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Pferdehaltung

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

 

Als Pferdehaltung bezeichnet man die Haltung von Pferden als Haus- und Nutztiere zur Arbeit, zur Freizeitgestaltung sowie zur Gewinnung von Fleisch und tierischen Erzeugnissen. Wie jede andere Haustierhaltung, ist auch die Pferdehaltung immer mit einem Kompromiss zwischen den Bedürfnissen des Tieres und jenen seines Halters verbunden.

Allgemeines

Oberstes Gebot bei der Pferdehaltung sollte, wie bei jeder Tierhaltung, die Erfüllung der Bedürfnisse des Pferdes sein. Da das Pferd allerdings nur noch als Freizeitpartner des Menschen gehalten wird, muss man realistischerweise hier auch die Bedürfnisse des Halters berücksichtigen, da ein Erlöschen des Halterinteresses durch zu einseitig auf das Pferd abgestellte Haltung, schnell zur Gefährdung der meisten Pferderassen führen kann.

Bedürfnisse des Pferdes

  • Bewegung: In freier Natur ist ein Pferd 10 bis 16 Stunden am Tag - meist zur Futtersuche - unterwegs und legt dabei 30-40 km zurück. Das Pferd ist nämlich ein Lauftier. Da dieser Bewegungsbedarf allein über den Reit- und Fahrsport meist nicht gedeckt werden kann, sollte möglichst viel Gelegenheit zur selbständigen unbehinderten Bewegung gegeben werden.
  • Sozialkontakte: Pferde sind ausgeprägte Herdentiere, Die Herde ist ihre Heimat.. Jedes Pferd braucht die Möglichkeit Sozialkontakte mit Artgenossen aufzunehmen.
  • Gesundheit: das Pferd ist auf ein Leben unter freiem Himmel eingestellt und braucht den Kontakt zu Licht und Luft genauso wie staubfreie Luft und staubfreies Futter. Staub ist heutzutage das größte Problem für die empfindlichen Atmungsorgane des Pferdes.
  • Futter: da das Pferd einen für seine Größe sehr kleinen Magen hat, muss über den Tag verteilt genügend Futter in kleineren Mengen verfügbar sein.
  • Anregung: Zur Erhaltung eines ausgeglichenen Nervenkostüms und gleichzeitig wacher Sinne braucht das Pferd ein Mindestmaß an Abwechslung. Ideal ist hier ein freier Ausblick, der das Interesse an der Umgebung erhält, ohne Stress zu verursachen.
  • Sicherheit: Das Pferd möchte bei Stress die Gelegenheit haben zu fliehen, sein Raumbedarf ist also relativ hoch.

Bedürfnisse des Halters

  • Verfügbarkeit: Ein aufwändiges Einfangen des Pferdes, bevor mit ihm geritten werden kann, sollte sich auf Ausnahmen beschränken. Auch für Tierarzt und Hufschmied muss das Pferd gut zu erreichen sein.
  • Pflege: Das tägliche Schlammbad gefällt zwar vielen Pferden, das stundenlange Säubern, um keine Scheuerstellen unter dem Sattel zu erzeugen, dem Halter in der Regel weniger. Es muss aber sein und es ist wichtig für das Pferd, damit es gesund bleibt.
  • Wetterunabhängigkeit: Es sollte neben einem Außenplatz und möglichst gut bereitbarem Gelände auch eine Reithalle zur Verfügung stehen.
  • Sicherheit
    • Reitzubehör: Es müssen abschließbare Schränke vorhanden sein um Sattel, Trense etc. sicher unterbringen zu können.
    • Pferd: Es muss qualifiziertes Personal vorhanden sein, das in der Lage ist Probleme (z.B. Kolik) frühzeitig zu erkennen und angemessen zu reagieren. Auch muss in Zeiten von Pferderippern ein Mindestmaß an Kontrolle über das Pferd gewährleistet sein. Eine Verletzungsgefährdung soll für Pferd und Reiter möglichst ausgeschlossen werden.
  • Unterstützung: Die meisten Reiter möchten die Gelegenheit haben, sich in ihrem Wissen und Können weiterzubilden, was einen Reitlehrer erforderlich macht. Auch die Haltung des Pferdes wird dem Reiter wesentlich erleichtert, wenn jemand existiert, der einspringen kann, wenn er selbst verhindert ist.
  • Sozialkontakte: Der Reiter verbringt einen nicht unwesentlichen Teil seiner Freizeit beim Pferd und möchte daher auch eine Möglichkeit haben, dort seine Sozialkontakte zu pflegen. Darum ist bei abgelegenen Stallungen darauf zu achten, dass sie über die wichtigsten Mobilfunknetze gut erreichbar sind.

