Katzen verfügen über ein großes
Lern- und Erinnerungsvermögen, das sie vor allem für Informationen einsetzen,
die für sie nützlich sind. Dazu zählen ihre bevorzugte Nahrung, der Standort
der Wasserschale und des Katzenklos, der behaglichste Schlafplatz und der
Aufenthaltsort ihres Lieblingsspielzeugs. Zudem merken sie sich, mit welchen
Lauten sie ihren Besitzer dazu bewegen können, auf ihre unterschiedlichen
Bedürfnisse einzugehen, so dass sie besonders zu den Mahlzeiten auf ihren Namen
hören. Freiläufer erinnern sich an den Verlauf ihres Reviers, an bekannte
Katzen im Territorium und an gefährliche Hunde. Das assoziative Gedächtnis
erlaubt Katzen, eine Problemstellung mit bereits Erlebten zu vergleichen. So
können sie mühelos Beziehungen zwischen mehreren Elementen herstellen und
nachvollziehen.
Einige Katzen verfügen über ein
außergewöhnliches Ortsgedächtnis. Die Ursache dafür dürfte in einer
biologischen Astronavigation liegen, nach der sich auch Zugvögel orientieren. Während
sich die Katze auf Dauer in einem bestimmten Haus aufhält, registriert ihr
Gehirn den Sonnenstand zu bestimmten Tageszeiten. Um dahin zurückzufinden,
verwendet sie ihre innere biologische Uhr und durch Versuch und Irrtum gelangt
sie zum Ausgangspunkt der gespeicherten Sonnenkoordinaten zurück. Da sich das
Tier mit Hilfe von polarisiertem Licht orientiert, navigiert sie auch damit, so
dass sie von Wolken unbeeinträchtigt bleibt. Auch magnetische Felder sind von
Bedeutung.
Obwohl Katzen bei der Geburt
bestimmte Kenntnisse besitzen, müssen sie sich einige Verhaltensweisen mit
Geduld aneignen. Dazu zählen zum Beispiel das Jagen oder das Benutzen des
Katzenklos. Um ihre Jungen an das Jagen zu gewöhnen, versorgen sie Katzenmütter
mit einem Zugang nach draußen ab der dritten Woche mit Beute. Zunächst
verspeist sie tote Tiere vor ihren Augen, aber später bringt sie lebende Beute
heran, die sie tötet und ihnen zu fressen gibt. Schließlich überlässt sie die
lebende Beute ihren Jungen. Da Katzen zwar einen Jagdinstinkt besitzen, aber
das erfolgreiche Jagen erst lernen müssen, gelingt es Kätzchen ohne Mutter oder
mit nichtjagender Mutter in der Regel nie, Beute zu fangen. Um sich darin zu
üben, benötigen sie Stoffmäuse, Garnspulen oder zerknülltes Papier, die belauert,
beschlichen und schließlich erlegt werden. Die Benutzung des Katzenklos lernen
sie durch das Vorbild der Mutter, das ihren Instinkt unterstützt, ihre
Ausscheidungen zu vergraben, um entsprechende Geruchsspuren vor ihren Feinden
zu verbergen.
Wenn sie gerade Lust haben,
können sie auch bestimmte Darbietungen erlernen. Durch ein energisches „Nein“
lernen sie meist, bestimmte Unarten zu unterlassen. Außerdem sind Katzen fähig,
auf ihren Namen zu hören, sofern dieser kurz und prägnant ist. Besonders gut
reagieren sie auf zweisilbige Namen, die die Laute „a“, „u“ oder „i“ enthalten
und auf „i“ enden. Um eine Katze mit ihrem Namen vertraut zu machen, ist es von
Vorteil, ihn möglichst früh zu benutzen und sie vor jeder Mahlzeit damit zu
rufen.
Wissenschaftler sind sich nicht
einig, wie die Fähigkeit der Katze im Bereich der emotionalen Intelligenz
anzusiedeln ist. Oft heißt es, dass sie sich nur an den Menschen anschließen,
weil er Bequemlichkeit, Futter und Sicherheit verspricht, und dass sie
Situationen meiden, die ihnen unangenehm sind, es sei denn, es ließe sich ein
persönlicher Vorteil für sie daraus ziehen.
Viele Katzenhalter können jedoch berichten, dass Katzen sehr sensibel auf ihre
Stimmungen und Gefühle eingehen und aktiv versuchen, sie zum Positiven zu
verändern; auch wenn diese Situationen für sie unangenehm sind (z.B. ist die
Lautstärke und Tonhöhe hysterisch weinender Menschen für Katzenohren sehr
unangenehm), und keinen direkten Vorteil bergen. Einer der bekanntesten Autoren,
die sich mit diesem Thema beschäftigt haben, ist der amerikanische Psychologe
Jeffrey M. Masson.
