Als Pferdehaltung
bezeichnet man die Haltung von Pferden als Haus- und Nutztiere zur Arbeit, zur
Freizeitgestaltung sowie zur Gewinnung von Fleisch und tierischen Erzeugnissen.
Wie jede andere Haustierhaltung, ist auch die Pferdehaltung immer mit einem
Kompromiss zwischen den Bedürfnissen des Tieres und jenen seines Halters
verbunden.
Oberstes Gebot bei der
Pferdehaltung sollte, wie bei jeder Tierhaltung, die Erfüllung der Bedürfnisse
des Pferdes sein. Da das Pferd allerdings nur noch als Freizeitpartner des
Menschen gehalten wird, muss man realistischerweise hier auch die Bedürfnisse
des Halters berücksichtigen, da ein Erlöschen des Halterinteresses durch zu
einseitig auf das Pferd abgestellte Haltung, schnell zur Gefährdung der meisten
Pferderassen führen kann.
Eingemauertes
Pony in Ostfriesland
Die Ständerhaltung war für kleine
Bauernhöfe und Betriebe, die vor der Motorisierung auf die Arbeitskraft des
Pferdes angewiesen, aber nicht in der Lage waren, ihren Pferden viel Raum zu
bieten, der Normalfall. Das Pferd hatte dabei nur Platz zum Stehen und war in
seinem Ständer angebunden. Hierdurch war es nicht in der Lage sich zu drehen. Die
Ständerhaltung ist heute in den meisten Bundesländern verboten, da sie den
Bedürfnissen eines Pferdes in keiner Weise gerecht werden kann. Bei dieser
Haltungsform muss auch darauf hingewiesen werden, dass die Pferde damals als Arbeitstiere
täglich einige Stunden gebraucht wurden und dadurch ein verhältnismäßig hohes
Maß an Bewegung hatten. In heutiger Zeit, wo Pferde als reine Freizeitobjekte
gehalten werden, erhalten die meisten Pferde gerade einmal eine Stunde Bewegung
unter ihrem Reiter, was die Ständerhaltung zur Tierquälerei werden lässt.
Die Boxenhaltung ist heute der
Normalfall. Die meisten Reitpferde sind in einem Stall untergebracht, in dem
sie eine Box von mindestens 3 mal 3 Meter für sich haben, in der sie sich
eingeschränkt bewegen können. Als Faustregel zur Bestimmung der Mindestgröße
gilt: "doppelte Wiederristhöhe zum Quadrat". Die Boxen sind meistens
durch Gitter voneinander getrennt, was eine physische Kontaktaufnahme der
Pferde untereinander verhindert. Auf diese Weise soll gegenseitigen
Verletzungen vorgebeugt werden. Zu jedem guten Reitstall gehören heute Weiden
auf denen die Pferde sich in der Weidezeit - etwa Mitte April bis Mitte Oktober
- stundenweise frei bewegen und grasen können. Für die restliche Zeit des
Jahres sollten Paddocks zur Verfügung stehen, um den Pferden auch im Winter
zumindest eine eingeschränkte freie Bewegung zu ermöglichen. Diese Haltungsform
ist ein Kompromiss zwischen den Bedürfnissen des Pferdes und des Reiters, der
sich in erster Linie an den Bedürfnissen des Reiters orientiert. Das Pferd
steht jederzeit schnell zur Verfügung und ist verhältnismäßig leicht sauber zu
halten.
Offenstall bei
Glessen
In der Offenstallhaltung steht
dem Pferd außer der Box auch ein abgegrenzter außerhalb des geschlossenen
Stalls liegender Bereich zur Verfügung, der an den Stall angrenzt und mit
diesem durch eine offenstehende Tür verbunden ist. Das Pferd hat jederzeit die
Möglichkeit, sich zwischen dem geschützten Stallbereich und dem offenen
Außenbereich hin und her zu bewegen. Diese Haltungsform wird oft auch mit
mehreren Pferden in einer dann entsprechend größeren Box praktiziert, was
diesen Sozialkontakte ermöglicht. Diese Haltung ist ein mehr am Pferd
ausgerichteter Kompromiss, der dem Reiter etwas mehr Arbeit abverlangt als bei
der Boxenhaltung. Bei schlechtem Wetter muss er sein Pferd oftmals erst einmal
reittauglich machen, da es sich entgegen den Gewohnheiten des Menschen auch bei
diesem Wetter meist draußen aufhält. Insbesondere für die Atmungsorgane ist
diese Haltungsform ein Fortschritt, der viele bei reiner Boxenhaltung
auftretende Probleme zu verhindern hilft.
