Primaten
Der Gorilla ist
vorwiegend auf Blätternahrung spezialisiert
Vermutlich waren die Vorfahren
der Primaten Insektenfresser, die Mehrzahl der Arten ist heute jedoch vorrangig
Pflanzenfresser. Früchte stellen für viele Arten den Hauptbestandteil der
Nahrung dar, ergänzt werden sie durch Blätter, Blüten, Knollen, Pilze, Samen,
Nüsse, Baumsäfte und andere Pflanzenteile. Viele Arten sind jedoch
Allesfresser, die neben pflanzlicher auch tierische Nahrung zu sich nehmen,
insbesondere Insekten, Spinnen, Vogeleier und kleine Wirbeltiere. Zu den
Gattungen, die gelegentlich Jagd auf größere Säugetiere (Hasen, kleine Primaten,
junge Paarhufer) machen, gehören Paviane und Schimpansen.
Es gibt auch Arten, die
vorwiegend Blätter verzehren. Um diese schwerverdauliche Nahrung zu verwerten,
haben manche Tiere besondere Strategien entwickelt: so haben die Stummelaffen
einen mehrkammerigen Magen, in welchem Mikroorganismen die Zellulose abbauen. Dieses
Konzept ähnelt dem der Wiederkäuer oder mancher Känguruarten. Andere, wie die Brüllaffen
oder der Gorilla, haben einen vergrößerten Dickdarm, der demselben Zweck dient.
Reine Fleischfresser sind selten
unter den Primaten, dazu gehören beispielsweise die insektenfressenden Koboldmakis
und Bärenmakis.
Generell zeichnen sich Primaten
durch eine lange Trächtigkeitsdauer, eine lange Entwicklungszeit der Jungen und
eine eher hohe Lebenserwartung aus. Die Strategie dieser Tiere liegt darin,
viel Zeit in die Aufzucht der Jungtiere zu investieren, dafür ist die
Fortpflanzungsrate gering. Die kürzeste Tragzeit haben Katzenmakis mit rund 60
Tagen, bei den meisten Arten liegt sie zwischen vier und sieben Monaten. Die
längste Trächtigkeitsdauer haben der Mensch und der Gorilla mit rund neun
Monaten.
Bei den meisten Arten überwiegen
Einzelgeburten, und auch bei den Arten, die üblicherweise Mehrfachgeburten
aufweisen (darunter Katzenmakis, Galagos und Krallenaffen) liegt die Wurfgröße
selten über zwei oder drei Neugeborenen.
Die Primaten gehören innerhalb
der Plazentatiere zu den Euarchontoglires, einer aufgrund molekulargenetischer
Untersuchungen festgelegten Überordnung. Ihre nächsten Verwandten sind die Riesengleiter
(Dermoptera). Die Spitzhörnchen (Scandentia), die früher manchmal den Primaten
zugerechnet wurden, zeigen zwar im Schädelbau und im Verhalten Ähnlichkeiten,
diese sind aber entweder generelle Merkmale der Säuger oder konvergente
Entwicklungen, sodass sie heute in eine eigene Ordnung, Scandentia, gestellt
werden. Das nachfolgende Diagramm gibt die vermuteten Entwicklungsverhältnisse
innerhalb dieser Unterordnung wieder:
Euarchontoglires
|--Glires
| |--Nagetiere (Rodentia)
| |--Hasenartige (Lagomorpha)
|
|--Euarchonta
|--Spitzhörnchen (Scandentia)
|--N.N.
