Die alte Lehrmeinung, Hauskatzen
seien per se Einzelgänger, ist lange widerlegt. Es gibt zwar – wie bei allen
sozialen Tierarten – auch unter den Hauskatzen Einzelgänger, von Natur aus sind
sie jedoch soziale Tiere. Beobachtet man größere Katzenpopulationen,
beispielsweise auf vielen Bauernhöfen oder in manchen Großstädten, wie zum
Beispiel in Rom vor dem Kolosseum, sind vielfältige soziale Interaktionen
zwischen den Tieren augenfällig.
Im Gegensatz zu Wildkatzen haben
viele Jahrhunderte des Zusammenlebens mit den Menschen sie offener für eine
Bindung an Artgenossen werden lassen. Auf dem Land, wenn Katzen zwar zu einem
Haus gehören, aber dort außerhalb der direkten Kontrolle durch den Menschen
leben, schließen sie sich häufig zu kleinen Gruppen aus verwandten Weibchen,
deren Jungen, halbwüchsigen Jungen und ein oder zwei Katern zusammen. Die
vielen Katzen in den verschiedenen Farben stammen wahrscheinlich alle von einer
einzigen Katze ab, welche die Begründerin dieser Gemeinschaft war.
Während sich die Männchen beim
Erreichen der Geschlechtsreife meist zerstreuen, bleiben die Weibchen im Revier
der Mutter und vergrößern so die Gruppe. Sie ziehen die Jungen auf und verjagen
fremde Eindringlinge, zeigen sich aber gegenüber ausgewachsenen Katern
toleranter, da jene größer und aggressiver sind. Auch wenn sie das vom Menschen
bereit gestellte Futter teilen, bleiben sie auf der Jagd jedoch Einzelgänger. Bei
Einbruch der Nacht schleichen sie allein durch die Wiesen und Wälder und suchen
nach Beute. Ihre Jagdmethode, die sie als Schleich- oder Lauerjäger charakterisiert,
ähnelt der ihrer wild lebenden Verwandten: Anschleichen an die Beute und
Ansprung aus kürzester Entfernung. Besonders jüngere Katzen reagieren auf
bewegte Gegenstände fast wie auf lebendige Beute, wodurch sie ihre
Jagdfähigkeit zusätzlich trainieren („Spieltrieb“).
In großen Städten, in denen sich
die Ämter nicht verstärkt um die Unterbringung herumstreunender Tiere in Tierheimen
kümmern und ein entsprechend reichliches Nahrungsangebot vorhanden ist, halten
sich oft zahlreiche Katzen in bestimmten Bereichen auf. In städtischen Gärten,
auf Friedhöfen, an Ausgrabungsstätten und auch in Industriegebieten können sich
große Kolonien bilden. Innerhalb der Kolonien besteht eine Rangordnung von
kleineren, matriarchalischen Gruppen.
Hauptartikel: Kommunikation
der Katze
Katzen kommunizieren durch
Körpersprache, Laute und Gerüche. Duftsignale werden sowohl zur Kommunikation
in der direkten Begegnung als auch auf weite Entfernungen eingesetzt. Talg- und
Schweißdrüsen produzieren die dafür notwendigen Duftstoffe, die durch Reiben,
Kratzen und Urin an Gegenständen, Pflanzen und Personen verteilt werden.
Kommen Katzen in näheren Kontakt,
signalisieren sie ihren emotionalen Zustand durch die Haltung und die
Bewegungen des ganzen Körpers und des Schwanzes. Auch die Stellung der Ohren
und die Erweiterung oder Verengung der Pupillen spielen eine Rolle.
Aufmerksame wildfarbene
Abessinier
Gähnende
Hauskatze
Ist die Spitze des aufrechten
Schwanzes stark durchgebogen, kann das eine freundliche Begrüßung oder auch
Vorfreude bedeuten auf das, was sie vom Menschen erwarten, besonders wenn die
Schwanzspitze leicht zittert. Ein hocherhobener Schwanz mit leicht gebogener
Spitze kann Freude, Vergnügen, Erwartung oder Spannung bedeuten. Hat die Katze
ihren Schwanz erhoben, so fühlt sie sich normalerweise wohl und sicher. In
entspannter Haltung wird der Schwanz häufig horizontal mit leichter Biegung
nach unten getragen. Ist der Schwanz stark nach unten gebogen und aufgeplustert,
so ist das oft ein Zeichen der Drohung und Aggression. Schwanzzucken oder
schnelles Hin- und Herpeitschen des Schwanzes bedeutet, dass die Katze
wahrscheinlich aggressiv oder irritiert ist.
