Östliches Graues
Riesenkänguru (Macropus giganteus)
Reihe: |
Landwirbeltiere
(Tetrapoda) |
Klasse: |
Säugetiere
(Mammalia) |
Unterklasse: |
Beutelsäuger
(Metatheria) |
Überordnung: |
Australidelphia |
Ordnung: |
Diprotodontia |
Familie: |
Kängurus |
|
|
Macropodidae
Gray 1821
Die Kängurus (Macropodidae) sind
eine Familie aus der Beuteltierordnung Diprotodontia. Sie zählen sicherlich zu
den bekanntesten Beuteltieren und gelten vielen als die typischsten Vertreter
der Fauna Australiens. In Abgrenzung zu den Rattenkängurus, die heute als
eigene Familie (Potoroidae) betrachtet werden, werden die Macropodidae auch als
Echte oder Eigentliche Kängurus bezeichnet.
Nicht alle Arten entsprechen
unserer gängigen Vorstellung eines Kängurus: Auffälligstes Kennzeichen fast
aller Arten sind die großen hinteren Gliedmaßen, die deutlich größer sind als
die vorderen. Nur bei den Baumkängurus, die sich an das Leben in den Bäumen
angepasst haben und sich nicht mehr hüpfend fortbewegen, sind die Gliedmaßen
annähernd gleich lang. Der Schwanz ist lang, muskulös und meistens behaart, er
wird oft als Stütze oder zur Balance benutzt. Die Arten ähneln sich
hinsichtlich des Körperbaus, unterscheiden sich jedoch beträchtlich in ihrer
Größe. So erreicht das Zottel-Hasenkänguru oft nur 1 bis 2 kg Körpergewicht,
während das Rote Riesenkänguru 90 kg schwer werden kann.
Der Kopf ist relativ klein und
lang gestreckt, die Ohren sind groß. Wie alle Diprotodontia sind die unteren
zwei Schneidezähne vergrößert, beim Zubeißen treffen sie auf eine harte Stelle
im Gaumen hinter den oberen Schneidezähnen. Diese Anordnung sorgt dafür, dass
auch hartes Pflanzenmaterial abgerupft werden kann und findet sich in ähnlicher
Form auch bei manchen Paarhufern. Die Eckzähne fehlen oder sind stark
zurückgebildet. Die Backenzähne kommen nicht gleichzeitig, sondern nacheinander
aus dem Zahnfleisch, erst wenn die vorderen abgenutzt sind und ausfallen kommen
die nächsten und wandern dann im Mund nach vorne.
Die Vorderpfoten haben fünf
Finger und dienen zur Nahrungsaufnahme und zum Abstützen. Bei den hinteren
Gliedmaßen fehlt die erste Zehe, und die zweite und dritte sind
zusammengewachsen (wie bei allen Diprotodontia); die vierte Zehe ist die
kräftigste, die fünfte ist mittelgroß. Wie bei allen Beutelsäugern befindet
sich bei männlichen Kängurus der Hodensack beim stehenden Tier oberhalb des
Penis.
Kängurus kommen in Australien,
Neuguinea und Tasmanien sowie auf verschiedenen vorgelagerten Inseln vor.
Kängurus bewohnen
unterschiedliche Lebensräume: neben Steppenbewohnern gibt es auch Arten im
Bergland, die Baumkängurus leben sogar auf Bäumen. Im Allgemeinen sind Kängurus
eher nachtaktiv, manchmal kann man jedoch Exemplare tagsüber beobachten. Viele
Arten leben in Gruppen ohne deutliche Sozialstrukturen.
Je nach Geschwindigkeitsbedürfnis
kennen die Kängurus zwei Arten der Fortbewegung: Bei höherem Tempo springen sie
nur mit den Hinterbeinen, der Schwanz bleibt in der Luft und dient der Balance.
