Der Pferdesport
lässt sich in Reitsport, Fahrsport und Bodenarbeit unterteilen.
Beim Reiten sitzt der Reiter
nicht passiv auf dem Pferd, sondern geht aktiv mit der Bewegung des Pferdes
mit. Das Pferd wird dabei durch Gewichtsverlagerung, Schenkeldruck und
Zügelführung, so genannte Hilfen, dirigiert. Auch die Stimme ist eine
hervorragende Hilfe für das Pferd, sie ist allerdings bei Dressurturnieren
nicht zulässig. In Deutschland gibt es schätzungsweise 1,6 Millionen Reiter
(Stand 2006).
Die Dressurarbeit ist der
Grundstock zur Ausübung aller Reitdisziplinen. Das Wort ist eigentlich fehl am
Platz, da es keine Dressur ist sondern eine Aus-und Weiterbildung des Pferdes
und seiner natürlichen Bewegungen. Sie beginnt mit dem Anreiten des jungen
Pferdes und endet im perfekten Ausführen aller bekannten Dressurlektionen. Beim
Anreiten sorgt der Reiter dafür, dass das Pferd unter seinem Gewicht in
Gleichgewicht kommt, lernt geradeaus und in Biegungen in allen drei Gangarten
zu gehen, sowie die Zügel-, Schenkel- und Gewichtshilfen des Reiters zu
verstehen und daraus die Lektionen zu erlernen. Dabei steht die professionelle,
artgerechte und pferdeschonenste Gymnastizierung weit im Vordergrund. Nur ein
gut durchgymnastiziertes und durchlässiges (d. h. auf alle Hilfen gut
reagierendes Pferd) ist in der Lage ein zuverlässiger, leistungsfähiger und
gesunder Partner im Sport zu werden. Die verschiedenen Schwierigkeitsstufen (In
Deutschland: E - Einsteiger, A - Anfänger, L - Leicht, M - Mittelschwer, S -
Schwer, in Österreich: A - Anfänger, L - Leicht, LM - Übergangsklasse, M -
Mittelschwer und S - Schwer) enthalten bestimmte, sich steigernde Lektionen und
Aufgaben, wobei jedes Gebrauchspferd mindestens den Anforderungen einer
A-Dressur entsprechen sollte. In jeder Klasse präsentiert sich die gelernte und
bestehende Harmonie zwischen Reiter und Pferd im Ausführen der verschiedenen
Dressurlektionen. Dressurreiten ist olympische Disziplin, ausgetragen in der
Klasse Grand Prix, Grand Prix Spezial und Grand Prix Kür. Die Kür ist ein
Publikumsmagnet und wird immer bedeutender in allen Klassen.
Springreiten ist das Überwinden
von Hindernissen zu Pferde. Es erfordert vom Reiter viel Geschicklichkeit,
Balance, Rhythmusgefühl und präzise Einwirkung der Reiterhilfen, um ein Pferd
korrekt über ein Hindernis zu reiten. Die Schwierigkeit beim Springreiten
besteht darin, ein Pferd an den Sprung so heran zu reiten, dass das Pferd beim
Absprung eine optimale Flugkurve entwickeln kann. Das Pferd darf also nicht zu
dicht vom Hindernis abspringen und auch nicht in zu großer Entfernung. Als
Faustregel gilt, dass der Abstand vom Hindernis beim Absprung etwa der Höhe des
Hindernisses entsprechen sollte. Das heißt bei einer Hindernishöhe von 1,20
Meter sollte das Pferd etwa 1,20 Meter vor dem Hindernis abspringen können. Es
gibt feste Hindernisshöhen für die bestimmten Klassen, dabei dürfen 20 Prozent
der Sprünge in einem Parcour bis zu 10 Zentimeter erhöht werden.
Im Turniersport werden die Höhen
der Hindernisse in folgende Klassen eingeteilt:
Springreiten
E
(Kategorie C) |
Einsteiger |
0,80-1,00 m |
A
(Kategorie B) |
Anfänger |
1,00-1,10 m |
L
(Kategorie B) |
Leicht |
1,10-1,20 m |
M/B
(Kategorie B) |
Mittel |
1,20-1,30 m |
M/A
(Kategorie A) |
Mittel |
1,30-1,40 m |
S oder S*
(Kategorie A) |
Schwer |
1,35-1,45 m |
S**
(Kategorie A) |
(mittel)schwer
(wegen der erhöhten Schwierigkeit von zwei Sternchen) |
1,40-1,50 m |
S***
(Kategorie A) |
(sehr)
schwer (das schwierigste Springen überhaupt) |
1,50-1,60 m |
Es gibt mehrere Arten von
Hindernissen: 1. Der einfache "Steilsprung", bei dem die Pferde nur
über eine einfache Stange springen müssen, worunter Gatter oder ähnliches
gestellt beziehungsweise gehängt werden können. 2. Der Oxer ist ein Sprung
(Hochweitsprung), wo in der LPO (Leistungsprüfungsordnung) genau festgelegt
ist, wie breit der Oxer sein darf. 3. Es gibt außerdem die Trippelbarre, das
ist ein Hochweitsprung der aus einem Oxer besteht, wohinter eine dritte Stange
gebaut ist. Diese Sprünge sind für die Pferde am einfachsten, da sie durch ihre
Form am besten der natürlichen Sprungtechnik des Pferdes entsprechen. 4. Der
Wassergraben (nur in Kategorie A), der zwar flach ist, aber eine Breite von
vier Metern misst. Der Wassergraben ist also ein Weitsprung Bei Springprüfungen
werden in Kategorie C und B Fehler-/Zeitspringen und Stilspringen gewertet. Ein
Fehler ist zum Beispiel das Herunterwerfen einer Stange durch das Pferd (vier
Strafpunkte) im Zeitspringen, 0,5 Punkte Abzug im Stilspringen. Das Verweigern
beziehungsweise Stehenbleiben vor einem Hindernis (auf nationalen Turnieren
drei Fehlerpunkte, auf internationalen Turnieren vier Punkte). Auch die
Überschreitung der Höchstzeit ist mit Fehlerpunkten zu bewerten. Bei
Stilspringprüfungen wird jedoch das harmonische Überwinden der Hindernisse des
Reiters bewertet. Hierzu gibt es eine Richtskala von 0,0-10,0, die ihrerseits
in 1er Schritte unterteilt wird; das heißt es gibt Noten von zum Beispiel 6,0;
6,1; 6,2; 6,3 … 6,9; 7,0. Diese Notenskala gilt auch für den Dressursport und
den Fahrsport. Ausführliche Daten über Turniere und Reitern können unter Springreiten
gefunden werden.