Wichtige Signale gehen auch vom
Gesichtsausdruck aus. Fixiert die Katze ihr Gegenüber mit den Augen, so ist
dies häufig eine Drohung, die durch das Verengen der Pupillen zu Schlitzen
verdeutlicht wird. Dabei richten sich die Schnurrhaare deutlich nach vorne, der
Hals wird eingezogen und die Ohren zur Seite gefaltet. Sind die Pupillen
erweitert, wird normalerweise Angst und Unterwerfung signalisiert. Fühlt sich
die Katze wohl und ist sie entspannt, werden die Augen oft halb geschlossen
gehalten, so dass die Nickhaut sichtbar wird. Sind die Ohren zur Seite
gefaltet, kann die Katze aggressiv sein. Liegen sie flach nach hinten eng an
den Kopf an, signalisieren sie häufig Furcht. Nach vorn gerichtete Ohren können
Neugier und Aufmerksamkeit bedeuten.
Das Anschauen mit
halbgeschlossenen Augen, das von Menschen leicht als „falsch“ missgedeutet
wird, ist ein Zeichen von Freundlichkeit oder Zuneigung und dem Lächeln des
Menschen vergleichbar. Auch das Blinzeln mit einem Auge ist ähnlich zu deuten. Beides
ist vom Menschen leicht zu imitieren und wird von einer vertrauten oder
aufgeschlossenen Katze erwidert. Ebenso reagiert eine Katze auf längeres
Anschauen gegebenenfalls sogar mit Gähnen. Es ist dann kein Zeichen von
Müdigkeit, sondern eine Antiaggressionsgeste.
Vor einem Angriff macht sie sich
in der Regel größer und bedrohlicher, streckt die Beine ganz durch, sträubt das
Fell auf und geht langsam auf den Gegner zu. Entblößt sie ihr eindrucksvolles Gebiss,
macht sie ihrem Gegner damit normalerweise klar, was er bei einem Angriff zu
befürchten hat. Eine unsichere Katze macht sich jedoch häufig klein, sammelt
die Beine unter dem Körper und legt den Schwanz eng an. Dabei kauert sie sich
oft auf den Boden, um sich notfalls sofort auf den Rücken fallenzulassen und
den Gegner mit Krallen und Zähnen abwehren zu können.
Auf der Körpersprache gründet
sich auch die weit verbreitete Abneigung der Katze gegen Hunde und umgekehrt. Dass
dies auf Erbfeindschaft beruht, ist ein Irrglaube. Kommunikationsschwierigkeiten
sind der Grund. Wenn beispielsweise der Hund bellend auf die Katze zuläuft,
will er unter Umständen nur spielen, die Katze interpretiert das aber als
Angriff. Die darauf folgende Flucht der Katze weckt wiederum im Hund den Jagdinstinkt.
Schwanzwedeln und Pfötchengeben
bedeutet beim Hund freudige Erwartung oder freundliche Begrüßung. Im Gegensatz
dazu signalisiert ein wedelnder, peitschender Schwanz der Katze Unmut oder
latente Aggressivität, das Heben der Pfote sagt: Bis hierher und nicht
weiter! Wenn dagegen sich die Katze (ausnahmsweise) einem Hund mit
freundlich erhobenem Schwanz nähert, interpretiert dieser das - wie er es bei
der Begegnung mit anderen Hunden gewohnt ist - als „komm mir ja nicht zu nahe“
und reagiert eher aggressiv und mit Gebell.
Wenn Hund und Katze von
Kindesbeinen aneinander gewöhnt sind, sollten diese Schwierigkeiten nicht
auftreten.
Sind Katzen sich bereits näher
gekommen, werden akustische Signale eingesetzt, um die Aussagen der
Körpersprache zu verstärken. Fauchen und Knurren sind Signale für Aggressivität
oder auch Angst. Durch taubenartiges Gurren ruft ein Muttertier ihre Jungen zu sich.