Auf diese Weise können sie eine Geschwindigkeit von 50 km/h erreichen und bei
Riesenkängurus sind diese Sätze oft 9 m lang. Bei langsamer Gangart benutzen
Kängurus "fünf Gliedmaßen": während sich das Tier mit Vorderpfoten
und Schwanz abstützt, schwingen die Hinterbeine nach vorne; sobald diese
stehen, werden Vorderpfoten und Schwanz wieder nachgeholt. Die hüpfende
Fortbewegung ist bei hoher Geschwindigkeit sehr effizient. Dank spezieller hoch
elastischer Muskelbänder können sie ohne großen Energieaufwand schnell
vorankommen, was bei einem trockenen Klima und teils dürftigem Nahrungsangebot
von Vorteil ist. Bei niedriger Geschwindigkeit jedoch ist dieser
Bewegungsablauf aber wieder ineffizienter und energieaufwendig. Kängurus können
sich nicht rückwärts fortbewegen.
Die Baumkängurus hüpfen nicht,
können aber gut klettern. Die kurzschwänzigen Quokkas und die Filander bewegen
sich hauptsächlich auf allen vieren fort.
Kängurus sind Pflanzenfresser,
die sich je nach Lebensraum von unterschiedlichsten Pflanzen ernähren. Oft
besetzen sie die gleichen biologischen Nischen wie auf anderen Kontinenten die
Paarhufer, und auch ihr Verdauungssystem hat sich konvergent zu diesen
entwickelt. Mikroorganismen im mehrteiligen Magen helfen bei der Verarbeitung
schwer verdaulicher Nahrung, auch käuen sie manchmal ihre Nahrung wieder. Das
führt dazu, dass Kängurus auch in Regionen mit spärlicher Vegetation überleben
können.
Jungtier im
Beutel
Weibliche Kängurus haben einen
gut entwickelten Beutel, der sich nach vorne öffnet und vier Zitzen enthält.
Das Weibchen bringt nur ein Jungtier zur Welt (selten zwei). Bei vielen Arten
kommt es zu einer „verzögerten Geburt“: Unmittelbar nach der Geburt eines
Jungtieres paart sich das Weibchen erneut. Dieser Embryo wächst jedoch kaum
weiter, bis das große Jungtier den Beutel endgültig verlassen hat. Erst dann
entwickelt er sich weiter und kommt zur Welt. Der Sinn dahinter dürfte in den
teils unwirtlichen Lebensräumen dieser Tiere stecken: sollte das Jungtier
sterben oder die Mutter es verlassen müssen, ist sofort ein Nachfolger da. Wie
bei allen Beuteltieren kommen Kängurubabys nach kurzer Tragzeit (rund 20 bis 40
Tage) relativ unterentwickelt (im Vergleich zu den Höheren Säugetieren) zur
Welt. Das Neugeborene ist nur 2 cm lang und wiegt nicht einmal 1 Gramm. Es
krabbelt selbstständig vom Geburtskanal in den Beutel und hängt sich mit dem
Mund an eine Zitze, die es während der nächsten zwei bis drei Monate nicht
loslässt. Nach rund einem halben Jahr verlässt das Jungtier erstmals den
Beutel; mit rund acht Monaten ist es endgültig zu groß geworden, um noch
hineinzupassen. Jungtiere werden aber bis zum Alter von rund einem Jahr
gestillt, zu diesem Zweck stecken sie den Kopf in den Beutel der Mutter, wo
häufig bereits ein weiteres kleines Jungtier genährt wird. In solchen Fällen
trinken großes und kleines Jungtier an verschiedenen Zitzen, die auch Milch in
verschiedener Zusammensetzung geben.
In Australien werden die
Jungtiere der meisten Beuteltierarten "Joeys" genannt.
Kängurus gehören innerhalb der
Beuteltierordnung Diprotodontia zur Unterordnung der Phalangeriformes,
die unter anderem auch die Gleitbeutler und die Kletterbeutler umfasst (Näheres
siehe Systematik der Diprotodontia). Die frühesten fossilen Überreste der
Kängurus sind rund 50 Millionen Jahre alt. Wahrscheinlich haben sich die Tiere
von baumbewohnenden Arten entwickelt. Das heute noch lebende
Moschusrattenkänguru dürfte den frühen Arten ähneln, da es eine Reihe von
Besonderheiten hat, die sich bei anderen Arten nicht mehr finden (es ist sehr
klein, hat noch annähernd gleiche Vorder- und Hintergliedmaßen und einen
nackten Schwanz). Es entwickelten sich zwei Familien, die Rattenkängurus
(Potoroidae), generell kleine, allesfressende Tiere, und die (Eigentlichen)
Kängurus (Macropodidae).
