Katzenmutter und
sechs Kätzchen
Eine Katze ist üblicherweise in
ihrem 6. Lebensmonat geschlechtsreif und wird zum ersten Mal rollig. Während
dieser Zeit ist die Katze etwa fünf bis sechs Tage lang empfänglich. Eine
rollige Katze reibt sich ständig an Gegenständen, rollt sich oft auf dem Boden
und hält ihr Hinterteil herausfordernd in die Höhe. Wird sie nicht von einem
Kater gedeckt, wird sie nach drei Wochen wieder rollig.
Mittels Duftstoffen im Urin, die
Paarungsbereitschaft signalisieren, und durch eindringliche Rufe rufen
freilebende Katzen sich mehrere Bewerber herbei. Kommen die Kater heran, werden
sie in der ersten Phase von der Katze durch Fauchen und Pfotenhiebe auf Distanz
gehalten (erfahrene Kater verstehen dem auszuweichen). Die Katze zieht sich auf
eine sichere Entfernung zurück, während die Männchen bedrohliche Blicke und
Hiebe austauschen und ein lautstarkes Geschrei von sich geben. Sie mustern sich
gegenseitig und schleichen langsam umeinander herum. Zieht sich in dieser Phase
keiner der Bewerber zurück, kann aus diesen Begegnungen ein Kampf werden, aus
denen die Kater mit Kratz- und Bisswunden hervorgehen. (Nicht kastrierte Kater
haben eine höhere Sterblichkeit als kastrierte Artgenossen: Sie überwinden auf
der Suche nach einem rolligen Weibchen sehr große Distanzen – oft mehrere
Kilometer – und erleiden aufgrund der beschriebenen Kämpfe mit Rivalen häufig
Verletzungen.)
Erst wenn das Weibchen seine
Bereitschaft signalisiert und die am Boden kauernde Haltung mit gestrecktem
Hinterteil und zur Seite gebogenem Schwanz einnimmt, kann die Paarung
stattfinden. Der Akt dauert nur wenige Sekunden und endet abrupt, indem das
Weibchen das Männchen gewaltsam abschüttelt. Am Penis des Katers befinden sich Widerhaken,
weshalb der Geschlechtsakt für die Katze schmerzhaft ist. Eine rollige Katze
kann sich mit mehreren Männchen paaren. Erst in den letzten drei Wochen sind
die Kätzchen groß genug, um den veränderten Körperumfang der Katze sichtbar zu
machen. In dieser Zeit schwellen auch die Milchdrüsen an und die Katze neigt
sich beim Schlafen zur Seite. Im Schnitt beträgt die Tragzeit 63 bis 65 Tage. In
den letzten Tagen ist die Katze nervös und sucht ständig nach einem sicheren
Ort als „Nest“ für die Geburt. Sie leckt nun auch öfter die Zitzen und die
Analregion. Hauskatzen bevorzugen das Zimmer der Person im Haus, zu der sie die
engste Beziehung haben. Das Nest kann ein halb geöffneter Schrank, eine
Schachtel oder auch das Bett sein. Die Geburt kann bis zu einigen Stunden
dauern, wobei die Abstände, in denen die einzelnen Kätzchen geboren werden,
sehr unterschiedlich lang sein können.
Eine Katze, die zum ersten Mal
wirft, gebiert meistens 2-3 Kätzchen. Ist eine trächtige Katze noch sehr jung
und fühlt sich von ihrer bevorstehenden Mutterrolle überfordert, geschieht es
oft, dass sie an ihrem Nachwuchs überhaupt kein Interesse hat. Gebiert sie in
der freien Natur, lässt sie ihre Kätzchen links liegen und macht sich davon;
der Nachwuchs stirbt in Folge.
Bei späteren Geburten erhöht sich
die Zahl der Kätzchen auf bis zu 7. Manche Katzen wollen auch einige Tage nach
der Geburt nicht gestört werden, doch andere suchen die Gesellschaft der
Menschen und fühlen sich wohler mit ihnen. Glaubt die Katze, ihre Jungen seien
aus irgendeinem Grund in Gefahr, hebt sie jedes Kätzchen an der Nackenfalte
hoch und trägt es an einen anderen Ort. Durch diesen Biss löst die Mutter beim
Katzenwelpen eine so genannte Tragstarre aus, die verhindern soll, dass
sie sich zu stark bewegen.
