Hauptartikel: Geschichte
Tansanias
Historische Karte
(um 1888)
Die Küstenregion war lange Zeit
Siedlungsgebiet von Händlern, die regen Austausch mit arabischen Gebieten
pflegten. Dieses Gebiet wurde im 16. Jahrhundert von Portugiesen, dann von
Arabern aus Oman (s. Sansibar) und am Ende des 19. Jahrhunderts von Deutschen
besetzt (Deutsch-Ostafrika, 1889-1918).
Seit 1920 stand die Region als Völkerbundsmandat
(nach dem Zweiten Weltkrieg als Treuhandgebiet der UNO) unter britischer
Verwaltung.
Am 9. Dezember 1961 erhielt Tanganjika
die Unabhängigkeit vom Vereinigten Königreich. Kurz nach der
Unabhängigkeitserklärung von Sansibar am 10. Dezember 1963 verbanden sich die
beiden Staaten Tanganjika (Tan) und Sansibar (San) und gründeten
am 26. April 1964 die Vereinigte Republik Tansania. Erster
Staatspräsident wurde Julius Kambarage Nyerere mit der Tanganyika African
National Union (TANU). Auf Anregung von Nyerere fusionierten 1977 TANU und die Afro-Shirazi
Party (ASP) Sansibars zur Chama Cha Mapinduzi (zu deutsch: Partei der
Revolution). Nyerere und seine Anhänger strebten den Aufbau einer
sozialistischen Gesellschaft in Tansania an, verstaatlichten die Banken,
führten Bildungs- und Landreformen durch. Ziel Nyereres war ein spezifisch
afrikanischer Sozialismus in Abgrenzung zu den autoritären Sozialismusmodellen
nach dem Vorbild der Sowjetunion. Vorbild für die sozialistische Umgestaltung
Tansanias sollte stattdessen die „Ujamaa”, die Dorfgemeinschaft als
Produktions- und Verteilungskollektiv, sein. Die Ausweitung des Ujamaa-Modells
auf größere Produktionseinheiten scheiterte allerdings und mit der
Verschlechterung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen auch die sozialistische
Vision Nyereres. Er trat 1985 als Staatspräsident und 1990 als
Parteivorsitzender zurück und ist 1999 verstorben.
1992 endete dann das
Einparteiensystem, und 1995 fanden zum ersten Mal seit den 1970er Jahren demokratische
Wahlen statt, bei denen jedoch die vorherige Regierungspartei CCM ihre Stellung
behaupten konnte.
Tansania ist eine Präsidialrepublik:
Der in allgemeinen Wahlen alle fünf Jahre gewählte Staatspräsident bestimmt die
Politik. Er ernennt den Premierminister sowie die Minister des Kabinetts. Trotz
des von der Verfassung seit 1992 garantierten Mehrparteiensystems kommt den
Oppositionsparteien auf dem Festland nur eine geringe Bedeutung zu, da bei den
Parlamentswahlen von 1995 und 2000 die Partei von Staatspräsident Benjamin
Mkapa, CCM, über 80 % der Stimmen erhielt. Bei der Wahl 2005 erhielt die CCM
erneut die Mehrheit. Mit dieser Wahl hat Jakaya Kikwete das Amt des
Staatspräsidenten übernommen. Vor allem aus der eigenen Partei gibt es
Widerstand gegen den Präsidenten und seine Minister. Kritik von mächtigen
Interessengruppen innerhalb der eigenen Partei haben schon häufiger amtierende
Minister das Amt gekostet. Dem Präsidenten zur Seite steht der Vizepräsident,
derzeit Dr. Ali Mohamed Shein, offiziell sein Stellvertreter, aber eher mit
repräsentativen Aufgaben betraut. Anders als die CCM, die landesweit gut
organisiert ist, verfügen die Oppositionsparteien kaum über nennenswerte
Strukturen außerhalb ihrer wenigen Hochburgen (CUF in Sansibar, Tanzania Labour
Party (TLP) und CHADEMA in Kilimandscharo, UDP in Zentraltansania). Seit 1995
ist Frederick Sumaye von der CCM Ministerpräsident. Im Dezember 2005 endete die
zweite und laut Verfassung letzte Amtszeit des Staatspräsidenten Benjamin Mkapa.