Innerhalb der Eigentlichen
Kängurus erschien die Unterfamilie der Sthenurinae erstmals im Miozän,
erreichte ihre größte Vielfalt jedoch im Pleistozän. Sie war generell durch
einen festeren Körperbau als die heutigen Arten gekennzeichnet. In dieser
Unterfamilie entwickelten sich mit der Gattung Procoptodon die größten
Kängurus. Mit Ausnahme des Gebänderten Hasenkängurus sind alle Arten der
Sthenurinae ausgestorben. Die restlichen rezenten Arten gehören alle zur
Unterfamilie der Macropodinae, die ebenfalls seit dem Miozän belegt ist.
Neben vielen anderen Beuteltierarten,
zum Beispiel Diprotodon oder dem „Beutellöwen“ Thylacoleo sind auch
etliche Känguruarten vor 50.000 bis 30.000 Jahren ausgestorben, darunter mit Macropus
ferragus, das größte jemals lebende Känguru. Die Hauptursache für dieses
Massenaussterben wird heute in der Besiedelung Australiens durch den Menschen
vor etwa 35.000 Jahren und der folgenden intensiven Bejagung gesehen. Eine
Anpassung an diesen neuen Jäger wurde der Tierwelt vermutlich durch die
gleichzeitig herrschende starke Trockenheit erschwert, die durch die Bindung
großer Wassermassen während der Würm-Eiszeit verursacht wurde.
Der erste Europäer, der ein
Känguru sichtete, war der britische Seefahrer James Cook 1770. Nach einer
Legende, die sogar noch heute in dem etymologischen Wörterbuch The Facts on
File Encyclopedia of Word and Phrase Origins zu finden ist, soll der Name
Känguru in einer Aboriginesprache "Ich verstehe nicht" bedeuten und
den Briten auf ihre (natürlich auf Englisch formulierte) Frage "Was ist
das für ein Tier?" geantwortet worden sein. Die genaue Herkunft des Namens
ist aber unklar, möglicherweise kommt er aus einer Aboriginesprache und
bedeutet "mit vier Beinen hüpfen". Der Journalist Tony Horwitz gibt
in seinem Buch "Cook - Die Entdeckung eines Entdeckers" ein Gespräch
wieder, das er mit dem Aborigine Eric Deeral führte. In diesem Gespräch wird
der Name "Känguru" abgeleitet von dem Wort "gangurru" (bzw.
gang-oo-roo), das in Sprache des Aborigines-Stamms der Guugu Yimidhirr
als Bezeichnung für ein graues oder ein schwarzes Riesenkänguru dient. Weiter
wird angeführt, dass der besagte Stamm mehrere Wörter für die verschiedenen
Arten von Kängurus hatte. Schon 1898 hat ein Ethnologe auf die Existenz des
Wortes gang-oo-roo hingewiesen, jedoch wurde die Vokabel erst 1972 von
dem Anthropologen Hohn Haviland "wiederentdeckt" - mittlerweile ist
sie jedoch auch im Australien National Dictionary verzeichnet. Die oben
erwähnte Anekdote geht wohl auf Seefahrer nach Cook zurück, die erfahren
mussten, dass alle Tiere und selbst ihre Schiffe von dem Stamm der Gwyeagal als
"kangaroo" bezeichnet wurden. Dieses Wort war von den Engländern
mitgebracht worden - die Cooks Berichte kannten - und von diesem Stamm der
Aborigines übernommen worden. Sie bezeichneten damit alle großen Tiere.
Kängurus waren für die Aborigines
ein wichtiger Fleischlieferant, sie wurden gejagt und verspeist und ihre Haut
verarbeitet. Andererseits hat die von den Aborigines betriebene Brandrodung,
sei es zur Jagd oder in neuerer Zeit für einfachen Ackerbau, neuen Lebensraum
geschaffen. Das Nebeneinander von abgebrannten Flächen, Flächen mit jungem Grün
und dicht bewucherten Flächen bot den Tieren Nahrung und
Zufluchtsmöglichkeiten.
