Primaten
Die größten Augen
aller Primaten haben die Koboldmakis.
Typisch für Primaten sind die
relativ großen, nach vorne gerichteten Augen. Damit einhergehend ist ein
gutentwickelter Gesichtssinn und ein im Verhältnis großes Gehirn. Die größten
Augen aller Primaten haben die Koboldmakis. Bei den größtenteils nachtaktiven
Feuchtnasenaffen ist zusätzlich eine lichtreflektierende Schicht hinter der Netzhaut,
das Tapetum lucidum vorhanden.
Namensgebender Unterschied der
beiden Unterordnungen ist der Nasenspiegel (Rhinarium), der bei den
Feuchtnasenaffen feucht und drüsenreich ist und sich in einem gut entwickelten
Geruchssinn widerspiegelt. Die Trockennasenaffen hingegen besitzen einfache,
trockene Nüstern und ihr Geruchssinn ist weitgehend unterentwickelt.
Die ältesten gefundenen fossilen
Primaten besaßen eine Zahnformel von 2-1-4-3, das bedeutet pro Kieferhälfte
zwei Schneidezähne, einen Eckzahn, vier Prämolaren und drei Molaren, insgesamt
also 40 Zähne. Die maximale Zahnformel der rezenten Primaten lautet jedoch
2-1-3-3, die beispielsweise bei den Lemuren und Kapuzinerartigen auftritt. Manche
Gattungen haben ernährungsbedingt weitere Zähne eingebüßt, so besitzen die Wieselmakis
keine Schneidezähne im Oberkiefer. Die wenigsten Zähne aller lebenden Arten hat
mit 18 das Fingertier, das keine Eckzähne und nur mehr einen Schneidezahn pro
Kieferhälfte besitzt. Die Altweltaffen, einschließlich des Menschen haben die
Zahnformel 2-1-2-3, also 32 Zähne.
Die Form insbesondere der Backenzähne
gibt Aufschluss über die Ernährung. Vorwiegend fruchtfressende Arten haben
abgerundete, insektenfressende Arten haben auffallend spitze Molaren. Bei
Blätterfressern haben die Backenzähne scharfe Kanten, die zur Zerkleinerung der
harten Blätter dienen.
Gibbons haben die
längsten Arme aller Primaten
Da die meisten Primatenarten
Baumbewohner sind, sind ihre Gliedmaßen an die Lebensweise angepasst. Die
Hinterbeine sind fast immer länger und stärker als die Vorderbeine (Ausnahmen
sind die Gibbons und die nicht-menschlichen Menschenaffen) und tragen den
größeren Anteil der Bewegung. Besonders ausgeprägt ist das bei den springenden
Primaten und beim Menschen. Die Finger und Zehen sind an das Greifen angepasst.
Merkmal aller Arten (mit Ausnahme des Menschen) ist die opponierbare (den
anderen Zehen gegenüberstellbare) Großzehe. Auch der Daumen ist in den meisten
Fällen opponierbar, bei Arten, die sich hangelnd durch die Äste bewegen, ist
dieser jedoch zurückgebildet (beispielsweise bei den Klammeraffen und Stummelaffen).
Die jeweils fünf Strahlen der Gliedmaßen (Finger und Zehen) tragen in den
meisten Fällen Nägel statt Krallen. Feuchtnasenaffen haben an der zweiten Zehe
eine Putz- oder Toilettenkralle, die der Fellpflege dient. Die Unterseite der
Hände und Füße ist unbehaart und mit sensiblen Tastfeldern versehen.
Für viele baumbewohnende
Säugetiere ist ein langer Schwanz ein wichtiges Gleichgewichts- und
Balanceorgan, so auch bei den meisten Primaten. Jedoch kann der Schwanz
rückgebildet sein oder ganz fehlen. Mit Ausnahme der Menschenartigen, die
generell schwanzlos sind, ist die Schwanzlänge kein Verwandtschaftsmerkmal, da
Stummelschwänze bei zahlreichen Arten unabhängig von der Entwicklung vorkommen.
Sogar innerhalb einer Gattung, der Makaken, gibt es schwanzlose Arten (zum
Beispiel der Berberaffe) und Arten, deren Schwanz länger als der Körper ist, zum
Beispiel der Javaneraffe. Einen Greifschwanz haben nur einige Gattungen der Neuweltaffen
ausgebildet, die Klammerschwanzaffen und die Brüllaffen. Dieser ist an der
Unterseite unbehaart und mit sensiblen Nervenzellen ausgestattet.