Der Laufstall ist die
Weiterentwicklung der Offenstallhaltung. Hier wird versucht, durch den Ausbau
des Offenstalls zu erreichen, dass die Pferde zwangsläufig bei der Befriedigung
ihrer Bedürfnisse, wie in freier Wildbahn, aus dem Stall heraus, von einem Ort
zum anderen, laufen müssen (daher auch die Bezeichnung Laufstall). Das bedeutet
Wasser, Futter, Gelegenheit zum Kratzen und Wälzen etc. sind alle räumlich
voneinander so getrennt, dass das Pferd angehalten wird oft (außerhalb des
Stalles) den einen oder anderen Funktionsbereich aufzusuchen.
Siehe auch: Bewegungsstall
Die Robusthaltung ist die
Idealform für das Pferd, die dafür dem Halter sehr viel abverlangt. Das Pferd
wird hier in einer Herde auf einer hinreichend großen Weide - etwa ein halber Hektar
je Pferd - ganzjährig draußen gehalten. Die Weide benötigt einen Sonnen- und
optimalerweise auch einen Windschutz, etwa einen Baum oder einen einfachen
Unterstand. Da das Pferd hier hinreichend Gelegenheit hat seine Sozialkontakte
auszuleben und auch seinem Bewegungsdrang jederzeit nachgeben kann, ist es
naturgemäß nicht mehr so sehr an seinem Reiter interessiert, der ihm endlich
die lang ersehnte Bewegung ermöglicht. Da es hier auch immer aus einer Herde
geholt werden muss, kann diese Haltungsform für Pferde, die ohnehin nur schwer
wieder von der Weide zu holen sind, nicht empfohlen werden (es sei denn, der
Halter möchte aufs Reiten verzichten). Gerade bei schlechtem Wetter verlangt
diese Haltungsform dem Reiter viel Arbeit ab, da die Pferde diesem Wetter voll
ausgesetzt sind, und dementsprechend erst aufwändig geputzt werden müssen,
bevor man ihnen einen Sattel auflegen kann.
Hufe haben einen
komplexen Aufbau. Zu viel Nässe führt zu Huffäule
Die Pferdepflege ist eine,
von (angehenden) Pferdebesitzern nicht zu unterschätzende Arbeit. Pferdehalter
sind verantwortlich für den gesunden Zustand von Leib und Seele der ihnen
anvertrauten Tiere. Sie ist ein wichtiger Beitrag zum Tierschutz.
Auf ein sauberes Fell ist
besonders zu achten, denn Schmutz vor allem an der Aufliegefläche des Sattels
kann schmerzhafte Scheuerstellen hervorrufen (Druckstellen deuten auf einen
falschen Sattel hin). Bei guter Fellpflege kann auch festgestellt werden, ob
das Pferd vielleicht eine Hautkrankheit, Parasiten oder Verletzungen hat, die
manchmal nicht auf den ersten Blick gesehen werden. Ein gesundes Tier hat ein
leicht glänzendes (Sommer)-Fell. Die Fellpflege sollte aber keinesfalls
übertrieben werden, ein gewisser Anteil Staub im Fell ist für das Pferd ein
Schutz. Ebenso darf natürlich keinesfalls der natürliche Fettgehalt des Felles
durch Einsatz von Chemikalien, für ein glänzendes Fell, oder zu häufiges
waschen mit Seife zerstört werden. Zur Fellpflege gehört für das Pferd nicht
nur ein Bad im Staub, sondern im Sommer auch einmal einige Stunden im Regen zu
stehen.
Dem Huf des Pferdes sollte eine besonders
große Beachtung geschenkt werden, da er - zusammen mit dem Rücken - das
Fundament für jede Bewegung des Pferdes darstellt. Alles zum Huf, seinen
Krankheiten und seiner Pflege findet sich im Artikel Huf.
Das Pferd sollte täglich
mindestens einmal bewegt werden, da es von Natur aus ein Lauftier ist. Es kann
durch Reiten (Reitsport), Longieren, Weidegang oder „Scheuchen“ bewegt werden. Bei
Pferden mit Rückenproblemen wird empfohlen, so oft wie möglich Longenarbeit
durchzuführen, denn dabei wird die Rückenmuskulatur aufgebaut und gestärkt und
der Rücken des Pferdes ist durch das Gewicht des Reiters nicht belastet. Jedes
Pferd sollte so häufig wie möglich mit Artgenossen auf die Weide gebracht
werden, siehe Bedürfnisse des Pferdes weiter oben.
Das körperliche Befinden des
Pferdes soll immer beobachtet werden. Eine tierärztliche Untersuchung mit
bestimmten Impfungen sollte mindestens einmal jährlich stattfinden (siehe Pferdekrankheiten).
Außerdem gibt es durchaus psychosomatisch bedingte und seelische Krankheiten,
die durch falsche Haltung und Pferdepflege begünstigt werden können.
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