Seit der Besiedlung Australiens
durch die Europäer haben sich die Verhältnisse geändert. Die Weißen begannen
mit der Jagd auf die Kängurus, vor allem des Fleisches und der Haut wegen, die
zu Leder verarbeitet wurde. Allerdings hatte Kängurufleisch lange Zeit einen
schlechten Ruf, es galt als Arme-Leute-Essen, nur für diejenigen, die sich kein
anderes leisten konnten. In den letzten Jahrzehnten hat sich diese Vorstellung
gewandelt und auch in europäischen Restaurants kann man immer öfter
Kängurusteak bestellen. Die Lederproduktion aus Känguruhaut spielt heute keine
Rolle mehr.
Die Bejagung war allerdings nicht
das Hauptproblem, außerdem hat sie nur die größeren Arten betroffen. Die
größere Bedrohung für die Kängurus stellte die Umwandlung des traditionellen
Lebensraumes in Weideland für Schafe und Rinder dar. Das Konzept der
Brandrodung der Aborigines wurde zugunsten großflächiger Weide- und
Landwirtschaft aufgegeben, was den Lebensraum vieler Arten stark einschränkte.
Eine weitere Rolle spielt die Nachstellung durch eingeschleppte Räuber (wie
Füchse).
Albino-Känguru
Je nach Lebensraum und Verhalten
haben die Arten unterschiedlich auf die veränderten Lebensumstände reagiert.
Vier Arten (zwei Hasenkänguruarten, das Mondnagelkänguru und das Östliche
Irmawallaby) sind ausgestorben. Andere Arten bewohnen nur mehr einen Bruchteil
ihres früheren Lebensraums (so lebt das Gebänderte Hasenkänguru nur mehr auf
zwei kleinen Inseln vor der Küste Westaustraliens). Es gibt auch weniger
bedrohte Arten: so leben die Felskängurus vorwiegend in gebirgigen Regionen,
die als Tierweiden unbrauchbar sind, daher haben sie aus dieser Richtung keine
Bedrohung zu fürchten. Auch die Riesenkängurus sind weit verbreitet und nicht
gefährdet, wohl auch weil sie als „tierisches Wahrzeichen“ Australiens
spezielle Bedeutung haben. Zusammen mit dem Emu ist das Känguru Wappentier
Australiens. Beide Tiere können sich nur vorwärts bewegen, was für den
Fortschritt steht.
Die Arten auf Neuguinea waren
nicht der Besiedlung ihres Lebensraumes durch die Europäer ausgesetzt, jedoch
leiden auch sie heute an der Abholzung der Wälder und dem damit einhergehenden
Verlust ihres Lebensraumes. Vier Arten der Baum- und Buschkängurus gelten laut
IUCN als bedroht (endangered).
Innerhalb der Kängurus
unterscheidet man heute elf verschiedene Gattungen. Früher wurden auch die
Rattenkängurus zur Familie der Kängurus gezählt, heute betrachtet man sie als
eigene Familie.
Die stammesgeschichtlichen
Beziehungen der Gattungen zueinander kommen in dem folgenden Diagramm zum
Ausdruck. Dieses wurde von Marcel Cadillo und anderen 2004 mittels einer
Kombination vieler unterschiedlicher phylogenetischer Studien entwickelt.
(Quelle)
Kängurus (Macropodidae)
├──Lagostrophus (Gebändertes Hasenkänguru)
└──Macropodinae
├──Buschkängurus
│ ├── Dorcopsis
│ └── Dorcopsulus
└──N. N.
├── Dendrolagus (Baumkängurus)
└── N. N.
├── N.N.
│ ├── Petrogale (Felskängurus)
│ └── Thylogale (Filander)
└── N.N.
├── Lagorchestes (Hasenkängurus)
└── N.N.
├── Setonix (Quokka)
└── N.N.
├── Onychogalea (Nagelkängurus)
└── N.N.
├── Macropus (Riesenkängurus, Bergkängurus und Wallabies)
└── Wallabia (Sumpfwallaby)
Zum Namen des Kängurus:
Wikipedia
http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=K%C3%A4ngurus&action=history
http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html