Florida-Waldkaninchen
(Sylvilagus floridanus) |
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Systematik
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Wissenschaftlicher
Name |
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Sylvilagus
floridanus |
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Allen, 1890 |
Das Florida-Waldkaninchen
(Sylvilagus floridanus), auch Östliches Baumwollschwanzkaninchen
genannt, ist in den USA am weitesten verbreitet und das einzige, das zudem Südamerika
besiedelt hat.
Wie alle Baumwollschwanzkaninchen
haben auch Florida-Waldkaninchen ihren Namen wegen des weichen, weißen Fells an
der Unterseite ihres Schwanzes. Wenn sie laufen, zeigen sie sie. Die
Kopf-Rumpf-Länge beträgt zwischen 40 und 49 cm, im Gegensatz zu den meisten Säugetieren
sind die Weibchen größer als die Männchen. Ihr Gewicht beträgt 800 bis 1.500 g.
Ihr weiches Fell ist grau-schwarz meliert, während ihr dichtes Unterfell braun
durchscheint. Der Rücken und die Seiten sind grau, der Bauch ist weiß und das
Nackenfell rötlich-braun. Zweimal im Jahr wechseln sie ihr Fell, das
Sommerkleid (Wechsel zwischen Mitte April und Mitte Juli) ist kurz und kräftig
braun, das Winterkleid (Wechsel Mitte September bis Ende Oktober) ist länger
und grau. Sie haben für ihre Körpergröße auffallend große, seitlich liegende
Augen, mit denen sie einen sehr guten Rundblick haben. Die
dunkelgrau-gelbbraunen, schwarz eingefassten, länglichen Ohren werden zwischen
50 und 70 mm lang, und der Schwanz weist eine Länge bis etwa 50 mm auf. Ihre
etwa 90 bis 100 mm langen, gut entwickelten Hinterläufe ermöglichen den
Florida-Waldkaninchen Sprünge von bis zu drei Metern und Geschwindigkeiten von
40 km/h. An den Vorderfüßen befinden sich fünf, an den Hinterfüßen vier Zehen. Am
Bauch befinden sich vier Paar Gesäuge. Florida-Waldkaninchen geben verschiedene
Töne von sich:
Florida-Waldkaninchen werden in
der Wildnis etwa drei Jahre alt, jedoch erreichen viele nicht das Alter.
Da die Baumwollschwanzkaninchen
sich sehr ähneln, ist die sichere Unterscheidung oft schwierig. So ist das Audobon-Baumwollschwanzkaninchen
(Sylvilagus audubonii) geringfügig kleiner und langohriger als das
Florida-Waldkaninchen, während das Berg-Baumwollschwanzkaninchen (Sylvilagus
nuttallii) heller und deutlich kleiner ist.
Florida-Waldkaninchen
Florida-Waldkaninchen sind
überwiegend nachtaktiv, jedoch kann man auch am frühen Vormittag und Abend
einzelne Exemplare beobachten. Tagsüber liegen sie in ihrer flachen Sasse am
Boden zwischen hohen Gräsern oder im Wald. Im Gegensatz zu vielen europäischen Kaninchenarten
bauen sie sich keine Höhlen, aber bei Gefahr oder Kälte verkriechen sie sich in
Bauten anderer Tiere, beispielsweise des Waldmurmeltiers (Marmota monax).
Bei tiefem Schnee graben sich Florida-Waldkaninchen große Gangsysteme,
vergleichbar mit denen von Feldmäusen und Schneehasen. Florida-Waldkaninchen
sind einzelgängerische Tiere, die aggressiv auf Artgenossen wirken. Ihre
Reviere variieren in Größe, je nachdem wie die Oberfläche beschaffen ist und
was sie an Nahrung zu bieten haben. Somit beträgt die Revierfläche etwa zwei
bis vier ha, zunehmend in der Fortpflanzungszeit. Männchen haben ein größeres
Revier inne als Weibchen. Florida-Waldkaninchen können sehr gut sehen, riechen
und hören. Sie sind nachtaktiv und halten keinen Winterschlaf. Zur Beobachtung
der Umgebung stellen sie sich auf die Hinterbeine und legen ihre Vorderpfoten
an die Brust. Zur Fluchtmethodik zählen das plötzliche bewegungslose
Hockenbleiben, das Hakenschlagen und das geduckte Kriechen mit angelegten
Ohren. Florida-Waldkaninchen gehen nicht gern ins Wasser, es sei denn, sie
werden von einem Feind dazu gedrängt.
