Löwen gehören zu den bekanntesten
Tieren und zählen zu den „Big Five“, den fünf prominenten Großwildarten
Afrikas.
Sphinx von Gizeh
Löwenmensch
Bereits die eiszeitlichen Jäger
in der Kulturstufe des Aurignacien haben vor mehr als 30.000 Jahren den Löwen
dargestellt. Zu den eindrucksvollsten Kunstwerken aus jener Zeit, das zugleich
zu den ältesten überlieferten Skulpturen der Menschheit zählt, gehört die aus Mammutelfenbein
geschnitzte, fast 30 Zentimeter hohe Figur des so genannten Löwenmenschen mit
dem Körper eines Menschen und dem Kopf eines Höhlenlöwen aus der Höhle
Hohlenstein-Stadel in Baden-Württemberg. Sie verkörperte vielleicht eine
Gottheit.
In vielen Kulturen hat der Löwe
eine Stellung als „König der Tiere“ eingenommen, die auf den Einfluss des Physiologus
zurückzuführen ist, eines frühchristlichen Buches über Tiersymbolik von
allgemein großem Einfluss auf die westliche Kultur. Die von ihm ausgehende
Faszination wird durch die Vielzahl von Wappen deutlich, auf denen er
abgebildet ist. So findet man den Löwen beispielsweise auf den Wappen von Hessen,
Husum, Zürich, Aquitanien und Montenegro sowie als Heinsberger Löwe und Jülicher
Löwe, siehe auch Löwe (Wappentier). Dass er den Europäern überhaupt bekannt
wurde, liegt daran, dass Löwen einst rund um das Mittelmeer verbreitet waren. In
der griechischen Mythologie erscheinen Löwen in verschiedener Funktion: Der Nemeische
Löwe wurde als eine menschenfressende Bestie dargestellt, den zu töten eine der
zwölf Aufgaben des Herakles war. In der Geschichte von Androkles, einer der
Fabeln des Äsop, zieht der Held, ein entlaufener Sklave, einem Löwen einen Dorn
aus der Pfote; als er später zur Strafe für seine Flucht den Löwen zum Fraß
vorgeworfen werden soll, erkennt ihn das Tier wieder und weigert sich, den Mann
zu töten.
In zahlreichen antiken Kulturen
spielte der Löwe eine Rolle. In Ägypten wurden Pharaonen als Sphingen
dargestellt, Löwen mit Menschenkopf. Die berühmteste derartige Darstellung ist
der Große Sphinx von Gizeh. Neben der Löwengestalt des Pharao wurde Sachmet als
Göttin mit Löwenkopf verehrt. Weiter kannte die ägyptische Mythologie auch Dedun,
den oberägyptischen Gott des Reichtums.
Am nördlichen Sternenhimmel gibt
es gleich zwei nach diesem Tier benannte Sternbilder: den Löwen und den Kleinen
Löwen. Bei ersterem soll es sich um eine Inkarnation des Nemeischen Löwen
handeln, während letzterer eine Neuschöpfung des 17. Jahrhunderts war.
Dass der Löwe bis heute ein Image
als mächtiges, starkes Tier hat, zeigt sich daran, dass sich bis in die jüngste
Gegenwart Menschen nach ihm benennen. Der afghanische Kriegsherr Ahmad Schah
Massoud beispielsweise wurde von seinen Anhängern „der Löwe von Pandschir“
genannt, der äthiopische Kaiser Haile Selassie nannte sich „Löwe von Juda“.
In Afrika fallen weitaus mehr
Menschen dem Flusspferd zum Opfer als dem Löwen. Auch der Leopard steht in dem
Ruf, Menschen gefährlicher zu sein als diese Großkatzenart. Trotzdem sind
einige Fälle von Löwen überliefert, die gezielt Jagd auf Menschen machten. Zu
den bekanntesten Fällen gehören zwei Löwen, die im Jahr 1898 im damaligen Britisch-Ostafrika,
dem heutigen Kenia, zahlreiche indische und afrikanische Arbeiter töteten, die
mit dem Bau einer Eisenbahnbrücke über den Tsavo-Fluss beschäftigt waren. Diesen
zwei Löwen werden zwischen 14 und 135 Opfer zugeschrieben, bei der Suche nach
den Ursachen tun sich Forscher bis heute schwer[4]:
„Warum entwickeln manche Löwen Appetit auf Zweibeiner? Forscher haben den
Fall zweier berühmter Bestien untersucht: Bei der Umstellung ihres Speiseplans,
so das Ergebnis, haben Menschen kräftig geholfen. ... Nachlässige
Begräbnispraktiken während eines schweren Pockenausbruchs und einer
nachfolgenden Hungersnot taten ein Übriges, um die Raubkatzen an den Geschmack
von Menschenfleisch zu gewöhnen.“[5]
Die Bauarbeiten an der Brücke
kamen zum Erliegen, als die Löwen auch in Camps eindrangen, die mit hohen
Dornenwällen umfriedet worden waren und dort Menschen töteten und fraßen. Der
Leiter des Bauprojektes, der britische Oberstleutnant John Henry Patterson
benötigte neun Monate, um die zwei Löwen aufzuspüren und zu erlegen. Beide
Löwen erwiesen sich als gesunde männliche Tiere, die mähnenlos waren und von
einer ungewöhnlichen Körpergröße. Sie waren von der Schwanzspitze an 2,95
beziehungsweise 2,90 Meter lang und hatten eine Schulterhöhe von 1,20 bzw. 1,15
Meter.
Die Vorkommnisse während des
Brückenbaus am Tsavo-Fluss inspirierten zwei Hollywood-Produktionen: Der erste
kommerzielle 3D-Film, der im Jahre 1952 gedreht und in Deutschland unter dem
Titel „Bwana, der Teufel” veröffentlichte wurde, und „Der Geist und die
Dunkelheit” von 1996 griffen dieses Ereignis auf.
Die beiden erlegten Löwen sind im
Field Museum of Natural History in Chicago zu bestaunen.
Wikipedia
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