Seine Partei hatte in hart umkämpften internen Wahlen den gegenwärtigen
Außenminister Jakaya Kikwete zum Kandidaten ernannt. Kikwete wurde nach seinem
Wahlsieg am 21. Dezember 2005 als neuer Präsident vereidigt.
Auch in Sansibar wurde im Oktober
2005 ein neues Parlament und ein neuer Präsident gewählt. Sansibar besitzt
innerhalb der Union eine gewisse Autonomie, unter anderem ein eigenes
Parlament, eine eigene Regierung und einen eigenen Präsidenten (seit 2000 Amani
Abeid Karume, der noch einmal kandidieren darf). Anders als auf dem Festland,
auf dem die CCM unangefochten dominiert, ist die politische Gesellschaft Sansibars
in zwei etwa gleich starke Lager gespalten: Die Anhänger der Regierungspartei
CCM und die der Oppositionspartei Civic United Front (Chama cha Wananchi), CUF.
Deren Generalsekretär Seif Sharif Hamad, ein ehemaliger CCM-Premierminister
Sansibars, tritt als aussichtsreichster Herausforderer gegen Karume an. Beide
bisherigen Wahlen, die unter dem Mehrparteiensystem durchgeführt wurden (1995, 2000)
mussten sich den Vorwurf massiver Wahlfälschungen gefallen lassen. Insbesondere
die Anhänger der CUF fühlen sich um ihren vermeintlichen Wahlsieg betrogen. Nach
den Wahlen 2000 starben etwa 30 CUF-Anhänger bei Auseinandersetzungen mit den
Sicherheitskräften - eine in Tansania bislang ungekannte Gewalteskalation. Nach
langen Verhandlungen einigten sich CUF und CCM auf ein Versöhnungsabkommen
(Muafaka), das teilweise umgesetzt wurde. Trotz Annäherung und Kooperation der
beiden Parteien gibt es auf beiden Seiten Hardliner, die sich deutlich
radikalisert haben.Ob die CUF-Hardliner eine mögliche Wahlniederlage hinnehmen
werden, ist ungewiss. Ebenso ungewiss ist, ob die CCM, die den Staatsapparat
und somit auch die Wahlkommission dominiert, einen CUF-Sieg zulassen wird. In
beiden Parteien existieren kooperationsbereite Flügel und Hardliner. So ist der
Wunsch nach mehr Autonomie der Inselgruppe bis hin zur staatlichen
Unabhängigkeit nicht etwa Thema der oppositionellen CUF. In beiden Parteien
gibt es sowohl sezessionistische Flügel als auch solche, die sich für die
staatliche Einheit Tansanias stark machen. Diese 'unionistischen' Flügel
dominieren derzeit in beiden Parteien.
Tansania ist in 26
Verwaltungsregionen gegliedert:
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Siehe auch: Liste der Städte in Tansania
Die Infrastruktur ist mit
zunehmender Entfernung von der Küste schlechter entwickelt. An der Ostküste
befinden sich deshalb die Wirtschaftsschwerpunkte mit direktem Zugang zu den
Häfen. Es gibt außerhalb der Städte meistens keinen Anschluss an Wasserleitungen.
In manchen Regionen gibt es im Umkreis von einigen Kilometern keinen Anschluss
an das öffentliche Stromnetz. Telefon (149.100 Festnetz- und 891.000 Mobilfunkanschlüsse
- Stand 2003) und damit auch Internetzugang sind selten.
Tansania besitzt zwei
Eisenbahnsysteme mit insgesamt 3.690 km Strecke. Das Netz der Tanzania Railway
Cooperation stammt im Wesentlichen noch aus der deutschen Kolonialzeit von vor 1914
mit Ergänzungen aus der britischen Zeit. Es wurde in Meterspur errichtet. Die
Hauptlinie verläuft von Daressalaam über Morogoro und Dodoma nach Tabora. Hier
verzweigt sich die Linie nach Kigoma am Tanganyikasee sowie nach Mwanza am
Viktoriasee. Daneben gibt es eine nördliche Linie nach Tanga und zum
Kilimanjaro.
