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Tölpel

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Lebensweise

Ernährung

Tölpel sind Stoßtaucher, die aus recht großer Höhe (10 bis 30, manchmal sogar 100 m) im Sturzflug hinabstoßen und so in Fischschwärme hineintauchen. Allein durch den Schwung des Sturzflugs vermögen die Vögel eine Tiefe von zehn Metern zu erreichen, in größere Tiefen (bis 25 m) gelangen sie durch Schlagen der Flügel unter Wasser. Auf diese Weise werden vor allem Makrelen, Sardinen, Sardellen und Sandaale erbeutet. Jede Art bevorzugt bestimmte Fischarten, aber keine ist so festgelegt, dass sie in Mangelzeiten nicht problemlos auf andere Fische ausweichen könnte. Die Fische werden meistens noch unter Wasser geschluckt und nur selten an die Oberfläche gebracht.

Alle Arten fangen ihre Beute vor allem durch Stoßtauchen, es gibt jedoch auch andere Jagdmethoden. Insbesondere in den Tropen können Fliegende Fische und Fliegende Kalmare erbeutet werden, ohne dass die Wasseroberfläche berührt wird. Manche Tölpel folgen auch Fischkuttern und fressen die über Bord geworfenen Fischabfälle.

Fortpflanzung

Mit Ausnahme des Graufußtölpels brüten alle Tölpelarten in großen Kolonien. Diese konnten beim Guanotölpel einst bis zu 750.000 Paare umfassen; auch Basstölpel, Kaptölpel und Rotfußtölpel konnten Kolonien von über 100.000 Paaren bilden. Gebrütet wird meistens einmal im Jahr, wobei die tropischen Arten nicht unbedingt zu festgelegten Zeiten im Jahr brüten und das Brutintervall daher zwischen zehn und fünfzehn Monaten betragen kann; der Graufußtölpel brütet nur alle zwei Jahre. Die Tölpel der Gattung Morus leben in lebenslanger Monogamie, während die Tölpel der Gattung Sula jährlich wechselnde Partner haben können. Tölpel zeigen in Kolonien eine Reihe ritualisierter Verhaltensweisen, die der Paarbindung, der Aggressionsvermeidung oder anderen Zwecken dienen. Oft gibt es ein festes Begrüßungsritual, sobald ein Partner zum Nest zurückkehrt, und weitere ritualisierte Gesten, zum Beispiel, wenn ein Partner das Nest verlässt.

Das Nest besteht bei den bodenbewohnenden Arten nur aus einer Vertiefung, die mit wenig oder gar keinem Material ausgelegt wird. Manchmal wird es mit einem Wall von Exkrementen (Guano) umringt. Die baumbrütenden Arten bauen ein instabiles Nest aus Zweigen, das von Exkrementen zusammengehalten wird; diese Nester werden bei Stürmen oft zerstört.

Bei den meisten Arten besteht das Gelege nur aus einem Ei. Ausnahmen sind Blaufuß-, Masken- und Brauntölpel mit je zwei und der Guanotölpel mit im Schnitt sogar drei Eiern je Gelege. Die Eier messen je nach Art zwischen ca. 53x36 und 82x49 mm; das entspricht 3 bis 7,5 % des Körpergewichts des Weibchens, was ein relativ geringer Wert ist. Die Eier werden mit den Füßen bebrütet, das heißt, der Vogel steht mit seinem ganzen Gewicht auf dem Ei; um diese Belastung auszuhalten, sind die Schalen extrem dick. Die Brutdauer beträgt 41 bis 45, beim Graufußtölpel bis zu 57 Tage.

Die Jungen werden während des ersten Lebensmonats nie unbewacht gelassen. Auch danach werden sie noch umsorgt und selbst noch gefüttert, wenn sie bereits selbständig fliegen können. Auch bei den Tölpeln mit mehr als einem Jungen pro Gelege wird meistens nur ein Junges flügge. Beim Masken- und beim Brauntölpel tötet das stärkere Junge immer das schwächere (Kainismus). Dagegen kommt es beim Guanotölpel recht häufig vor, dass zwei oder sogar drei Junge aufgezogen werden und ausfliegen können.

Die Lebenserwartung liegt bei zehn bis zwanzig Jahren, maximal kann ein Alter von bis zu 40 Jahren erreicht werden.

Stammesgeschichte

Die ältesten fossilen Tölpel entstammen dem frühen Oligozän. Sie gehörten der Art Sula ronzoni an. Im Miozän und Pliozän war die Familie weit artenreicher vertreten als heute und besiedelte auch den Nordpazifik, in dem Tölpel heute fehlen.

Größtenteils werden auch die fossilen Tölpel den rezenten Gattungen Sula und Morus zugeordnet. Darüber hinaus wurden folgende heute ausgestorbene Gattungen beschrieben:

Tölpel entwickelten sich offenbar auf der Nordhalbkugel. Auf der Südhalbkugel finden sich fossile Tölpel erst seit dem Pliozän, also relativ spät. Aus dem nördlichen Pazifik verschwanden sie erst im Pleistozän; die Gründe hierfür sind unbekannt.