Der Lebensraum
der Florida-Waldkaninchen
Das Florida-Waldkaninchen
ist durch sein Fell optimal an seine Umgebung angepasst
Florida-Waldkaninchen kommen in Kanada
vom Süden Québecs und Manitobas über das Gebiet von den Rocky Mountains bis zum
Atlantik bis nach Kolumbien und Venezuela vor. Von allen
Baumwollschwanzkaninchenarten besiedeln sie die größte Vielfalt an
Lebensräumen, so findet man sie in Wüsten und Steppen, in Wäldern, Sümpfen und
in der Nähe menschlicher Siedlungen. Früher kamen sie auch in Nadel- und Regenwäldern
vor, heute bevorzugen sie jedoch Waldlichtungen, Waldränder und Moore. Ihr
Habitat schließt Wiesen, Obstplantagen, Farmland, Flächen mit Hecken,
halbwüchsigen Büschen und jungen Laubbäumen ein. Besonders die Weibchen, aber
auch die Männchen, bleiben standorttreu in einem Gebiet, das sich meist mit dem
anderer Artgenossen überschneidet. Man kann sie sehr häufig mit anderen Arten
der Familie Hasen (Leporidae) entdecken.
Florida-Waldkaninchen nehmen zwei
bis drei Stunden im Morgengrauen und eine Stunde nach Sonnenuntergang ihre
Nahrung zu sich. Wie alle Kaninchen und Hasen ernähren sie sich vor allem von
Gras und Kräutern, sie sind in ihrer Kost nicht wählerisch. Auch Früchte nehmen
sie zu sich. Im Winter, wenn Nahrungsmangel herrscht, fressen sie aber auch die
Rinde von Bäumen, Zweige und Samen.
Ihr Verdauungssystem ist sehr gut an ihre Nahrung angepasst, was dazu führt,
dass sie zwei Formen von Kot absetzen: harte Kotpillen und weichen Kot. Letzteren
nehmen sie wieder auf, da er durch mikrobielle Zersetzung mehr Vitamin B1
enthält, als sie selbst produzieren können.
Acht neugeborene
Jungen
Florida-Waldkaninchen pflanzen
sich in der Zeit von Februar bis September fort. Bevor sie kopulieren, führen
sie miteinander ein interessantes Ritual vor, und zwar kurz nach Sonnenuntergang.
Das Männchen jagt dem Weibchen solange hinterher, bis es sich zu ihm umdreht
und ihn anblickt. Dann boxt sie ihn mit den Vorderpfoten. Anschließend bleiben
sie voreinander hocken, bis einer des Paars einen bis zu 60 cm hohen
Freudensprung vollführt. Dieser wird von beiden so lange wiederholt, bis das
Weibchen zur Paarung bereit ist. Nach einer Tragzeit von 25 bis 30 Tagen werden
bis zu sieben Junge (im Durchschnitt drei bis vier Junge) in einer unter
Büschen oder in hohem Gras befindlichen Bodenmulde, weich mit Gras und
Bauchfell ausgelegt, geworfen. Sie sind zu diesem Zeitpunkt völlig nackt, die
Augen sind noch geschlossen. Sie haben eine Wurfgröße von etwa 10 cm und wiegen
nur etwa 30 g. Doch sie entwickeln sich sehr schnell (2,5 g pro Tag), nach etwa
vier bis fünf Tagen öffnen sie ihre Augen, und nach einer Woche machen sie
bereits erste Laufversuche und haben schon ein vollständiges Fell. Das Weibchen
kümmert sich kaum um den Nachwuchs, sie werden nur ein- bis zweimal am Tag
(morgens und abends) gesäugt bis sie etwa 16 Tage alt sind. In etwa zwei bis
drei Wochen sind sie schon von den Alttieren unabhängig. Mit einem Alter von
etwa zwei bis drei Monaten sind Florida-Waldkaninchen geschlechtsreif und
können sich fortpflanzen. Ab sieben Wochen dann gehen die Wurfgeschwister ihre
eigenen Wege.
Ein Weibchen kann vier bis fünf Würfe im Jahr zur Welt bringen. Meist wirft sie
schon, nachdem der letzte Wurf gerade das Nest verlassen hat. Jedoch liegt die
Sterblichkeitsrate der Jungen bei etwa 90 %.
Die natürlichen Feinde der
Florida-Waldkaninchen sind Schlangen, Greifvögel, Raubkatzen, Wildhunde, Wiesel
und Waschbären. Florida-Waldkaninchen haben die größten Bestände ihrer Gattung
und werden daher nicht als bedroht angesehen. In den USA gibt es viele
Sportschützen, die sich auf Florida-Waldkaninchen spezialisiert haben. Sie sind
leichte Beute, da sie oft in der Nähe von Siedlungen und in Grünanlagen von
Großstädten leben.
Florida-Waldkaninchen zerstören
im Sommer mit ihrer Nahrungssuche Garten- und Farmland, im Winter stellen sie
ein Problem für Förster, Obst- und Landschaftsgärtner dar. Außerdem können sich
Menschen an Kadaver infizierter Individuen die Hasenpest zuziehen. Andererseits
sind Florida-Waldkaninchen sehr häufig und genießbar, aus der Jagd hat sich ein
begehrtes Jagdsportspiel entwickelt. Das Fleisch und das Fell werden für den
Menschen weiterverarbeitet. Wegen ihrer hohen Nachkommenzahl werden sie auch
für Tierversuche missbraucht.
Wikipedia
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