Kamelkarawane
Um großflächige wasser- und
nahrungslose Wüstengebiete durchqueren zu können, müssen Altweltkamele
entsprechend große Mengen an Wasser und Nahrung speichern können. In ihren
Höckern lagern die Tiere für Hungerperioden Fett ein, mit dessen Hilfe sie bis
zu 30 Tage ohne Nahrung auskommen. Ihren Wasservorrat, der zwischen ca. 100 und
150 l betragen kann und für eine Durstperiode von bis zu 2 Wochen ausreicht,
speichern sie im Magensystem. Beim Auffüllen ihres Wasserspeichers zeigen
Altweltkamele eine enorme Aufnahmeleistung. Sie schaffen es, innerhalb von zehn
Minuten über 100 Liter Wasser auf einmal zu trinken und einzulagern. Augenzeugenberichten
zufolge tränken die Kamelpfleger die Tiere vor einer Reise auch zwangsweise.
Häufig wird die Entstehung von
Wasser bei der Verbrennung von Fettreserven aus dem Höcker als ein besonderes
Merkmal für das Kamel herausgestellt. Tatsächlich entsteht bei der
kontinuierlich stattfindenden Energiegewinnung aus Nahrungsmitteln jeder Art
Wasser als Nebenprodukt, das der körpereigenen Wasserbilanz zugute kommt. Pro
1000 kJ freigesetzter Energie entstehen z.B. aus Fett ca. 28 g und aus
Kohlenhydraten ca. 35 g Wasser. Dies gilt jedoch für jedes Lebewesen,
einschließlich des Menschen, das organisches Material mit Sauerstoff verbrennt
und ist somit keineswegs eine kameltypische Besonderheit. Auch die verbreitete
Vorstellung, ein durstendes Kamel könne notfalls rasch ein paar kg Fett
verbrennen, um dem Körper wieder etwas Wasser zuzuführen, entspricht nicht der
Realität. Bei der Verbrennung von 1 kg Fett entsteht u.A. ca. 1,1 kg Wasser und
eine Energiemenge von ca. 39000 kJ (ca. 9300 kcal) wird freigesetzt, davon
mindestens etwa 31000 kJ in Form von Wärmeenergie (der Rest evtl. als vom Kamel
geleistete Arbeit). Um diese Energiemenge abzuführen, müssen mindestens ca. 14
kg Wasser verdunstet werden.
Trampeltier
Altweltkamele verhindern eine
drohende Überhitzung ihres Körpers, wie andere warmblütige Tiere auch,
grundsätzlich durch die Verdunstung von Wasser. Um den dabei unvermeidlichen
Wasserverlust so gering wie möglich zu halten, verfügen die Altweltkamele über
zusätzliche Anpassungen an ihren Lebensraum. Hierzu gehört insbesondere ihre
für warmblütige Tiere ungewöhnliche Fähigkeit, ihre Körpertemperatur bis zu
einem gewissen Grade zu ändern. Nachts kann ein Kamel, ohne dafür Wasser
verdunsten zu müssen, Wärmeenergie direkt an die kalte Nachtluft abgeben und
auf diese Weise seine Körpertemperatur bis auf 34°C absinken lassen. Tagsüber
lässt es seine Körpertemperatur wieder auf bis zu 41°C ansteigen, dies
entspricht für ein 500 kg schweres Kamel einer Wärmemenge von ungefähr 12000 kJ
(ca. 3000 kcal). Um dieselbe Wärmemenge durch Wasserverdunstung abzuführen,
müsste das Tier theoretisch etwa 5 Liter, tatsächlich eine noch größere
Wassermenge verbrauchen. Seine besondere Fähigkeit zur Variierung der
Körpertemperatur nutzt das Kamel nur bei Wassermangel, bei ausreichender
Wasserversorgung hält es seine Körpertemperatur konstant. Auch sein Fell hilft
dem Kamel, Wasser zu sparen. Die tagsüber starke Sonnenstrahlung wird größtenteils
in den äußeren Fellschichten absorbiert und in Wärme umgewandelt. Dabei wird
diese äußere Schicht auf Temperaturen aufgeheizt, die höher sind als die
Lufttemperatur. Deshalb kann ein Teil der Wärmeenergie an die Umgebungsluft
abgegeben werden. Die restliche Wärmeenergie kann wegen der thermischen
Isolierung durch die tiefer liegenden Fellschichten nur langsam zum Kamelkörper
vordringen. Trifft die Sonnenstrahlung dagegen direkt auf die nackte Kamelhaut,
so muss diese stärker gekühlt werden, um eine hautverträgliche Temperatur
einzuhalten. Deshalb verliert ein geschorenes Kamel ca. 50% mehr Wasser durch Schwitzen
als ein ungeschorenes. Als weitere Mechanismen zur Minimierung des Wasserverlusts
sind zu erwähnen eine besonders starke Eindickung des Urins durch die Nieren
und ein besonders starker Wasserentzug aus dem Kot im Enddarm. Kameldung kann
angeblich unmittelbar ohne weitere Trocknung als Brennstoff verwendet werden.