|--Riesengleiter (Dermoptera)
|--Primaten (Primates)
Varis sind
Vertreter der Feuchtnasenaffen
Man teilt die Primaten heute in
zwei Unterordnungen, die Trockennasenaffen (Haplorrhini) und die Feuchtnasenaffen
(Strepsirrhini). Früher wurde zwischen Halbaffen (Prosimiae) und
"Echten" Affen (Simiae) unterschieden, bis auf die Familie der Koboldmakis
entsprechen die Feuchtnasen- den Halbaffen und die Trockennasen- den echten
Affen. Die Feuchtnasenaffen teilen sich in die Lemuriformes (Lemurenartige),
die ausschließlich auf Madagaskar leben und die Loriformes, zu denen Loris und Galagos
gehören. Bei den Trockennasenaffen stehen die Koboldmakis den anderen Arten
gegenüber, die manchmal als Eigentliche Affen (Anthropoidea) bezeichnet werden
und sich wiederum in die Neuweltaffen und die Altweltaffen teilen. Die folgende
Systematik zeigt nur die rezenten Familien:
Primaten (Primates)
|-- Feuchtnasenaffen (Strepsirrhini)
| |--Lemuriformes (Lemurenartige)
| | |--Fingertiere (Daubentoniidae)
| | |
| | |--Lemuroidea
| | |--Katzenmakis (Cheirogaleidae)
| | |--Wieselmakis (Lepilemuridae)
| | |--N.N.
| | |--Indriartige (Indriidae)
| | |--Lemuren (Lemuridae)
| |
| |--Lorisiformes (Loriartige)
| |--Loris (Lorisidae)
| |--Galagos (Galagonidae)
|
|--Trockennasenaffen (Haplorrhini)
|
|--Tarsiiformes (Koboldmakis)
|
|--Anthropoidea ("Eigentliche Affen")
|--Neuweltaffen oder Breitnasenaffen (Platyrrhini)
| |--Sakiaffen (Pitheciidae)
| |--N.N.
| |--Klammerschwanzaffen (Atelidae)
| |--N.N.
| |--Krallenaffen (Callitrichidae)
| |--N.N.
| |--Nachtaffen (Aotidae)
| |--Kapuzinerartige (Cebidae)
|
|--Altweltaffen oder Schmalnasenaffen (Catarrhini)
|--Geschwänzte Altweltaffen (Cercopithecoidea)
| |--Meerkatzenverwandte (Cercopithecidae)
|
|--Menschenartige (Hominoidea)
|--Gibbons (Hylobatidae)
|--Menschenaffen (inkl. Mensch) (Hominidae)
Die ältesten zweifelsfrei den
Primaten zuzuordnenden Fossilienfunde stammen aus dem frühen Eozän (vor rund 55
Millionen Jahren). Da die Funde aus dem Eozän bereits die Aufspaltung in die
beiden Unterordnungen erkennen lassen, vermutet man, dass die ältesten Primaten
in der Kreidezeit gelebt haben, vor rund 80 bis 90 Millionen Jahren.
Es existieren einige Funde aus
der Oberkreide und dem Paläozän wie Purgatorius oder die Plesiadapiformes,
die manchmal als früheste bekannte Primaten bezeichnet werden. Ihre Stellung
ist jedoch umstritten, viele Autoren sehen in ihnen allerdings eine gänzlich
eigene Säugetierordnung.
Die Funde aus dem Eozän werden
den Adapiformes, einer Teilordnung der Feuchtnasenaffen, und den Omomyidae,
einer den Koboldmakis ähnlichen Familie zugeordnet und sind aus Afrika, Asien, Europa
und Nordamerika bekannt. Während die Primaten in Nordamerika im Oligozän
ausstarben, entwickelten sie sich auf den anderen Kontinenten weiter. Die
heutigen Primaten Amerikas, die Neuweltaffen, sind seit rund 25 Millionen
Jahren belegt, älteste bekannte Gattung ist Branisella. Aus dem Miozän
sind Vorfahren der meisten heutigen Familie bekannt, eine Ausnahme bilden die
Primaten Madagaskars, was aber wohl auf eine schlechte Fossilienfundrate
zurückzuführen ist. In Europa starben die nichtmenschlichen Primaten - aus der
Familie der Meerkatzenverwandten (Cercopithecidae) - im Pleistozän aus. Auf
beispiellose Weise hat sich die Gattung Homo innerhalb der letzten
100.000 Jahre weltweit ausgebreitet, sodass heute in jedem Winkel der Erde
Primaten zu finden sind.
Wikipedia
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