Fütterung einer
drei Tage alten Katze
Sechs Wochen alte
Katze
Unmittelbar nach der Geburt sind
die Kätzchen blind und taub. Sie wiegen etwa 100 Gramm, wobei das Gewicht
zwischen 60 bis 140 Gramm variieren kann. Mit Hilfe des Tast- und Geruchssinns
suchen sie die Zitzen ihrer Mutter. Sie gibt ihnen über das Kolostrum, die
erste sehr dünne Milch, Immunität durch Antikörper, die sie auf Grund früherer Impfungen
und Infektionen gebildet hat. Nach wenigen Tagen wird die Kolostromproduktion
eingestellt und richtige Milch gebildet. Indem die Kätzchen die Zitzen
massieren (Milchtreten) und schnurren, stimulieren sie die Milchproduktion. Dieses
sogenannte „Milchtreten“ tritt auch in späteren Lebensjahren der Katzen noch
auf und ist ein Ausdruck des Wohlbefindens.
Jedes Kätzchen entwickelt eine
Vorliebe für eine bestimmte Zitze. Die Kätzchen werden mehrmals täglich
gesäugt. Während der ersten paar Tage entfernt die Katze sich nur selten von
ihrem Wurf. Die Kätzchen sind in dieser Zeit hauptsächlich mit Schlafen und
Trinken beschäftigt. Aber schon nach kurzer Zeit fauchen sie zaghaft, wenn sie
berührt werden oder einen bestimmten Geruch wahrnehmen, und schnurren, wenn sie
sich an den Körper der Mutter schmiegen. Die Kätzchen entwickeln ihre Sinne,
indem sie vom ersten Lebenstag an stimuliert und angeregt werden. Um sie dabei
an Menschen zu gewöhnen, sollten sie aufgehoben und gestreichelt werden. In den
ersten Wochen leckt die Mutter die Anal- Genitalregion der Kätzchen, um die
Ausscheidung von Urin und Kot zu stimulieren. Nach 10 Tagen öffnen die Kätzchen
die Augen, richten die Ohren auf und entdecken neue Sinneswahrnehmungen. Sie
wiegen nun bereits 200 Gramm. Ab der zweiten Woche widmen sich die Kätzchen der
Entdeckung des eigenen Körpers, der Geschwister und der unmittelbaren Umgebung
des Nestes. Sie lernen, sich immer schneller und geschickter zu bewegen und bei
spielerischen Kämpfen mit den Geschwistern, mit den Pfoten und dem Maul
umzugehen. Ebenso erfahren sie, worauf die Artgenossen mit Beißen, Miauen,
Flucht und Fauchen reagieren. Ab der dritten Woche stehen sie schon recht gut
und versuchen sich auch schon im Sitzen und Klettern. Bis zum Alter von drei
Wochen verbringen die Kätzchen jedoch 90 Prozent ihrer Zeit mit Schlafen. Dann
zeichnet sich zunehmend der Rhythmus des erwachsenen Tieres ab, das etwa 16
Stunden am Tag schläft. Mit der Zeit werden die Kätzchen immer aktiver,
neugieriger und verspielter. Die Motorik entwickelt sich, und sie werden
selbstständiger. Die Mutter unterstützt dies, indem sie sie nach drei bis vier
Wochen in ein anderes Nest bringt, wo sie mehr Bewegungsfreiheit haben, aber
sich nicht zu weit aus dem Kontrollbereich der Mutter entfernen können. Dieser
Ort liegt oft in der Nähe des Hauses der Menschen oder auch im Wohnzimmer. Mit
einem Monat wiegen die Kätzchen bereits 300 Gramm und beginnen, sich selbst zu
putzen und mit Gegenständen zu spielen. Sie können bereits feste Nahrung
fressen. Da ihre Mutter sie streng zur Stubenreinheit erzogen hat, können sie
in der Regel das Katzenklo selbstständig nutzen. In der Entdeckung der Welt
sieht man, wie verschieden die Kätzchen ihrem Wesen nach sind. Nach zehn Wochen
werden alle Kätzchen vorsichtiger und werden Neuem gegenüber voreingenommener.