Wenn der Katzenbesitzer für
einige Wochen verreist, und die Katze von einem Bekannten Füttern lässt, sind
viele Katzen in den ersten Tagen nach der Rückkehr wütend auf den Besitzer,
nehmen keine Nahrung mehr an und sind schnell gereizt.
Afrikanische
Wildkatze (Felis silvestris lybica)
Die ersten Vorfahren der
Kleinkatze der Alten Welt, zu denen auch die Wildkatze (Felis silvestris)
gehört, erschienen vor etwa neun Millionen Jahren. Die Wildkatze ist asiatischen
Ursprungs und tritt erstmals im unteren Pleistozän mit der Spezies Felis
lunensis in Erscheinung. Anschließend breiten sich verschiedene Unterarten
in der gesamten Alten Welt aus.
Wegen der morphologischen
Ähnlichkeit und der nahen genetischen Verwandtschaft ist der Ursprung der
Hauskatze (Felis catus) bis heute nicht gänzlich geklärt. Eine
Abstammung von der Manul (Otocolobus manul) oder der Rohrkatze (Felis
chaus) wird heute von der Wissenschaft verneint. Auch die Meinung, die
Hauskatze sei eine Kreuzung aus Rohr- und Wildkatze, ist heute obsolet, wenn es
auch vereinzelt zu Paarungen der beiden Arten gekommen sein mag, zumal diese in
der F1-Generation fruchtbar sind. Die Domestikationsforschung geht heute davon
aus, dass die Hauskatze lediglich von einer Wildart abstammt, nämlich der Wildkatze
(Felis silvestris), deren Lebensraum sich von Schottland über Afrika bis
nach Asien erstreckt.
Es gilt als wahrscheinlich, dass
Vertreter von drei Hauptgruppen der Art (Waldkatze, Falbkatze, Steppenkatze) am
Domestikationsprozess beteiligt waren. Hierbei hat die Waldkatze (Felis
silvestris silvestris) ihren natürlichen Lebensraum in Europa, Kleinasien
und im Iran. Sie ist relativ kräftig, hat kurze Ohren und einen buschigen,
dicken Schwanz. Die Falbkatze (Felis silvestris libyca) lebt in den
Buschlandschaften und Steppen Afrikas und Arabiens. Sie hat große Ohren, ist
schlank und hochbeinig. Die Steppenkatze (Felis silvestris ornata) kommt
in Vorder- und Mittelasien vor. Sie ist kräftiger gebaut und untersetzter als
die Falbkatze. Die genetischen Merkmale der Wildkatzen sind gegenüber denen der
Hauskatze dominant. Als Hauptstammform betrachtet man die Falbkatze, der
zweitstärkste Einfluss wird der Steppenkatze zugesprochen. Die Waldkatze ist
ein ausgesprochener Kulturflüchter und kommt als Vorfahre am wenigsten in
Frage.
Unter den verschiedenen
Unterarten der Felis silvestris ist der wahrscheinlichste Urahne der
domestizierten Hauskatze die auch als Falbkatze bezeichnete afrikanische
Wildkatze Felis silvestris libyca. Diese Unterart ist die am wenigsten
aggressive Art und damit am geeignetsten für das Zusammenleben mit den
Menschen, so dass sie im Alten Ägypten als Heimtier gehalten wurde.
Mit beginnender Sesshaftigkeit
der Menschen schloss die Katze sich ihnen – zunächst als Abfallvertilger am
Rand von Siedlungen lebend – an. Vermutlich kam es infolge der sich daraus
ergebenden beiderseitigen Vorteile allmählich zur Selbstdomestikation der
Tiere. Knochen kleinerer Katzen wurden zusammen mit menschlichen Knochen aus
einer Zeit von vor bereits 9.000 Jahren in Mesopotamien, Südost-Anatolien und Jordanien
gefunden. In Jericho wurden bei Ausgrabungen Katzenskelette entdeckt, welche
auf das 6. Jahrtausend vor Christus datiert wurden. Dort betrachtete man die
Katze vermutlich eher als Beute- denn als Haustier. Im achten Jahrtausend vor
Christus zähmte man auch auf Zypern Katzen. 2004 entdeckte man dort in einer
Grabstätte Katzenexemplare, die an Wildkatzen erinnerten, aber noch nicht domestiziert
waren. Wildkatzen kennen nur Fauch- und Knurrlaute. Die klassischen
„Miau“-Laute sind nach Auffassung einiger Forscher eine Art Sprache der
Hauskatzen, um mit dem Menschen verbal kommunizieren zu können – andere sind
wiederum der Ansicht, hierbei handele es sich lediglich um eine Fortführung der
Babysprache, die ansonsten nur Katzenjunge gegenüber ihren Müttern verwenden.