Die zweite Bahngesellschaft ist
die TAZARA (Tanzania Zambia Railways), die in Kapspur (1067 mm) eine Verbindung
von Dar-es-Salaam über Mbeya nach Sambia und zum südafrikanischen Bahnnetz
herstellt. Die TAZARA wurde von China erbaut. Die Fahrzeuge können nicht von
dem einen zu dem anderen System über gehen.
Aufgrund der englischen
Kolonialvergangenheit herrscht in Tansania Linksverkehr.
Geteerte Straßen gibt es zwischen
den großen Städten. Von Daressalaam geht eine nördliche Strecke zum
Kilimandscharo und weiter in Richtung Nairobi. Diese Strecke bindet mit einem
Abzweig auch Tanga an. In Richtung Süden verläuft die Hauptstrecke von
Dar-es-Salaam über Morogoro, Iringa und Mbeya nach Malawi sowie nach Zambia. Von
Morogoro zweigt die Teerstraße nach Dodoma ab. Zwischen Iringa und Mbeya sind
auch Njombe und Songea angebunden. Die Küstenstraße ab Daressalaam nach Süden
in Richtung Mtwara ist nur ein kurzes Stück geteert, die Küstenstrecke nach
Norden in Richtung Tanga ist ab Bagamoyo praktisch nicht passierbar.
Die große Transitstrecke nach
Ruanda - Burundi und Kongo verläuft ab Dodoma weithin über Erdstraßen mit sehr
unterschiedlichem Erhaltungszustand,.
In der Regenzeit kommt es immer
wieder zu Unterbrechungen der Straßen und Schienenwege.
Tansania verfügt über zwei
internationale Flughäfen:
Tansania gehört zu den ärmsten
Ländern der Welt. Die Mehrheit der Bevölkerung lebt von der Landwirtschaft, von
der in der Folge der Handel Tansanias wesentlich abhängig ist. Tansania ist
etwa zweieinhalb Mal so groß wie Deutschland, besitzt aber weniger als die
Hälfte der Bevölkerung.
Steigende Preise auf dem
Lebensmittelsektor führten dazu, dass die privaten Einkommen überwiegend für
Lebensmittel aufgebraucht werden. Angesichts der Armut in Tansania wurde dem
Land 2001 von der Weltbank ein Schuldenerlass gewährt. Bergbau und Tourismus
sind Wirtschaftszweige, die zunehmend erfolgreich sind.
Im wesentlichen werden Cashewnüsse
(18,3 %), Kaffee (14,3 %), Mineralien (13,2 %), Tabak (8 %)
und Baumwolle (5,2 %) (Stand: 1999) ausgeführt.
Ein weiterer bekannter
Exportartikel Tansanias ist der im Viktoriasee gefischte, in Deutschland unter
dem Namen Viktoriabarsch vermarktete Nilbarsch. Die Bedingungen, unter denen
dieser Fisch mit Förderungsmitteln der Europäischen Union vor Ort verarbeitet
und nach den Absatzmärkten in Europa, Russland und Japan ausgeflogen wird,
beschreibt der Dokumentarfilm Darwins Alptraum des österreichischen
Filmemachers Hubert Sauper.
Zwischen 1990 und 2000 lag der
Anteil der Staatsausgaben bezogen auf das Festland für
Es gibt in Tansania mehrere
Universitäten und andere höhere Bildungseinrichtungen: Die bekannteste
Universität ist die University of Dar es Salaam. Andere wichtige Universitäten
sind die Sokoine University of Agriculture sowie die Hubert Kairuki Memorial
University. Die evangelisch-lutherische Kirche in Tansania unterhält die Tumaini
University, eine Universität mit drei Standorten.
Tingatinga-Malerei
in Daressalaam
Nationalfeiertag ist der 26. April,
Tag der Union zwischen Tanganjika und Sansibar (1964). „Sikukuu ya Uhuru” 9. Dezember,
Tag der Unabhängigkeit (1961).
Die Schnitzkunst der Makonde,
eines im Südosten Tansanias lebenden Bantuvolkes, ist weit über die Grenzen des
Landes hinaus bekannt. In Daressalam z.B. kann man den Schnitzern auf dem
Mwenge-Markt bei der Arbeit zuschauen und ihre Werke dort auch gleich käuflich
erwerben.
Wikipedia
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