http://www.photonette.net/

 

Löwe

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

 

 

Löwen und Menschen

Löwen gehören zu den bekanntesten Tieren und zählen zu den „Big Five“, den fünf prominenten Großwildarten Afrikas.

Löwen in Religion und Mythologie

 

Sphinx von Gizeh

Sphinx von Gizeh

 

Löwenmensch

Bereits die eiszeitlichen Jäger in der Kulturstufe des Aurignacien haben vor mehr als 30.000 Jahren den Löwen dargestellt. Zu den eindrucksvollsten Kunstwerken aus jener Zeit, das zugleich zu den ältesten überlieferten Skulpturen der Menschheit zählt, gehört die aus Mammutelfenbein geschnitzte, fast 30 Zentimeter hohe Figur des so genannten Löwenmenschen mit dem Körper eines Menschen und dem Kopf eines Höhlenlöwen aus der Höhle Hohlenstein-Stadel in Baden-Württemberg. Sie verkörperte vielleicht eine Gottheit.

In vielen Kulturen hat der Löwe eine Stellung als „König der Tiere“ eingenommen, die auf den Einfluss des Physiologus zurückzuführen ist, eines frühchristlichen Buches über Tiersymbolik von allgemein großem Einfluss auf die westliche Kultur. Die von ihm ausgehende Faszination wird durch die Vielzahl von Wappen deutlich, auf denen er abgebildet ist. So findet man den Löwen beispielsweise auf den Wappen von Hessen, Husum, Zürich, Aquitanien und Montenegro sowie als Heinsberger Löwe und Jülicher Löwe, siehe auch Löwe (Wappentier). Dass er den Europäern überhaupt bekannt wurde, liegt daran, dass Löwen einst rund um das Mittelmeer verbreitet waren. In der griechischen Mythologie erscheinen Löwen in verschiedener Funktion: Der Nemeische Löwe wurde als eine menschenfressende Bestie dargestellt, den zu töten eine der zwölf Aufgaben des Herakles war. In der Geschichte von Androkles, einer der Fabeln des Äsop, zieht der Held, ein entlaufener Sklave, einem Löwen einen Dorn aus der Pfote; als er später zur Strafe für seine Flucht den Löwen zum Fraß vorgeworfen werden soll, erkennt ihn das Tier wieder und weigert sich, den Mann zu töten.

In zahlreichen antiken Kulturen spielte der Löwe eine Rolle. In Ägypten wurden Pharaonen als Sphingen dargestellt, Löwen mit Menschenkopf. Die berühmteste derartige Darstellung ist der Große Sphinx von Gizeh. Neben der Löwengestalt des Pharao wurde Sachmet als Göttin mit Löwenkopf verehrt. Weiter kannte die ägyptische Mythologie auch Dedun, den oberägyptischen Gott des Reichtums.

Am nördlichen Sternenhimmel gibt es gleich zwei nach diesem Tier benannte Sternbilder: den Löwen und den Kleinen Löwen. Bei ersterem soll es sich um eine Inkarnation des Nemeischen Löwen handeln, während letzterer eine Neuschöpfung des 17. Jahrhunderts war.

Dass der Löwe bis heute ein Image als mächtiges, starkes Tier hat, zeigt sich daran, dass sich bis in die jüngste Gegenwart Menschen nach ihm benennen. Der afghanische Kriegsherr Ahmad Schah Massoud beispielsweise wurde von seinen Anhängern „der Löwe von Pandschir“ genannt, der äthiopische Kaiser Haile Selassie nannte sich „Löwe von Juda“.

Menschenfressende Löwen

In Afrika fallen weitaus mehr Menschen dem Flusspferd zum Opfer als dem Löwen. Auch der Leopard steht in dem Ruf, Menschen gefährlicher zu sein als diese Großkatzenart. Trotzdem sind einige Fälle von Löwen überliefert, die gezielt Jagd auf Menschen machten. Zu den bekanntesten Fällen gehören zwei Löwen, die im Jahr 1898 im damaligen Britisch-Ostafrika, dem heutigen Kenia, zahlreiche indische und afrikanische Arbeiter töteten, die mit dem Bau einer Eisenbahnbrücke über den Tsavo-Fluss beschäftigt waren. Diesen zwei Löwen werden zwischen 14 und 135 Opfer zugeschrieben, bei der Suche nach den Ursachen tun sich Forscher bis heute schwer[4]: „Warum entwickeln manche Löwen Appetit auf Zweibeiner? Forscher haben den Fall zweier berühmter Bestien untersucht: Bei der Umstellung ihres Speiseplans, so das Ergebnis, haben Menschen kräftig geholfen. ... Nachlässige Begräbnispraktiken während eines schweren Pockenausbruchs und einer nachfolgenden Hungersnot taten ein Übriges, um die Raubkatzen an den Geschmack von Menschenfleisch zu gewöhnen.[5]