Göttin Bastet
Die Domestizierung der Katze
begann in Ägypten vor 6.000 Jahren. Bereits ab dem 3. Jahrtausend v. Chr.
finden sich in Bildern und Zeichnungen Beweise für ein friedliches
Zusammenleben von Mensch und Tier. Die Darstellung einer Katze mit Halsband in
einem Grabmal der fünften Dynastie (etwa 2600 v. Chr.) ist der erste Hinweis
auf eine Domestizierung der wilden Art. Diese domestizierten Katzen dienten
ihren Besitzern sowohl zur Mäuse- als auch an Leinen gebunden zur Vogeljagd.
Die landwirtschaftlich geprägte
altägyptische Kultur maß der Katze eine hohe Bedeutung zu, welche sich schon
früh zu einer kultischen Verehrung der Tiere entwickelte. Ausdruck hierfür ist
die Katzengöttin Bastet, welcher man Einfluss auf Fröhlichkeit und Liebe,
Schönheit, Weiblichkeit, Anmut und Fruchtbarkeit zusprach. Sie wurde oft als
kleine Katze mit Löwenkopf oder weibliche Gestalt mit Katzenkopf dargestellt. In
der Spätzeit nahm der Katzenkult die größten Ausmaße an; in Bubastis (zeitweise
auch die Hauptstadt des oft geteilten Reiches) strömten viele Pilger in das
Kultzentrum, und opferten tausende mumifizierte Katzen (bei Herodot
nachzulesen). Außerdem war es gebräuchlich, dass der Besitzer sich beim Tod
einer Katze zum Zeichen der Trauer die Augenbrauen abrasierte und den Körper
des Tieres nach Bubastis getragen haben, um ihn einbalsamieren und auf einem
speziellen Katzenfriedhof bestatten zu lassen. Alternativ konnte die Katze auch
zusammen mit ihrem Besitzer beerdigt werden. Die Tötung einer Katze wurde als
Todsünde betrachtet.
Zu dieser Zeit betrachteten
Griechen und Römer die Katze als merkwürdiges Haustier und überließen es lieber
den Frettchen, ihre Häuser von Mäusen frei zu halten. Später verband man die
weiblichen Götterfiguren Artemis in Griechenland und Diana im Alten Rom sowie Freya
in Skandinavien auf irgendeine Weise mit der Katzengestalt. Sie wurde mit dem
Mutterkult, der in vielen Kulturen für Fruchtbarkeit, Mondphasen, Überfluss und
Geburt steht, in Verbindung gebracht, da die gebärfreudige Katzenmutter ihre
Kinder liebevoll umsorgt und beschützt. Zudem galt sie als tolerant und
unabhängig. Die Fähigkeit ihrer Pupillen, sich zu Schlitzen zu verengen oder zu
vergrößern, wurde an die Mondphasen angelehnt.
Die Ausfuhr von Katzen aus
Ägypten war untersagt. Phönizier schmuggelten auf ihren Schiffen Katzen nach Italien,
Gallien und Britannien. Doch Archäologen fanden zur Überraschung vieler in den
alten Siedlungen in der Nähe von Amsterdam (ca. 2000 v. Chr.) und in
Tofting an der Eidermündung (ca. 100 n. Chr.) schon Katzenknochen. Größere
Bedeutung für die Verbreitung von Hauskatzen in Europa hatten Tiere, welche auf
Handelswegen aus Vorderasien vor allem nach Griechenland gebracht wurden. Erstmalig
erscheinen die Tiere hier auf Vasenmalereien des 5. und 4. vorchristlichen
Jahrhunderts. Auch für ihre Weiterverbreitung sorgten die Phönizier. Mit den am
Ende der römischen Kaiserzeit beginnenden großen Völkerwanderungen kamen Katzen
auch auf Handels- und Kriegsschiffen der Römer nach Mitteleuropa.
In Indien war die Hauskatze
häufig ein wichtiger Bestandteil religiöser Zeremonien. Von dort gelangte sie
erst nach China und später nach Japan, wo sie ähnliche Aufgaben übernahm. In China
um 1500 v. Chr. beschützten die Katzen die Kokons der Seidenraupen und in
den Tempeln die alten Handschriften vor den Ratten und Mäusen. Dies belegen
zahlreiche Zeichnungen. Die Chinesen der damaligen Zeit glaubten, dass nur der
Mensch und die Katze eine Seele besaßen. Die Katze stand für Glück und ein
langes Leben. Sie war ein Statussymbol der glücklichen Reichen. Aus der Tang-Zeit
gibt es die ersten Hinweise einer liebevollen Bindung zwischen Mensch und
Katze: Eine Suchanzeige lautete: „Aus dem Hause Yü Ta-Po ist ein Kätzchen
entlaufen. Seine Farbe ist weiß. Sein Rufname: Schneemädchen.“ Hsü Hsüan, ein
weiterer Zeitgenosse beschrieb die Liebe eines Mannes zu seiner Katze, welcher
das Tier so sehr liebte, dass er es nicht über sein Herz brachte, seine
Samtpfote nach ihrem Tod zu begraben. Tagelang saß er neben dem toten Tier bis
der Körper der Katze in Verwesung überging.