Bedürfnisse des Stallbesitzers

  • Fütterung sollte möglichst geringen Zeitaufwand erfordern.
  • Einstreuen und Misten sollten mit maschineller Hilfe möglich sein.

Ständerhaltung

 

Eingemauertes Pony in Ostfriesland

Eingemauertes Pony in Ostfriesland

Die Ständerhaltung war für kleine Bauernhöfe und Betriebe, die vor der Motorisierung auf die Arbeitskraft des Pferdes angewiesen, aber nicht in der Lage waren, ihren Pferden viel Raum zu bieten, der Normalfall. Das Pferd hatte dabei nur Platz zum Stehen und war in seinem Ständer angebunden. Hierdurch war es nicht in der Lage sich zu drehen. Die Ständerhaltung ist heute in den meisten Bundesländern verboten, da sie den Bedürfnissen eines Pferdes in keiner Weise gerecht werden kann. Bei dieser Haltungsform muss auch darauf hingewiesen werden, dass die Pferde damals als Arbeitstiere täglich einige Stunden gebraucht wurden und dadurch ein verhältnismäßig hohes Maß an Bewegung hatten. In heutiger Zeit, wo Pferde als reine Freizeitobjekte gehalten werden, erhalten die meisten Pferde gerade einmal eine Stunde Bewegung unter ihrem Reiter, was die Ständerhaltung zur Tierquälerei werden lässt.

Boxenhaltung

Die Boxenhaltung ist heute der Normalfall. Die meisten Reitpferde sind in einem Stall untergebracht, in dem sie eine Box von mindestens 3 mal 3 Meter für sich haben, in der sie sich eingeschränkt bewegen können. Als Faustregel zur Bestimmung der Mindestgröße gilt: "doppelte Wiederristhöhe zum Quadrat". Die Boxen sind meistens durch Gitter voneinander getrennt, was eine physische Kontaktaufnahme der Pferde untereinander verhindert. Auf diese Weise soll gegenseitigen Verletzungen vorgebeugt werden. Zu jedem guten Reitstall gehören heute Weiden auf denen die Pferde sich in der Weidezeit - etwa Mitte April bis Mitte Oktober - stundenweise frei bewegen und grasen können. Für die restliche Zeit des Jahres sollten Paddocks zur Verfügung stehen, um den Pferden auch im Winter zumindest eine eingeschränkte freie Bewegung zu ermöglichen. Diese Haltungsform ist ein Kompromiss zwischen den Bedürfnissen des Pferdes und des Reiters, der sich in erster Linie an den Bedürfnissen des Reiters orientiert. Das Pferd steht jederzeit schnell zur Verfügung und ist verhältnismäßig leicht sauber zu halten.

Offenstall

 

Offenstall bei Glessen

Offenstall bei Glessen

In der Offenstallhaltung steht dem Pferd außer der Box auch ein abgegrenzter außerhalb des geschlossenen Stalls liegender Bereich zur Verfügung, der an den Stall angrenzt und mit diesem durch eine offenstehende Tür verbunden ist. Das Pferd hat jederzeit die Möglichkeit, sich zwischen dem geschützten Stallbereich und dem offenen Außenbereich hin und her zu bewegen. Diese Haltungsform wird oft auch mit mehreren Pferden in einer dann entsprechend größeren Box praktiziert, was diesen Sozialkontakte ermöglicht. Diese Haltung ist ein mehr am Pferd ausgerichteter Kompromiss, der dem Reiter etwas mehr Arbeit abverlangt als bei der Boxenhaltung. Bei schlechtem Wetter muss er sein Pferd oftmals erst einmal reittauglich machen, da es sich entgegen den Gewohnheiten des Menschen auch bei diesem Wetter meist draußen aufhält. Insbesondere für die Atmungsorgane ist diese Haltungsform ein Fortschritt, der viele bei reiner Boxenhaltung auftretende Probleme zu verhindern hilft.

Laufstall

Der Laufstall ist die Weiterentwicklung der Offenstallhaltung. Hier wird versucht, durch den Ausbau des Offenstalls zu erreichen, dass die Pferde zwangsläufig bei der Befriedigung ihrer Bedürfnisse, wie in freier Wildbahn, aus dem Stall heraus, von einem Ort zum anderen, laufen müssen (daher auch die Bezeichnung Laufstall). Das bedeutet Wasser, Futter, Gelegenheit zum Kratzen und Wälzen etc. sind alle räumlich voneinander so getrennt, dass das Pferd angehalten wird oft (außerhalb des Stalles) den einen oder anderen Funktionsbereich aufzusuchen.