Die Bauarbeiten an der Brücke kamen zum Erliegen, als die Löwen auch in Camps eindrangen, die mit hohen Dornenwällen umfriedet worden waren und dort Menschen töteten und fraßen. Der Leiter des Bauprojektes, der britische Oberstleutnant John Henry Patterson benötigte neun Monate, um die zwei Löwen aufzuspüren und zu erlegen. Beide Löwen erwiesen sich als gesunde männliche Tiere, die mähnenlos waren und von einer ungewöhnlichen Körpergröße. Sie waren von der Schwanzspitze an 2,95 beziehungsweise 2,90 Meter lang und hatten eine Schulterhöhe von 1,20 bzw. 1,15 Meter.

Die Vorkommnisse während des Brückenbaus am Tsavo-Fluss inspirierten zwei Hollywood-Produktionen: Der erste kommerzielle 3D-Film, der im Jahre 1952 gedreht und in Deutschland unter dem Titel „Bwana, der Teufel” veröffentlichte wurde, und „Der Geist und die Dunkelheit” von 1996 griffen dieses Ereignis auf.

Die beiden erlegten Löwen sind im Field Museum of Natural History in Chicago zu bestaunen.

Literatur

  • P. Caputa: Der kahle König. In: National Geographic. Deutsche Ausg. G&J, Hamburg 2002. ISSN 0027-9358
  • Richard Despard Estes: The behaviour guide to African mammals. Univ. of California Press, Berkeley 1991, S.369. ISBN 0-520-05831-3
  • Günter Kloss: Der Löwe in der Kunst in Deutschland. Skulptur vom Mittelalter bis heute. Imhof, Petersberg 2005, ISBN 3-86568-054-2
  • Gus Mills, Martin Harvey: African Predators. Struik Publishers, Cape Town 2001, ISBN 1-86872569-3
  • Ronald M. Nowak: Walker's Mammals of the World. Vol. 1. 6. Aufl. Johns Hopkins Univ. Press, Baltimore 1999, S.832. ISBN 0-8018-5789-9
  • Bruce D. Patterson: The lions of Tsavo. Exploring the legacy of Africa's notorious man-eaters. McGrawHill, New York 2004, ISBN 0-07-136333-5
  • Alan Turner, Mauricio Anton: The Big Cats and Their Fossil Relatives. An Illustrated Guide to Their Evolution and Natural History. Columbia Univ. Press, New York 1997. ISBN 0231102291
  • Wighart v. Koenigswald: Lebendige Eiszeit. Theiss-Verlag, Stuttgart 2002. ISBN 3-8062-1734-3
  • Ernst Probst: Deutschland in der Urzeit. Orbis Verlag, München 1999. ISBN 3-572-01057-8
  • Joachim Burger u. a.: Molecular phylogeny of the extinct cave lion. Panthera leo spelea. In: Molecular Phylogenetics and Evolution. Elsevier, San Diego Ca 30.2004, S.841–849 (PDF). ISSN 1055-7903
  • Kelum Manamendra-Arachchi, Rohan Pethiyagoda, Rajith Dissanayake, Madhava Meegaskumbura. 2005. A second extinct big cat from the late Quaternary of Sri Lanka. The Raffles Bulletin of Zoology. Supplement No. 12: 423–434. National University of Singapore. Online pfd
  • Mustafa Haikal: Die Löwenfabrik. Lebensläufe und Legenden. Mit einem Nachwort von Jörg Junhold,Pro Leipzig, Leipzig 2006,ISBN 3-936508-15-1

Referenzen

  1. Lars Werdelin: Plio-Pleistocene Carnivora of eastern Africa: species richness and turnover patterns, Zoological Journal of the Linnean Society, Volume 144, Issue 2, Page 121 - June 2005 online
  2. Ross Barnett et al.: The origin, current diversity and future conservation of the modern lion (Panthera leo). Proceedings of the Royal Society B, doi: 10.1098/rspb. (2006) Published online (PDF)
  3. Jean Dubach et al.: Molecular genetic variation across the southern and eastern geographic ranges of the African lion, Panthera leo. Conservation Genetics 6: 15–24, 2005. online-PDF.
  4. Chicago Field Museum
  5. tigerforum.de

Filmdokumentationen

  • Geheimnisse der Steppe (OT: The African Lion). Dokumentarfilm von James Algar. USA 1955, Walt Disney, 75 Minuten

 

 

 

 

 

Wikipedia

http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=L%C3%B6we&action=history

http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html