Katzen mit
drei Jungen in einem Garten (China, 12. Jh.)
Die Bedeutung der Katze war im
frühen Mittelalter gering. Mit der zunehmenden Ausbreitung der – ebenfalls über
Seehandelswege eingeschleppten – Vorratsschädlinge Wanderratte, Hausratte und Hausmaus
ergab sich die Notwendigkeit ihrer Bekämpfung, was im Spätmittelalter zu einer
starken Zunahme der Hauskatzen führte.
Trotz ihrer unbestreitbaren
Nutzwirkung wurde sie vom mittelalterlichen Aberglauben zum dämonischen und
unglückbringenden Wesen stigmatisiert, galt als Begleiterin von Hexen und
Schülerin des Teufels. Im Volksglauben ritten Hexen auf dem Rücken riesiger
Katzen zum Hexensabbat. Deswegen wurden besonders die schwarzen Katzen
gnadenlos verfolgt, teilweise sogar, in Körbe gesperrt, auf dem Scheiterhaufen
verbrannt. Eine freundschaftliche Beziehung zu einem Tier, besonders zu diesem,
galt als Gotteslästerung. Dennoch finden sich sowohl in den ärmeren sozialen Schichten
als auch bei Adel und Klerus Katzenliebhaber. Mit den ihr zugesprochenen
magischen Eigenschaften bekam die Katze in der Volksmedizin einen hohen
Stellenwert, indem fast alles von ihr zu Heilzwecken verwendet wurde.
Im 10. Jahrhundert lebten die
Katzen in England als vornehme Gespielinnen von adligen Damen am Hof. Katzen
waren rar und daher sehr wertvoll. Nach dem Gesetz des Prinzen von Südwales
anno 940 n. Chr. konnte sich eine Ansiedlung nur Dorf oder Hamlet nennen,
wenn diese Siedlung neun Gebäude, einen Pflug, einen Brennofen, ein Butterfass,
einen Hahn, einen Stier, einen Hirten und eine Katze aufweisen konnte. Die
Preise für eine Katze schwankten. Im Sachsenspiegel, dem 1220–1230 verfassten
Gesetzbuch, wurde drei Pfennige Schadensersatz für eine Katze festgelegt. Dies
war nicht wenig, denn für ein Lamm oder für eine Kuh standen damals vier
Pfennige zu Buche. Um genügend Tiere auch für die Mäusejagd zu gewinnen, haben
die Europäer laut Nehring (1888) die Europäische Wildkatze mit ihren zahmen
Verwandten gekreuzt. Der Plumptyp (Cobby) der Katze habe sich so entwickelt.
Einige Fundstücke aus dem 11. Jahrhundert
zeigen, dass Katzenfell von den Wikingern getragen und im Mittelalter in Europa
bevorzugt gehandelt wurde. Zu dieser Zeit und noch vor etwa hundert Jahren
schätzten insbesondere französische und englische Kürschner Katzenleder als
besonders geschmeidiges Material für Handschuhe.
Zu Mitte des 15. Jahrhunderts
schrieb Gerolamo Visconti über Hexen, die angeblich nachts in Katzengestalt in
die Häuser eindrangen, in denen Kinder schliefen. Damals gehörte es zum französischen
Brauchtum, eine Katze in das Fundament einer Kirche einzubauen. Das Gotteshaus
begrub dabei sozusagen den Satan und seine bösen Mächte unter seiner großen
Masse. Dies sollte den Sieg des Guten über das Böse symbolisieren. An diese
dunklen Zeiten erinnern noch Sprichwörter, Redensarten und abergläubische Rituale,
so dass die Katze noch heute zwiespältig besetzt wird.
Obwohl man im Orient den Katzen
gegenüber im Allgemeinen freundlicher eingestellt war, wurden sie im Japan des
13. Jahrhunderts mit einem Dämon, wie beispielsweise mit der Menschen
fressenden Hexe Neko-Baké, die in Gestalt einer Katze in die Häuser eindringt
und dort ungehorsame Kinder frisst, in Verbindung gebracht.
Im 10. Jahrhundert ist die Katze
auf dem gesamten europäischen Kontinent und in fast ganz Asien verbreitet. Vom
15. bis zum 18. Jahrhundert gelangt sie auf den Schiffen europäischer Entdecker
nach Nordamerika, Australien und Neuseeland.
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