Die in einigen Veröffentlichungen
kursierende Vorstellung, der zufolge der Wasserdampf der ausgeatmeten Luft zum
Kühlen verwendet wird, ist unsinnig. Bei der Umwandlung von Wasserdampf in
flüssiges Wasser wird im Gegenteil eine erhebliche Wärmemenge freigesetzt, die
das Kamel wieder abführen müsste.
Ebenso falsch ist die
Vorstellung, die roten Blutkörperchen (Erythrozyten) eines Kamels könnten sich
auf das 200fache ihres Volumens vergrößern, um Wasser zu speichern. Das Wasser
wird jedoch im Magensystem gespeichert. Eine erhebliche Vergrößerung der roten
Blutkörperchen würde die Fließeigenschaften des Blutes, insbesondere in den
Kapillaren, drastisch verschlechtern. Plausibler sind Berichte, denen zufolge
die roten Blutkörperchen der Kamele, abweichend von der sonst üblichen Form,
etwa wie Rugbybälle geformt sind. Man vermutet, dass hierdurch die
Fließfähigkeit des Blutes bei starker Eindickung infolge von Wassermangel
besser erhalten bleibt. Diese besonders geformten roten Blutkörperchen sollen
sich auf etwa 240 bis 250% ihres normalen Volumens ausdehnen können.
Kopf eines
Dromedars
Da es gerade in Wüstengebieten
immer wieder zu Sandstürmen kommt, müssen sich die Tiere auch vor diesen
Bedingungen schützen. Sie haben extrem lange Wimpern, die die Augen überdecken
und so den Sand abhalten. Außerdem sind ihre Ohren mit langen Haaren bewachsen
und sie können die Nasenlöcher schließen, sodass auch hier kein Sand eindringen
kann. Durch ihren Passgang, bei dem sie beide Beine einer Seite immer gemeinsam
bewegen, und ihre sehr breiten Fußflächen können sie sich auch auf tiefem,
weichem Sand gut fortbewegen.
In ihrer domestizierten Form sind
die zwei Arten der Altweltkamele in weiten Teilen Afrikas und Asiens
verbreitet. Dromedare finden sich im Norden Afrikas (bis ca. 1° südlicher
Breite), auf der arabischen Halbinsel und in Zentralasien. Im 19. Jahrhundert
wurden sie auch nach Australien eingeführt, wo sie das Outback schnell für sich
einnahmen und wo es heute eine Population von mindestens 50.000 Tieren gibt. Trampeltiere
sind von Kleinasien bis in die Mandschurei verbreitet.
Domestizierte
Trampeltiere in China
In seiner Wildform ist das
Dromedar ausgestorben, vermutlich spätestens um die Zeitenwende. Sein
Ursprungsgebiet dürfte im Süden der Arabischen Halbinsel gelegen sein, wobei
noch nicht geklärt ist, ob es eine Wildspezies des Dromedars gab oder ob es
einen gemeinsamen Vorgänger von Trampeltier und Dromedar gab. Wilde
Trampeltierpopulationen gibt es heute noch in der chinesischen Provinz Xinjiang
und in der Mongolei, wo in drei getrennten Populationen rund 950 Exemplare
leben.
Insgesamt gibt es ca. 19
Millionen Altweltkamele, von denen 14,5 Millionen in Afrika leben, alleine
sieben Millionen in Somalia und 3,3 Millionen im Sudan.
Wikipedia
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