Mit zwei Monaten beginnt das
Erwachsenwerden, bei in Freiheit lebenden Katzen oft erst mit vier. In dieser
Zeit lernt das Kätzchen, sich nach dem Beispiel der Mutter allein zu putzen. Die
Jungen folgen der Mutter, die sie streng überwacht und verhindert, dass sie
sich zu weit entfernen, auf allen Wegen. Wenn ein Garten zur Verfügung steht,
werden sie auch in der Kunst des Jagens unterwiesen. Nun wird das Spielen zur
Hauptaktivität der Kätzchen. Mit drei Monaten klettern die Jungen Vorhänge und
Bäume hoch, schärfen ihre Krallen an Gegenständen und springen voller Eifer. So
festigen sich die Nervenbindungen, die Muskulatur entwickelt sich und die
Bewegungen werden immer präziser. Außerdem fördert und prägt das Spielen das Sozialverhalten.
Nach drei Monaten wollen die jungen Katzen nicht mehr saugen und ernähren sich
selbständig. Im fünften Monat verlieren sie die Milchzähne und beginnen, ihr Revier
zu markieren. Mit sechs Monaten sind sie vollkommen unabhängig von der Mutter.
Männchen und Weibchen erreichen
die Geschlechtsreife im Schnitt im sechsten bis achten Lebensmonat, aber die
körperliche Entwicklung ist erst einige Monate später abgeschlossen. Bei vielen
Rassekatzen ist dieser Lebensabschnitt noch einige Monate länger. Mit der
Geschlechtsreife werden die körperlichen Unterschiede zwischen Weibchen und
Männchen deutlich. Kater sind größer als Katzen, haben einen kräftigeren Hals
und durch die Backen und andere dort verteilte Fettpölsterchen einen größeren
Kopf. Die Weibchen sind normalerweise schlanker und haben einen schmalen,
dreieckigen Kopf.
Im Verhalten zeigen sich noch
deutlichere Unterschiede zwischen Männchen und Weibchen. Kater sind territorialer
und markieren ihr Revier durch Verspritzen von Urin und Reiben an viel
besuchten Stellen. Auf Eindringlinge reagieren sie mit Drohgebärden. Im
Gegensatz zu den Weibchen neigen sie mehr zum Streunen und bleiben manchmal auf
der Jagd oder bei der Suche nach einem paarungsbereiten Weibchen mehrere Tage
dem Haus fern. Wenn sie dann ab und an zurückkommen, suchen sie Trost, Nahrung
oder einen ruhigen Schlafplatz.
Nach ein paar Monaten werden aus
den Kampfspielen richtige Kämpfe, da die Männchen nun unter Beweis stellen,
dass sie fähig sind, sich mit anderen Männchen zu messen. Zwischen dem 10. und
dem 14. Lebensmonat verlassen die jungen Kater die Gruppe. Nur kastrierte
Männchen bleiben bei den Schwestern und ordnen sich in die Gruppe ein.
Das Revier eines ausgewachsenen
Katers ist etwa dreimal so groß wie das einer Katze. Für sie hängt die
Reviergröße vom Nahrungsangebot für sich und den Nachwuchs ab, doch für ihn ist
entscheidend, dass genug Partnerinnen für eine Paarung zur Verfügung stehen. Das
Weibchen eignet sich deshalb ihrem Wesen nach besser als das Männchen zum Haustier,
da es das Revier der Mutter auch in der Geschlechtsreife nicht verlässt und
weniger Raum braucht. Allerdings toleriert die Katze Ortsveränderungen in der Regel
schlechter als der Kater und reist häufig auch nicht gerne. Dafür ist sie beim
Spielen oft nicht so aggressiv wie das Männchen.
Mit eineinhalb Jahren sind die
meisten Katzen weniger verspielt und weniger aktiv, wobei es hier erhebliche
individuelle und rassebedingte Unterschiede gibt. Ausgewachsene in der Wohnung
gehaltene Kater sind oft anschmiegsamer und ruhiger als Katzen, die
unabhängiger und Fremden gegenüber reservierter sind.
Wikipedia