Vielseitigkeitsreiten:
Festes Hindernis im Gelände
Das Vielseitigkeitsreiten setzt
sich aus den drei Disziplinen Dressur, Springen und Geländereiten zusammen; je
nach Schwere der Prüfung kann eine Wegestrecke, eine Rennbahn und eine Sichtung
des Pferdes hinzukommen.
Bei der Vielseitigkeitsprüfung
benötigen Pferd und Reiter oftmals sehr viel Mut, Ausdauer, Geschicklichkeit
und Flexibilität. Einzelne Hindernisse können jedoch manchmal unter Inkaufnahme
eines Zeitnachteils in einer leichteren Alternative geritten werden.
Unter Jagdreiten versteht man das
Reiten hinter Hunden. Geritten wird auf einer Geländestrecke mit natürlichen
Hindernissen. Anders als bei der Fuchsjagd ist Jagdreiten reiner Pferdesport,
es wird also kein Wild gejagt. Die Hunde (Meute) jagen auf der so genannten
Schleppe, die mit einem Duftstoff gelegt wird. Die Reiter folgen in
verschiedenen Feldern und überqueren dabei die Hindernisse.
Eine andere Art des
"Jagdreiten" ist das Bogenreiten. Während das Pferd innerhalb einer
vorgegebenen Zeit eine Strecke abrennt, schiesst der Reiter mit dem Bogen auf
eine Scheibe in der Mitte des Parcours. Schafft das Pferd in einer bestimmten
Zeit die Strecke, bekommen beide Bonus-Punkte. Für jeden Treffer des Schützen
gibt es ebenfalls Punkte, je nachdem wo der Pfeil gelandet ist.
Die aufkommende Sportart Distanzreiten
erfordert große Ausdauer von Pferd und Reiter. Führend im Distanzsport sind die
USA, danach Großbritannien. In Deutschland wurde das Distanzreiten als
Wettkampfsport erst Ende der sechziger Jahre entdeckt. Der deutsche
Distanzreitsport ist seit 1976 im "Verein deutscher Distanzreiter und
-fahrer e. V." organisiert, gegenwärtig gibt es rund 1.500
Mitglieder.
Wie bei anderen Wettbewerben auch
gibt es beim Distanzreiten eine Unterteilung in verschiedene Kategorien von
relativ kurzen Strecken bis zur härtesten von 160,9 km Länge. Pferd und Reiter
müssen die jeweilige Strecke in Mindestgeschwindigkeit zurücklegen, nur in der
Bronze-Kategorie bzw. Anfangsstufe wird eine Höchstgeschwindigkeit vorgegeben. Die
Pferde werden regelmäßigen tierärzlichen Kontrollen unterzogen und müssen alle
Stationen gesund und mit einer Pulsfrequenz von höchstens 64 Schlägen pro
Minute (nach 20 Min) erreichen. Wenn das Pferd die tierärzliche Prüfung nicht
besteht, wird es disqualifiziert, um zu vermeiden, dass es durch zu große
Belastung Schaden erleidet.
Beim Distanzreiten gibt es
Bestimmungen die u.a. die Qualifizierung für verschiedene Klassen
reglementieren. Zu den einfacheren Klassen gehört der "bronze buckle
qualifier" (32,2 km, Geschwindigkeit von 10,5 km/h bis 12,8 km/h). Jeder,
der in höheren Klassen antreten will, muss ein Protokoll über sein Pferd
führen. Dieses Protokoll muss vor Wettkampfbeginn vorgelegt werden. Die Pferde
bzw. Ponys müssen mindestens fünf Jahre alt sein, um am Distanzreitsport
teilnehmen zu können. Für den "endurace riders" (Goldkategorie und
härteste Strecke) muss das Pferd mindestens sieben Jahre alt sein. Ein
bekannter Distanzritt ist der "golden horshoe" in Exmoore, eine
äußerst schwere Strecke von 160,9 km Länge, die in zwei Tagen geritten werden
muss.
Wikipedia