Eine Herde
Pinzgauer in den Alpen
Pinzgauer bezeichnet eine Rasse des Hausrindes.
Nach morphologischen und
genetischen Untersuchungen sind die Pinzgauer näher mit den Niederungsrassen
als mit den Rassen der Westalpen verwandt. Einkreuzung von Simmentalern ist
jedoch historisch belegt. Schon bevor die Pinzgauer 1846 erstmals als Rasse
beschrieben wurden, war "Pinzgauer Fasel" oder "Pinzgauer
Schlag" als Herkunftsbezeichnung gebräuchlich. Weitere Rinder dieses Typs
in der damaligen Zeit, die vermutlich in der Rasse aufgegangen sind, waren
Lungauer, Pongauer, Mölltaler, Salzburger Schecken, Brixentaler, Tiroler
Rückenschecken, Traunsteiner und Berchtesgadener. Der Pinzgauer war in früheren
Zeiten ein klassisches Dreinutzungsrind, wurde also neben Milch und Fleisch
auch und vor allem wegen seiner Zugkraft gehalten. Noch im 19. Jahrhundert
zielte die Zucht hauptsächlich auf kräftige Zugtiere, die überall in der
Landwirtschaft benötigt wurden, auch von Brauereien und in den großen
Zuckerrübenanbaugebierten. Diese Zug-Ochsen waren auch unter dem Namen "Übertäuerer"
bekannt. Zu seiner Blütezeit war der Pinzgauer das meistverbreitete Rind im
gesamten Hoheitsgebiet der Österreich-Ungarischen Monarchie und verbreitete
sich auch noch weiter nach Osteuropa. 1896 wurde der bayerische
Pinzgauer-Zuchtverband gegründet. Im Dezember 1900 erfasste er in Bayern
101.880 Tiere. Der große Einbruch in den Bestandszahlen erfolgte im Zuge der
Industrialisierung nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Nachfrage nach Zugtieren
ging zurück und die Pinzgauer wurden von Tieren mit höherer Milchleistung,
teils Fleckvieh, verdrängt. Schon 1930 gab es in Bayern nur noch 85 000
Pinzgauer.
Es existiert ein genetisch hornloser Schlag des Pinzgauers, die Jochberger
Hummeln. Sie gehen auf ein fast ganz weißes Kalb zurück, das 1834 in Tirol
geboren wurde. Zu dieser Zeit galten hornlose Tier noch als verkrüppelt und
unbrauchbar, da das Anbringen eines Stirnjochs bei ihnen nicht möglich war. Heutzutage
werden sie nicht mehr angespannt und die Laufstallhaltung nimmt zu, für welche
sich die hornlosen Tiere besser eignen (geringere Verletzungsgefahr). Von den "Hornlosen"
gibt es weniger als 50 Exemplare, das gilt für die Rote Liste der gefährdeten
Haustierrassen in Österreich als alarmierende Bestandszahl. Zwei Stiere stehen
jedoch seit 1988 auf der Besamungsstation bei Salzburg. Dadurch könnte sich bei
entsprechender Nachfrage unter Pinzgauerzüchtern das Bild schnell wandeln, da
die genetische Hornlosigkeit ein dominantes Erbmerkmal ist.
Die Tiere sind rotbraun, eine
satte Kastanienfarbe ist das Zuchtziel. Gelegentlich kommen schwarze Tiere vor,
die jedoch nach einer früheren Wertschätzung als Glücksbringer nach der
Jahrhundertwende in der Zucht nicht mehr gern gesehen waren. Schwarze Bullen
wurden von der Zucht ausgeschlossen und so ist die schwarze Färbung heute
nahezu verschwunden. Allen Tieren gemeinsam ist die rassetypische
Weißzeichnung: sie haben einen breiten weißen Streifen vom Widerrist über
Rücken und Hinterseite der Oberschenkel; Bauch, Unterbrust, Euter und Schwanz
sind weiß (Rückenscheckung). Darüber hinaus tragen sie weiße Streifen über
Unterschenkel und Oberarm, die sogenannten "Fatschen". Ausgewachsene
Kühe wiegen heute ca. 600-700 kg bei einer Widerristhöhe von im Mittel 137cm,
Stiere sind mit ca. 1000-1100 kg etwa 10cm größer.
Laut der Roten Liste der
Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen e.V. (GEH) in
Deutschland ist die Pinzgauer Rinderrasse gefährdet, d.h. die Populationsgröße
ist unter eine Mindestanzahl gesunken und vermindert sich weiter um jährlich
mehr als 10%.
Eine Statistik aus dem Jahr 2001 weist für Deutschland einen Bestand von rd.
360 Stück Pinzgauer aus, weltweit sollen es noch rd. 1,3 Mio Stück sein. In
Österreich gab es im Jahr 1995 53.874 Tiere, davon 9.883 Herdbuchkühe.
Zwei widerstreitende Tendenzen haben dazu geführt, dass es nur wenige
reinrassige, leistungsstarke Tiere gibt.
Pinzgauer werden vor allem als Fleischrinder in Mutterkuhhaltung gezüchtet und
es erfolgt so keine Selektion auf Milchleistung. Auch Gebrauchskreuzungen mit
lokalen oder ausgeprägten Fleischrassen werden vorgenommen; In Österreich
selbst werden seit 1969 Red Holstein eingekreuzt, um die Milchleistung zu
steigern. Angestrebt werden 6.000 kg Milch bei 4 % Fett und 3,5 % Eiweiß. Durchschnittliche
Milchleistung in Österreich: 5.356 kg Milch bei 3,89% Fett und 3,28% Eiweiß
(Jahr 2005).
Obwohl Pinzgauer auch in den Kriterien der täglichen Zunahmen und Einstufung in
Handelsklassen hinter anderen Rassen zurückbleiben, schätzt ein spezieller
Kundenkreis die ausgeprägte Marmorierung des Fleisches. Die Preise für Kälber
und Masttiere liegen dennoch unter denen anderer Rassen. Zuchtziel in Sachen Fleischleistung
sind tägliche Zunahmen von 1.300 g mit rund 58 % Ausschlachtung.
Wikipedia
http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Holstein-Rind&action=history
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