Wochenende aus
ihren Gehegen gelassen werden und unter Begleitung und Beobachtung der Tierpfleger
einen kleinen Rundgang um ihr Zuhause unternehmen können. Pinguinmärsche werden
unter anderem in den Zoologischen Gärten von Münster und München-Hellabrunn angeboten;
im Ausland gilt der Pinguinmarsch im Zoo von Edinburgh als sehenswert.
Linux-Maskottchen
Tux
Pinguine gelten als sehr beliebte
Tiere, die leidenschaftlichen Zuspruch auslösen können. Kühlschränke sind
ebenso nach ihnen benannt wie Eishockey-Mannschaften und auch ein großer
englischer Buchverlag tritt unter ihrem englischen Namen Penguin auf. Bis
heute scheint dieser Charme nicht verblasst zu sein: Als Linus Torvalds, der
Urheber des Free-Software-Betriebssystems Linux nach einem Maskottchen suchte,
entschied er sich mit Tux für einen Pinguin.
Umgekehrt war es vielleicht
gerade das friedlich-charmante Image, das die Urheber der Comic-Serie Batman
dazu bewog, der sinistren Figur des obersten Bösewichts ausgerechnet den Namen
Pinguin zu geben. Danny DeVito verkörperte diese Rolle im Jahr 1992 im Film Batmans
Rückkehr. Freundlich-friedlich begegnen Pinguine dem Zuschauer dagegen in der
Kindertrickfilmfigur Pingu des Schweizer Fernsehens.
Als Grund für die menschliche
Sympathie wird oft die durch die scheinbare Unbeholfenheit der Tiere
hervorgerufene unfreiwillige Komik angeführt: Die hüpfenden, daherschliddernden
und watschelnden Vögel wirken auf viele Betrachter erheiternd; das entfernt an
weißes Hemd und schwarzen Smoking, also an sehr formelle Herrenkleidung
erinnernde Gefieder verstärkt diesen Eindruck noch.
Die Ursache der Zuneigung mag
aber auch tiefer liegen: Demnach erkennen Menschen in den Vögeln nicht zuletzt
sich selbst – wozu sicherlich auch die Tatsache beiträgt, dass Pinguine eine
der wenigen Tierarten sind, die wie Menschen aufrecht auf zwei Beinen laufen.
Wikipedia
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