Systematik

 

Rotfußtölpel (Sula sula)

Rotfußtölpel (Sula sula)

Die Tölpel bilden eine Familie der Ruderfüßer, und innerhalb dieser formen sie zusammen mit Pelikanen, Kormoranen und Schlangenhalsvögeln das Taxon der Pelecani. Wahrscheinlich bilden sie die Schwestergruppe eines gemeinsamen Taxons von Kormoranen und Schlangenhalsvögeln.

Neun Arten werden unterschieden:

Gelegentlich wird mit dem Nazca-Tölpel (Sula granti) eine zehnte Art genannt, die üblicherweise jedoch als Unterart des Maskentölpels angesehen wird[1].

Während früher alle Arten der Gattung Sula zugeordnet wurden, ist heute die Aufteilung der Tölpel auf die drei Gattungen Morus, Sula und Papasula allgemein üblich. Morphologische und molekulargenetische Analysen belegten, dass es sich bei Morus und Sula um zwei eigenständige Linien handelt, die sich bereits im Miozän voneinander trennten[2][3]. Die Stellung der monotypischen Gattung Papasula innerhalb der Tölpel ist umstritten; sie wurde sowohl als Schwestertaxon von Sula[4] als auch von Morus[5] beschrieben. Das folgende Kladogramm folgt dem letztgenannten Ergebnis der molekularen Analyse von Friesen und Anderson:

Sulidae (Tölpel)
 |
 |--+-- Morus
 |  |    |
 |  |    |-- Basstölpel
 |  |    `--+-- Kaptölpel
 |  |       `-- Australischer Tölpel
 |  |
 |  `-- Papasula (Graufußtölpel)
 |
 `-- Sula
      |
      |-- Rotfußtölpel
      `--+-- Brauntölpel
         `--+-- Maskentölpel
            `--+-- Guanotölpel
               `-- Blaufußtölpel

 

Menschen und Tölpel

Seit langem werden Tölpelkolonien von Menschen genutzt, die Eier, Fleisch und Federn der Vögel verwerten. Eine solche Tradition gibt es zum Beispiel auf den Färöer-Inseln, wo in den großen Kolonien regelmäßig einige Basstölpel getötet werden. Diese maßvolle Nutzung hat die Bestände jedoch nie bedroht.

In jüngerer Zeit wurden jedoch einige Kolonien zur Gänze vernichtet. Betroffen war vor allem der Guanotölpel südamerikanischer Küsten. Zusammen mit Guanopelikan und Guanokormoran gehört er zu den Guanovögeln, deren Exkremente in großer Menge als Dünger gesammelt wurden. Da die Arbeiter nebenher Eier und Vögel zu eigener Ernährung töteten, wurden im Zuge der Ausbeutung viele Kolonien vernichtet. Auch die vielleicht größte Basstölpelkolonie aller Zeiten, die im Sankt-Lorenz-Golf lag und aus bis zu 125.000 Brutpaaren bestand, wurde am Anfang des 20. Jahrhunderts nahezu vollständig vernichtet.

Zwei Tölpel-Arten werden in der Roten Liste der IUCN geführt. Der Graufußtölpel hat dort den Status endangered (stark gefährdet), sein Brutgebiet beschränkt sich auf die Weihnachtsinsel. Der Bestandsrückgang der Art und sein Verschwinden von anderen Inseln wird in Zusammenhang mit der Einschleppung der Gelben Spinnerameise gebracht[6]. Der Kaptölpel gilt seit 2000 als vulnerable (gefährdet), da er nur auf sechs Inseln vor der südafrikanischen Küste brütet, deren Umgebung unter starker Überfischung leidet[7].

Das angeblich Tölpelhafte dieser Tiere hat ihnen in vielen Sprachen zu ihrem Namen verholfen: Auf Englisch heißen sie booby, auf Spanisch bobo und auf Französisch fou. Im Englischen gibt es zudem den Namen gannet, der den gleichen Wortstamm wie das deutsche Gans hat. Der wissenschaftliche Name Sula, Sulidae ist vom gälischen sula abgeleitet, der keltischen Bezeichnung der Tölpel.

Literatur

Quellen

  1. V.L. Friesen, D.J. Anderson, T.E. Steeves, H. Jones & E.A. Schreiber: Molecular Support for Species Status of the Nazca Booby (Sula granti). In: The Auk 2002, Nr. 119(3), S. 820-826
  2. G.F. van Tets & al.: Osteological differences between Sula and Morus, and a description of an extinct new species of Sula from Lord Howe and Norfolk Islands, Tasman Sea. In: Notornis 1988, Nr. 35, S. 35-57
  3. S.L. Olson: A selective synopsis of the fossil record of birds. In: D. Farner, J.R. King & K. Parkes: Avian Biology 8. New York: Academic Press, 1985
  4. K.I. Warheit: The phylogeny of the Sulidae (Aves: Pelecaniformes) and the morphometry of flight related structures in seabirds: a study of adaptations. Ph.D. Thesis, University of California, 1990
  5. V.L. Friesen & D.J. Anderson: Phylogeny and evolution of the Sulidae (Pelecaniformes: Aves): a test of alternative nodes of specification. In: Molecular Phylogenetics and Evolution 1997, Nr. 7, S. 252-260
  6. IUCN Species Information, 31.10.2006
  7. IUCN Species Information, 31.10.2006

 

 

Wikipedia

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