Das jammernde Geschrei der Kater in der Nacht dient der Behauptung gegenüber
Rivalen und der Werbung um ein Weibchen.
Das Miauen ist der
charakteristischste Laut, den die Katze hervorbringt. Er kann unterschiedliche
Bedeutungen haben und wird in verschiedenen Situationen angewandt. Durch die
Domestizierung wurde das Verhalten verstärkt zu miauen, um wie Jungtiere
Zuwendung und Leckerbissen zu bekommen. Einige Katzen miauen, wenn sie Angst
haben. Nicht domestizierte Katzen vermeiden das Miauen wann immer möglich, um
andere Raubtiere (z. B. Greifvögel) nicht unnötig auf sich aufmerksam zu
machen.
Ein anderer katzentypischer Laut
ist das Schnurren, eine Lautäußerung, deren Entstehung noch nicht geklärt ist. Bereits
einige Tage nach der Geburt drücken Kätzchen durch beständiges Schnurren
Wohlbefinden aus. Dieser Laut überträgt beim Körperkontakt zwischen Muttertier
oder Mensch und Katze Vibrationen. Scheue und unsichere Tiere versuchen, die
Gunst des Gefährten zu erobern oder zu bewahren, indem sie ohne Unterbrechung
und aus einer gewissen Entfernung hörbar schnurren. Zudem schnurren Katzen
auch, wenn sie Schmerzen haben oder krank sind, um ihre Unterlegenheit zu
demonstrieren und sich davor zu schützen, dass sich ihre Situation noch
verschlechtern könnte. Es dient zudem der eigenen Beruhigung. Wie jüngere
US-Untersuchungen ergeben haben, erzeugen Katzen beim Schnurren Vibrationen in
einem Frequenzbereich zwischen 27 und 44 Hz.
Die Katze sendet durch ihr
Schnurren, die Reibung am Körper und den hoch aufgerichteten Schwanz in der
Regel friedfertige, besänftigende Signale aus, die Aggressionen abbauen sollen.
Im Gegensatz zu den Großkatzen
ist bei allen anderen Katzenarten das Zungenbein vollständig verknöchert,
weshalb allein Großkatzen in der Lage sind zu brüllen.
Wohlfühlhaltung
einer Katze
Katzen schlafen in der Regel
mehrmals während des Tages über einen kürzeren Zeitraum. Der Schlaf verläuft in
den Phasen des flachen Schlafs und des Tiefschlafs. Zudem ruht sich die Katze
auch aus, indem sie sich ohne zu schlafen mit geschlossenen Augen hinlegt.
Seit 1955 wurden zur Erforschung
dieses Verhaltens zahlreiche Experimente angestellt. Der flache Schlaf nimmt
etwa zwei bis vier Prozent der gesamten Schlafdauer ein. In dieser Phase wacht
die Katze beim geringsten Geräusch auf. Darauf folgt der Tiefschlaf mit einer
Phase, die man paradoxen Schlaf nennt und die der Traumphase entspricht. Die
Muskeln sind dabei entspannter und die Aufwachschwelle deutlich höher. Nach EEG-Messungen
herrscht in dieser Phase eine Hirnaktivität, die mit jener der Wachphasen
vergleichbar ist. Ein weiteres Anzeichen für die Traumphase sind die schnellen
Augenbewegungen (Rapid Eye Movement=REM) unter dem geschlossenen Lid. Manchmal
zucken Beine, Schwanz, Haut und Schnurrhaare. Nach sechs oder sieben Minuten
Tiefschlaf folgt eine etwa 20-30 Minuten lange Phase flachen Schlafs. Schlafphasen
folgen auf Traumphasen. Dann gähnt die Katze, steht auf, wechselt ihre Position
und schläft wieder ein.
Nimmt die Katze während des
Schlafens ein ungewohntes Geräusch wahr, öffnet sie ein Auge. Kann sie das
Geräusch immer noch nicht identifizieren, ist sie rasch wach und aufmerksam. Wenn
sie aber von allein aufwacht, gähnt sie zunächst ausgiebig und beginnt dann,
sich zu strecken. Dabei wird durch präzise und sorgfältige Übungen jedes Gelenk
gedehnt.
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