Man vermutet, dass sich die
Primaten aus baumbewohnenden Tieren entwickelt haben und noch heute sind viele
Arten reine Baumbewohner, die kaum jemals auf den Boden kommen. Andere Arten
sind zum Teil terrestrisch (auf dem Boden lebend), dazu zählen beispielsweise Paviane
und Husarenaffen. Nur wenige Arten sind reine Bodenbewohner, darunter der Dschelada
und der Mensch. Primaten finden sich in den verschiedensten Waldformen,
darunter Regenwälder, Mangrovenwälder, aber auch Gebirgswälder bis über 3000 m
Höhe. Obwohl man diesen Tieren generell nachsagt, wasserscheu zu sein, finden
sich Arten, die gut und gerne schwimmen, darunter der Nasenaffe oder die Sumpfmeerkatze,
die sogar kleine Schwimmhäute zwischen den Fingern entwickelt hat. Für einige hemerophile
Arten (Kulturfolger) sind auch Städte und Dörfer Heimat geworden, zum Beispiel
dem Rhesusaffen und den Hanuman-Langur.
Vereinfacht gesagt sind
Feuchtnasenaffen meist nachtaktiv (Ausnahmen: Indri, Sifakas und Varis),
während Trockennasenaffen meist tagaktiv sind (Ausnahmen: Koboldmakis und Nachtaffen).
Die unterschiedlichen Aktivitätszeiten haben sich auch im Körperbau
niedergeschlagen, so sind in beiden Untergruppen nachtaktive Tiere
durchschnittlich kleiner als tagaktive. Eine weitere Anpassung an die
Nachtaktivität stellt der bessere Geruchssinn der Feuchtnasenaffen dar. Vergleichbar
mit anderen Säugetieren ist die Tatsache, dass Arten, die sich vorwiegend von
Blättern ernähren, längere Ruhezeiten einlegen, um den niedrigen Nährwert ihrer
Nahrung zu kompensieren.
Mantelpaviane
sind typische Vertreter des vierbeinigen Gehens am Boden
Primaten verwenden
unterschiedliche Arten der Fortbewegung, die sich in verschiedenen Anpassungen
im Körperbau widerspiegeln und auch vom Lebensraum abhängig sind. Es lassen
sich folgende Formen unterscheiden:
Primaten haben in den meisten
Fällen ein komplexes Sozialverhalten entwickelt. Reine Einzelgänger sind
selten, auch bei Arten die vorwiegend einzeln leben (zum Beispiel der Orang-Utan),
überlappen sich die Reviere von Männchen und Weibchen, und bei der
Fortpflanzung werden Tiere aus solchen überlappenden Territorien bevorzugt. Andere
Arten leben in langjährigen monogamen Beziehungen (zum Beispiel Indriartige
oder Gibbons). Vielfach leben Primaten jedoch in Gruppen. Diese können entweder
Harems- oder Einzelmännchengruppen sein, wo ein Männchen zahlreiche Weibchen um
sich schart, oder gemischte Gruppen, in denen mehrere geschlechtsreife Männchen
und Weibchen zusammenleben. In Gruppen etabliert sich oft eine Rangordnung, die
durch Kämpfe, Alter, Verwandtschaft und andere Faktoren bestimmt ist.
Auch die Kommunikation und Interaktion
spielt eine bedeutende Rolle. Etliche Arten haben eine Vielzahl von Lauten, die
zur Markierung des Territoriums, zur Suche nach Gruppenmitgliedern, zur Drohung
oder zur Warnung von Fressfeinden dienen kann. Besonders bekannt sind die Urwaldkonzerte
der Brüllaffen und die Duettgesänge der Gibbonpärchen. Auch Körperhaltungen und
Grimassen können eine Kommunikationsform darstellen, eine weitere wichtige Form
der Interaktion ist die gegenseitige Fellpflege. Bei den Feuchtnasenaffen
spielt der Geruchssinn eine bedeutendere Rolle, oft wird das Revier mit
Duftdrüsen oder Urin markiert.
Wikipedia
http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Primaten&action=history
http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html