Siehe auch: Bewegungsstall

Robusthaltung / Weidehaltung

Die Robusthaltung ist die Idealform für das Pferd, die dafür dem Halter sehr viel abverlangt. Das Pferd wird hier in einer Herde auf einer hinreichend großen Weide - etwa ein halber Hektar je Pferd - ganzjährig draußen gehalten. Die Weide benötigt einen Sonnen- und optimalerweise auch einen Windschutz, etwa einen Baum oder einen einfachen Unterstand. Da das Pferd hier hinreichend Gelegenheit hat seine Sozialkontakte auszuleben und auch seinem Bewegungsdrang jederzeit nachgeben kann, ist es naturgemäß nicht mehr so sehr an seinem Reiter interessiert, der ihm endlich die lang ersehnte Bewegung ermöglicht. Da es hier auch immer aus einer Herde geholt werden muss, kann diese Haltungsform für Pferde, die ohnehin nur schwer wieder von der Weide zu holen sind, nicht empfohlen werden (es sei denn, der Halter möchte aufs Reiten verzichten). Gerade bei schlechtem Wetter verlangt diese Haltungsform dem Reiter viel Arbeit ab, da die Pferde diesem Wetter voll ausgesetzt sind, und dementsprechend erst aufwändig geputzt werden müssen, bevor man ihnen einen Sattel auflegen kann.

Pferdepflege

 

Hufe haben einen komplexen Aufbau. Zu viel Nässe führt zu Huffäule

Hufe haben einen komplexen Aufbau. Zu viel Nässe führt zu Huffäule

Die Pferdepflege ist eine, von (angehenden) Pferdebesitzern nicht zu unterschätzende Arbeit. Pferdehalter sind verantwortlich für den gesunden Zustand von Leib und Seele der ihnen anvertrauten Tiere. Sie ist ein wichtiger Beitrag zum Tierschutz.

Fellpflege

Auf ein sauberes Fell ist besonders zu achten, denn Schmutz vor allem an der Aufliegefläche des Sattels kann schmerzhafte Scheuerstellen hervorrufen (Druckstellen deuten auf einen falschen Sattel hin). Bei guter Fellpflege kann auch festgestellt werden, ob das Pferd vielleicht eine Hautkrankheit, Parasiten oder Verletzungen hat, die manchmal nicht auf den ersten Blick gesehen werden. Ein gesundes Tier hat ein leicht glänzendes (Sommer)-Fell. Die Fellpflege sollte aber keinesfalls übertrieben werden, ein gewisser Anteil Staub im Fell ist für das Pferd ein Schutz. Ebenso darf natürlich keinesfalls der natürliche Fettgehalt des Felles durch Einsatz von Chemikalien, für ein glänzendes Fell, oder zu häufiges waschen mit Seife zerstört werden. Zur Fellpflege gehört für das Pferd nicht nur ein Bad im Staub, sondern im Sommer auch einmal einige Stunden im Regen zu stehen.

Hufpflege

Dem Huf des Pferdes sollte eine besonders große Beachtung geschenkt werden, da er - zusammen mit dem Rücken - das Fundament für jede Bewegung des Pferdes darstellt. Alles zum Huf, seinen Krankheiten und seiner Pflege findet sich im Artikel Huf.

Bewegung

Das Pferd sollte täglich mindestens einmal bewegt werden, da es von Natur aus ein Lauftier ist. Es kann durch Reiten (Reitsport), Longieren, Weidegang oder „Scheuchen“ bewegt werden. Bei Pferden mit Rückenproblemen wird empfohlen, so oft wie möglich Longenarbeit durchzuführen, denn dabei wird die Rückenmuskulatur aufgebaut und gestärkt und der Rücken des Pferdes ist durch das Gewicht des Reiters nicht belastet. Jedes Pferd sollte so häufig wie möglich mit Artgenossen auf die Weide gebracht werden, siehe Bedürfnisse des Pferdes weiter oben.

Körperlicher und seelischer Zustand

Das körperliche Befinden des Pferdes soll immer beobachtet werden. Eine tierärztliche Untersuchung mit bestimmten Impfungen sollte mindestens einmal jährlich stattfinden (siehe Pferdekrankheiten). Außerdem gibt es durchaus psychosomatisch bedingte und seelische Krankheiten, die durch falsche Haltung und Pferdepflege begünstigt werden können.

 

 

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